Union-Spielführer oft nur Ersatz

Trimmel spricht Klartext: „Ein Kapitän sollte immer auf dem Platz stehen“

Christopher Trimmel absolvierte gegen den SC Freiburg sein 300. Pflichtspiel für den 1. FC Union Berlin. Ein selten gewordener sportlicher Glücksmoment.

Christopher Trimmel machte gegen Freiburg sein 300. Pflichtspiel für den 1. FC Union Berlin. Wie viele kommen noch hinzu?
Christopher Trimmel machte gegen Freiburg sein 300. Pflichtspiel für den 1. FC Union Berlin. Wie viele kommen noch hinzu?Uwe Koch/Eibner-Pressefoto/imago

Hinter Christopher Trimmel liegen keine einfachen Wochen. Der Kapitän des 1. FC Union Berlin, der erst im Januar seinen Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert hatte, spielte unter Trainer Urs Fischer nach dem Aus in der Europa League und dem DFB-Pokal – und damit ausbleibender Rotation – allenfalls noch eine untergeordnete Rolle.

Im Auswärtsspiel beim FC Augsburg (0:1) durfte er zumindest in der Schlussphase mitmischen, gegen den SC Freiburg (4:2) absolvierte er dann sein 300. Pflichtspiel für die Köpenicker – und das am Sonnabend gar von Beginn an.

Doch die Zeit auf der Bank hat an dem 36-Jährigen genagt. Das wurde am Dienstag in der Medienrunde deutlich, in der Trimmel zu seiner unbefriedigenden Situation Stellung bezog.

„Die Lage ist natürlich nicht einfach und der Trainer hat gespürt, dass es mich beschäftigt. Ich bin Kapitän dieser Mannschaft und ich finde, ein Kapitän sollte eigentlich immer auf dem Feld stehen“, spricht Trimmel Klartext. Mit der Verpflichtung des kroatischen WM-Teilnehmers Josip Juranovic hat der Routinier Konkurrenz von hochrangigem Format vor die Nase gesetzt bekommen. „Ich bin noch fit, trainiere jeden Tag mit 18- oder 19-Jährigen und sehe mich da überhaupt nicht im Nachteil“, betont Trimmel, dass sein für einen Fußballprofi stattliches Alter keinesfalls vor Ehrgeiz schützt.

Im Gegenteil: Zwei oder drei Jahre will der sympathische Österreicher nach eigener Aussage vor dem Karriereende noch spielen. Ob das beim 1. FC Union Berlin passiert? Das erscheint zumindest fraglich. „Ich wünsche mir einfach nur, dass die Leute ehrlich zu mir sind, dass man Entscheidungen klar kommuniziert“, deutete Trimmel an, dass er mit der Art und Weise des Umgangs zuletzt nicht gänzlich glücklich war. Urs Fischer hatte im Bezug auf Trimmel wiederholt von dessen „neuer Rolle“ gesprochen. „Davon“, kommentiert der Kapitän die Wortwahl des Trainers vielsagend, „war ich auch überrascht.“

Am Sonnabend (15.30 Uhr) im Spiel bei der TSG 1899 Hoffenheim steht Fischer nun vor der schwierigen Frage, ob er Trimmel nach seinem soliden Auftritt gegen Augsburg erneut für die Anfangsformation nominiert oder Juranovic wieder auf die rechte Außenbahn zurückkehrt. Ob er davon ausgeht, erneut in der ersten Elf zu stehen? Trimmel: „Mit dieser Einstellung gehe ich in jedes Spiel.“

Es wäre aus fußballromantischer Sicht schade, wenn Christopher Trimmel an diesem Tag, der für den 1. FC Union Berlin im nächsten vorläufigen Höhepunkt der Vereinsgeschichte enden kann, nur eine Nebenrolle einnehmen würde. Aber Champions League und Fußballromantik sind letztlich auch nur zwei Begriffe, die nicht wirklich viel gemeinsam haben.