In der Endphase der vergangenen Saison gab es ein heißes Gerücht in der Fußball-Bundesliga. Jessic Ngankam, ein junger Stürmer von Hertha BSC, wäre ins Visier des 1. FC Union Berlin gerückt. Es wurde heiß diskutiert, ob so ein Wechsel innerhalb der Hauptstadt nicht etwas zu viel Brisanz mit sich bringen würde. Wie würden die Fans der Köpenicker einen Neuzugang aus Charlottenburg empfangen?
Alles offenbar ganz unproblematisch, wie man inzwischen weiß. Ngankam ist zwar nicht zu den Eisernen, sondern zu Ligakonkurrent Eintracht Frankfurt gewechselt, dafür läuft Lucas Tousart zukünftig im Stadion an der Alten Försterei auf. Den Mittelfeldspieler hatten Manager Oliver Ruhnert und Trainer Urs Fischer in der vergangenen Woche final zum Champions-League-Teilnehmer gelotst. Die Anhänger des Klubs hatten den Franzosen bei dessen Debüt im Test gegen Holstein Kiel (1:2) warmherzig empfangen. Ein Fußballgott eben, wie alle anderen Akteure der eigenen Mannschaft auch.
Und vielleicht dürfte Tousart von der Freundlichkeit, die ihm aktuell auch im Union-Trainingslager in Bramberg (Österreich) von allen Seiten entgegenschlägt, seinem ehemaligen Teamkollegen Alexander Schwolow erzählt haben. Der Torhüter, der erst kurz zuvor seinen Vertrag beim Absteiger aufgelöst hatte, geht nämlich den gleichen Weg wie Tousart, trägt ab sofort das Trikot des 1. FC Union Berlin.
Tach jesacht aus Bramberg! 👋 pic.twitter.com/mnLgKIySTU
— 1. FC Union Berlin (@fcunion) July 26, 2023
Damit füllt der 31-Jährige die Lücke, die Lennart Grill mit seinem Weggang zum Zweitligisten VfL Osnabrück hinterlassen hat. Schwolow, der zuletzt an den FC Schalke 04 ausgeliehen war, dürfte erster Herausforderer von Stammtorhüter Frederik Rönnow werden. Dahinter stehen mit Jakob Busk und Yannic Stein zwei weitere Keeper zur Verfügung. Nach Mikkel Kaufmann, Alex Král, Brenden Aaronson, David Fofana und eben Tousart ist er der sechste neue Mann im Kader von Urs Fischer.
Alexander Schwolow weilt bereits im Trainingslager in Österreich und stand am Nachmittag erstmals mit seinen neuen Teamkollegen auf dem Platz.
Alexander Schwolow hat sportlich schwere Jahre hinter sich
„Alex ist ein gestandener Bundesliga-Torwart. Trotz seiner zuletzt nicht einfachen Situation war er schnell bereit, die Herausforderung Union anzunehmen, um selbst zu alter Stärke zurückzufinden. Mit der nötigen Geduld sind wir sicher, dass dies gelingen wird und er unsere Optionen erhöht“, wird Oliver Ruhnert in der offiziellen Mitteilung des Vereins zitiert.
Die nicht einfache Situation, die Ruhnert beschreibt, bezieht sich vor allem auf die vergangenen Jahre in der Karriere Schwolows, die einst beim SC Freiburg richtig verheißungsvoll Fahrt aufgenommen hatte. Paris Saint-Germain mit dem damaligen Trainer Thomas Tuchel soll zeitweise an ihm interessiert gewesen sein, auch die Bundesliga-Schwergewichte Borussia Dortmund und RB Leipzig hätten auf eine Verpflichtung des gebürtigen Wiesbadeners geschielt. Doch mit dem Wechsel zur Hertha vor drei Jahren häuften sich die Unsicherheiten und Patzer.
Eine Leihe zum FC Schalke 04 brachte zuletzt auch nicht die gewünschte Stabilität in sein Torwartspiel zurück. Als Nummer eins in die Saison gegangen, wurde er zu Beginn des Jahres von Ralf Fährmann auf die Bank verdrängt. Der machte seine Sache so gut, dass Schwolow draußen blieb.
„Union hat in den vergangenen Jahren eine beeindruckende Entwicklung hingelegt und bietet ein ganz hervorragendes Umfeld, in dem hochprofessionell, mit Ruhe und viel Sachverstand gearbeitet wird“, erklärt Schwolow nun die Gründe für den Wechsel innerhalb Berlins. „Ich bin ein überzeugter Teamplayer, weiß was ich kann und freue mich sehr, hier einen aktiven Beitrag zu leisten, damit die kommende Saison für die Eisernen wieder eine erfolgreiche wird.“


