Seit Dienstag ist Robin Gosens in Berlin, am Mittwoch stand er zum ersten Mal im Stadion An der Alten Försterei auf dem Platz, auf welchem er möglicherweise schon am Sonntag (15.30 Uhr) zum Bundesligastart gegen den FSV Mainz 05 sein Debüt feiern könnte. Ein Debüt für den 1. FC Union Berlin und, das klingt für einen deutschen Nationalspieler schon komisch, in der Bundesliga. Seine Vita im Profifußball weist ausschließlich ausländische Adressen aus, in der höchsten deutschen Spielklasse hat er noch nie auf dem Platz gestanden.
Urs Fischer sieht im Training das Gesicht von Robin Gosens
Nicht nur deshalb hatten er und Trainer Urs Fischer sich am Mittwoch unter den Augen von mehreren Tausend Fans intensiv unterhalten. „Robin Gosens konnte schon die eine oder andere Einheit bestreiten und hat sein Gesicht gezeigt – da sprechen wir vor allem von Mentalität und Führungsqualität“, erzählte Fischer am Freitag auf der Spieltagskonferenz vor dem Saisonstart über seinen Mann für die linke Seite. Worüber er nichts zu berichten musste, war der Ehrgeiz des 16-fachen deutschen Nationalspielers. Das erledigte der bereits am Donnerstag in einem Interview mit dem TV-Sender Sky persönlich. Besonders auffällig: Trainer und Rekordeinkauf sprechen zwar beide Deutsch, aber noch nicht dieselbe Sprache.
Wenn es um die Einsatzzeit geht, sind sich beide einig: Gosens möchte so viel wie möglich spielen, Fischer sieht den Linksfuß am Sonntag vielleicht sogar schon in der Startelf, möchte aber noch die Abschlusseinheit am Sonnabend abwarten. Gut möglich aber, dass Gosens und vielleicht sogar auch schon Kevin Volland gegen Mainz eine Option für ihren Trainer darstellen. Der erwartet einen unangenehmen Gegner, erinnert an das zurückliegende Duell in der vergangenen Saison. Drei Punkte zum Auftakt aber sind natürlich auch für den Schweizer das erklärte Ziel des ersten Spieltags. Und damit ein erster Schritt auf dem Weg zu abermals anvisierten 40 Zählern für den Klassenerhalt. Bezüglich dieser Zielsetzung war „der Präsident deutlich, der Sportdirektor war deutlich und der Trainer ist es auch“, so Fischer. „Auch die Mannschaft ist es.“
Nur Robin Gosens gab sich da eben schon etwas offensiver. Das klang in eingangs erwähntem Interview so: „Wir haben die Qualität, um eine sehr wichtige Rolle zu spielen. Wir sollten uns nicht verstecken. Wir sind letztes Jahr Vierter geworden. Das bedeutet Champions League. Wer Champions League spielt, der muss Ambitionen haben. Der muss zeigen, dass man zu Hause eine Macht ist. Der muss aber auch langsam anfangen, zu Auswärtsspielen mit dem Wissen des vierten Platzes fahren. Andere Vereine müssen mit der Einstellung vor uns zittern. Dieses Mindset muss in die Köpfe rein. Ich bin nicht hierhergekommen, um um den Klassenerhalt zu spielen.“
Angesprochen auf diese Aussagen, fand Urs Fischer es gut, „dass die Jungs ehrgeizig sind“. Das sei er schließlich auch. Aber: „Es gilt, die letzte Saison zu bestätigen – nicht von der Platzierung, aber von der Art und Weise, wie wir aufgetreten sind. Die letzten drei Spielzeiten haben immer sechs, sieben Mannschaften die 40 Punkte nicht erreicht – das ist immer noch eine Leistung. Wir tun gut daran, ehrgeizig zu sein, aber die Demut und Bescheidenheit an den Tag zu legen, erst ein Ziel zu erreichen, bevor man sich an das nächste macht.“




