Als Trainer Urs Fischer in der Pressekonferenz vor dem Spiel bei der TSG 1899 Hoffenheim verkündete, dass der Einsatz von Robin Knoche aufgrund eines Infekts fraglich sei, schrillten hinter den Kulissen vermutlich schon längst alle Alarmglocken. Beim 1. FC Union Berlin wissen sie um den unschätzbaren Wert ihres Abwehrchefs. Seit drei Jahren hält er die Defensive der Köpenicker zusammen, und wenn er fehlt, geht das in der Regel nicht gut aus.
Bis zum Sonnabend hatte der 30-Jährige erst zwei Partien im Union-Trikot verpasst. Knoche fehlte in der Vorsaison bei der 0:1-Pleite in Bielefeld und in der laufenden Spielzeit beim 0:2 in Frankfurt. Das Fehlen des gebürtigen Braunschweigers nun als alleinigen Grund für die 2:4-Pleite in Hoffenheim zu benennen, wäre schlicht falsch. Und trotzdem scheint sich die Erkenntnis durchzusetzen, dass es ohne Robin Knoche irgendwie nicht funktioniert.
„Wir wissen, was wir an ihm haben. Robin ist ein sehr wichtiger Spieler für uns, aber heute waren es die individuellen Fehler, mit denen wir uns selbst ein Bein gestellt haben“, erklärte Rani Khedira nach der Niederlage im Kraichgau und dürfte dabei in erster Linie an die Szene in der 23. Minute gedacht haben. Da nämlich wollte Diogo Leite den Ball in einer eigentlich ungefährlichen Szene zu Torhüter Frederik Rönnow zurückköpfen. Ein Vorhaben, das völlig misslang und zur perfekten Vorarbeit für den Torschützen Ihlas Bebou wurde.
Es war nicht der erste schlimme Aussetzer des Portugiesen in diesem Jahr. Schon beim Europa-League-Aus gegen Royale Union Saint-Gilloise und beim Pokal-K.-o. bei Eintracht Frankfurt hatte sich Leite haarsträubende Fehler geleistet, die zu Gegentoren führten. Der 24-Jährige ist hoch veranlagt, könnte mit seinem linken Fuß eine große Bereicherung für den Spielaufbau sein, doch im Kopf bleiben vor allem Szenen wie die am Sonnabend.
Zwölf Minuten nach dem Rückstand stellte sich der Verteidiger gegen Christoph Baumgartner im eigenen Strafraum ungeschickt an, Andrej Kramaric verwandelte den Strafstoß nach einem Hinweis des Videoassistenten zum zweiten Tor für Hoffenheim. Zur Ehrenrettung: In dieser Szene lag mit Sicherheit keine klare Fehlentscheidung vor, ein Foulspiel von Leite war nicht eindeutig auszumachen.
Fischer korrigierte seine Aufstellung zur Pause, brachte Timo Baumgartl, der seit mehr als zwei Monaten kein Pflichtspiel mehr für den 1. FC Union Berlin absolviert hatte. Leite verlebte den Rest der Begegnung dagegen auf der Bank, während sich seine Teamkollegen doch noch einmal aufrafften. Danilho Doekhi, im Hinspiel schon Doppel-Torschütze und diesmal in Vertretung von Knoche Abwehr-Organisator, hatte noch vor dem Seitenwechsel mit einem wuchtigen Kopfball den Anschluss hergestellt (45.+4), Sheraldo Becker vergab gleich zweimal die Chance zum Ausgleich (54., 65.).
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Zu einem Punktgewinn reichte es aber letztlich nicht mehr. Das lag nicht nur daran, dass Kevin Behrens in der Schlussminute am eigenen Strafraum ein Fehler unterlief und er im Anschluss schlecht im Zweikampf aussah – Kramaric besorgte mit dem 3:1 die Entscheidung –, sondern auch an einer zunehmenden Hektik im Spiel. Es gab etliche Unterbrechungen, die den Gastgebern natürlich deutlich mehr in die Karten spielten. „Wir wollten, das tun wir immer, haben die Fehler aus der ersten Halbzeit aber nicht mehr korrigieren können“, analysierte Khedira.
Der erneute Anschlusstreffer durch Aissa Laidouni (90.+5), der nach seiner Einwechslung ein belebendes Element im Spiel der Gäste war, kam zu spät. Munas Dabbur (90.+9) setzte kurz darauf noch den Schlusspunkt und sorgte für finstere Mienen in den Reihen der Gäste.


