Ratgeber Gesundheit

Mythen um Sonnenschutz: Sind Cremes wirklich pures Gift und verursachen Krebs?

In den sozialen Netzwerken kursieren Nachrichten wie: Sonnencreme erzeugt Krebs. Was ist dran an solchen Behauptungen? Ein Faktencheck.

Frau cremt sich das Gesicht ein: Auch Kleidung kann vor gefährlicher Sonnenstahlung schützen.
Frau cremt sich das Gesicht ein: Auch Kleidung kann vor gefährlicher Sonnenstahlung schützen.Pond5 Images/imago

Juli in Berlin: 224 Stunden scheint die Sonne durchschnittlich in diesem Monat. Da kommt ein Trend in den sozialen Medien offenbar gerade zur rechten Zeit: die Behauptung, Sonnencreme schade der Gesundheit. Da spricht zum Beispiel jemand auf Instagram von „purem Gift“ und rät seinen Followern. „Niemals Sonnencreme benutzen, die Sonne ist das Gesündeste, was es gibt.“ Außerdem: „Sonnencreme hat sehr viele krebserregende Stoffe.“

Was ist dran an solchen Behauptungen? Ist die in Deutschland erhältliche Sonnencreme tatsächlich krebserregend? Was ist generell beim Sonnenschutz zu beachten? Wie gut schützt Kleidung? Was leistet wasserfeste Creme? Hier sind Antworten auf die wichtigsten Fragen.

1. Verursachen Sonnencremes Krebs?

Titandioxid ist ein Farbstoff, der in Kosmetika verwendet wird. In Lebensmitteln darf er in der EU nicht mehr enthalten sein, weil er im Verdacht steht, das menschliche Erbgut zu schädigen und potenziell krebserregend zu sein. Unter Berufung auf das Komitee für Verbrauchersicherheit der EU erklärt das Bundesinstitut für Risikobewertung, ein Anteil von 25 Prozent in Sonnenschutzmitteln sei gesundheitlich unbedenklich.

Eine weitere Substanz, die immer wieder im Zusammenhang mit Krebserkrankungen genannt wird, ist Octocrylen. Es handelt sich dabei um einen UV-Filter, der in einen Stoff namens Benzophenon zerfällt, wird er lange gelagert. Anhaltspunkte dafür fanden unter anderen französische und amerikanische Wissenschaftler in einer Studie aus dem Jahr 2021. Das Bundesinstitut für Risikobewertung stuft Cremes, die in Deutschland gehandelt werden und die Octocrylen enthalten, als ungefährlich ein.

2. Wann sollte Sonnencreme nicht mehr verwendet werden?

Eben wegen der beschriebenen Zerfallsprozesse sollte Sonnencreme nicht länger als eine Saison lang benutzt werden. Zumal ein ausreichender Schutz mit der Zeit nicht mehr gewährleistet ist, wenn die Tube, Dose oder Flasche bereits geöffnet wurde und es dadurch zu Oxidation kommt.

Wie lange man eine Sonnencreme nach dem Öffnen maximal nutzen sollte, steht auf der Verpackung: Eine geöffnete runde Dose als Symbol steht vor der Angabe der Verwendungszeitraums, etwa „12 M“ für zwölf Monate. Ein Mindesthaltbarkeitsdatum wie bei Lebensmitteln ist oft nicht auf Tuben, Flaschen oder Dosen zu finden. Um persönlich den richtigen Zeitpunkt zur Entsorgung nicht zu verpassen, kann man das Datum auf der Verpackung notieren, wann diese geöffnet wurde.

3. Verhindert Sonnencreme die Bildung von Vitamin D?

Vitamin D bildet der menschliche Körper über Sonneneinstrahlung auf der Haut. Immer wieder wird insbesondere in sozialen Netzwerken behauptet, Sonnencreme blockiere diese Synthese. Das stimmt so nicht. Sonnencreme kann die Vitamin-D-Bildung im Labor zwar verringern, doch ergaben Studien mit Probnden, die sich der Sonnen regelmäßig aussetzten und dabei Sonnenschutzmittel verwendeten, dass kein signifikanter Einfluss auf den Gehalt an Vitamin D im Blut bestand.

4. Was sagt der Lichtschutzfaktor aus?

Der Lichtschutzfaktor beschreibt den Schutz vor UV-B-Strahlung. Er gilt weltweit und gibt an, wie viel länger man sich theoretisch mit einem Sonnenschutzmittel der Sonne aussetzt, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen, als dies ohne den Schutz möglich wäre. Zum Beispiel: Eine Person kann zehn Minuten lang ohne Schutz in der Sonne bleiben, ohne der Haut damit zu schaden. Benutzt sie nun ein Mittel mit Lichtschutzfaktor 30, dauert der Schutz vor Sonneneinstrahlung 10 mal 30 Minuten.

5. Schützt vorbräunen im Solarium vor Sonnenbrand?

Es handelt sich dabei um einen weiteren Mythos, der sich offenbar nur schwer aus der Welt schaffen lässt. Vorbräunen im Solarium bewahrt nicht vor Sonnenbrand oder Schädigungen der Haut durch UV-Strahlung. Die Bräune, die unter dem Solarium entsteht, ist eine Art Stressreaktion auf UV-Licht und bietet keinen wirksamen Schutz vor späterer Sonneneinstrahlung. Allerdings ist der Eigenschutz der Haut leicht erhöht. Man kann sich etwas länger in der Sonne aufhalten, ohne eingecremt zu sein, bevor ein Sonnenbrand entsteht.

6. Bietet Kleidung ausreichenden Sonnenschutz?

Kleidung schützt sogar sehr gut vor zu intensiver ultravioletter Strahlung, schreibt das Bundesamt für Strahlenschutz auf seiner Homepage. Und zwar jedes Kleidungsstück. Wie gut dieser Schutz ist, hängt vor allem von der Art und der Dichte des Gewebes ab. Je dichter, desto besser. Im Handel sind zudem spezielle Textilien für UV-Schutz erhältlich. Der variiert je nach UV-Schutzfaktor (UPF). „Der UPF gibt an, wie viel länger der Nutzer von Sonnenschutztextilien oder der Träger von UV-Schutzkleidung sich in der Sonne aufhalten kann, ohne einen Sonnenbrand davonzutragen, vergleichbar mit dem Lichtschutzfaktor eines Sonnenschutzmittels“, schreibt das Bundesamt. Wichtig ist dabei der angegebene Standard. In der EU gilt der Standard 801.

Der Lichtschutzfaktor einer handelsüblichen dunkelblauen Jeans liegt etwa bei 500, der eines dünnen weißen  Baumwolle-T-Shirt dagegen nur bei 10.

Junge Frau mit eher blassem Hautton: Das Bundesamt für Strahlenschutz rät dazu, sich 20 bis 30 Minuten vor dem Gang in die Sonne einzucremen.
Junge Frau mit eher blassem Hautton: Das Bundesamt für Strahlenschutz rät dazu, sich 20 bis 30 Minuten vor dem Gang in die Sonne einzucremen.Cavan Images/imago

7. Zu welchem Zeitpunkt sollte Sonnenschutzmittel aufgetragen werden?

Chemische UV-Filter nehmen die UV-Strahlen auf und wandeln sie in Wärme um, die unschädlich ist. Dieser Prozess beginnt, wenn diese organischen Stoffe vollständig in die obere Hautschicht eingezogen sind. Das Bundesamt für Strahlenschutz rät dazu, sich 20 bis 30 Minuten vor dem Gang in die Sonne einzucremen. Mineralische Substanzen wie das oben erwähnte Titandioxid reflektieren die Strahlung und wirken daher sofort nach dem Auftragen.

8. Verlängert Nachcremen den Schutz vor Sonne?

Nachcremen ist wichtig. Das sollte ungefähr alle zwei Stunden oder nach dem Baden geschehen. Nachcremen ist sinnvoll, um den vorhandenen Sonnenschutz zu erhalten. Es verlängert ihn allerdings nicht in dem Sinne, dass sich der Lichtschutzfaktor erhöht.

9. Was ist bei wasserfesten Sonnencremes zu beachten?

Sonnenschutzmittel gelten nach einer EU-Richtlinie als wasserfest, wenn sie nach einem Aufenthalt im Wasser von zweimal 20 Minuten noch mindestens die Hälfte ihres Lichtschutzfaktors haben. Extra wasserfest bezeichnet eine Verdopplung des Effekts, also viermal 20 Minuten. Für einen ausreichenden Schutz sollte allerdings nach dem Abtrocknen nachgecremt werden.

10. Wie viel Sonnenschutz sollte man auftragen?

An Sonnencreme sollte nicht gespart werden. Das Bundesamt für Strahlenschutz sieht den Lichtschutzfaktor eines Sonnenschutzmittels dann als gegeben an, wenn zwei Milligramm pro Quadratzentimeter Haut aufgetragen werden. Bei einem durchschnittlich großen Erwachsenen sind das ungefähr vier gehäufte Esslöffeln für den ganzen Körper. Eine andere Faustregel besagt: Pro Körperbereich sollten etwa zwei Fingerlängen verwendet werden.

11. Schützen Tagescremes vor Sonnenbrand?

Wenn eine Tagescreme einen UV-Filter enthält, kann sie einen gewissen Sonnenschutz bieten. Der Lichtschutzfaktor sollte auf der Verpackung angegeben sein. Wie bei Sonnencreme ist die aufgetragene Menge entscheidend.