Ratgeber Gesundheit

Hitzeschutzplan Berlin: Das sollte bei extremen Temperaturen unbedingt beachtet werden

Hitzeaktionstag: Berlin hat keinen Hitzeaktionsplan wie andere ostdeutsche Städte. Wie kann man sich selbst schützen? Die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Mit einem Hitzeaktionsplan wäre das nicht passiert: Ein Mann liegt in Berlin-Mitte bei großer Hitze ungeschützt in der prallen Sonne.
Mit einem Hitzeaktionsplan wäre das nicht passiert: Ein Mann liegt in Berlin-Mitte bei großer Hitze ungeschützt in der prallen Sonne.Mike Fröhling/Berliner Zeitung

Auch Berlin begeht an diesem Mittwoch den bundesweiten Hitzeaktionstag. In diesem Jahr ist es besonders wichtig, auf die Gefahren von sehr hohen Temperaturen und auf ein angemessenes Verhalten hinzuweisen. Denn Meteorologen gehen in ihren Prognosen davon aus, dass Berlin wie dem Rest des Landes und Europas ein Extremsommer bevorsteht. Studien zufolge hat sich die Zahl der Tage mit Temperaturen über 30 Grad seit den 1950er-Jahren verdreifacht. Worauf ist zu achten? Hier sind die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

1. Startet Berlin ohne Hitzeaktionsplan in den Extremsommer?

Der Hitzeaktionstag soll das Risikobewusstsein bei Arbeitgebern und Beschäftigten für extreme Sommer stärken. In Berlin gibt es zwar Initiativen, die sich vor allem auf vulnerable Gruppen konzentrieren. Dazu zählen Informationskampagnen in Bezug auf Babys und Kleinkinder in Kitas, auf Senioren sowie auf den Schutz von Obdachlosen. Einen Plan für den betrieblichen Hitzeschutz gibt es dagegen nicht – im Gegensatz zu anderen ostdeutschen Städten. Leipzig etwa verfügt über einen Hitzeaktionsplan.

Am Wochenende begannen in Berlin aber immerhin die bezirklichen Hitzeschutzmaßnahmen. Pro Bezirk stehen demnach jeweils 100.000 Euro zur Verfügung. Diese sollen dann unter anderem für Schattenspender, Ventilatoren, Trinkwasserstellen und sogenannte kühle Schutzräume ausgegeben werden. Sieben solcher Anlaufstellen sind berlinweit tagsüber bis Ende August geöffnet.

2. Wann wird Hitze lebensbedrohlich?

Wie stark der Körper auf Hitze reagiert, hängt auch und vor allem vom Gesundheitszustand ab. „Unser Körper ist bei großer Hitze extrem gefordert“, sagt Frank Lammert, bei der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin Sprecher der AG Gesundheit und Klima. „Für Menschen mit internistischen Erkrankungen kann das lebensbedrohlich werden – insbesondere, wenn sie Medikamente einnehmen oder unter Kreislaufproblemen leiden“, erklärt der Professor.

Patienten mit Diabetes, Herzschwäche oder Nierenproblemen zählen zur Risikogruppe: Blutzuckerwerte können bei Hitze entgleisen, der Blutdruck kann abfallen oder Organschäden können sich verschlimmern. Die Wirkung von Medikamenten kann sich verändern. Betroffene sollten daher frühzeitig mit ihrem Arzt darüber sprechen, ob und wie die Dosierung bei Hitze angepasst werden muss.

Vor allem Ältere, chronisch Kranke und Eltern von Kindern sollten an heißen Tagen auf diese Symptome einer sich anbahnenden Überhitzung achten. Dazu gehören ein heißer, roter Kopf, geschwollene Beine, Schwindel, Ohnmacht, Übelkeit, Kopfschmerzen, Erschöpfung und Atemnot.

3. Wie viel und was sollte man bei großer Hitze trinken?

Zwei bis drei Liter sind ein Richtwert für Tage mit moderaten Temperaturen. Bei extremer Hitze darf es durchaus mehr sein, denn der Organismus reagiert mit starkem Schwitzen, insbesondere bei körperlicher Aktivität. Trinken, bevor sich ein Durstgefühl einstellt, ist dabei die Maxime. Besonders geeignet sind Wasser, ungesüßte Kräutertees oder stark verdünnte Saftschorlen. Eiskalte Getränke sind zu vermeiden. Ein gutes Indiz dafür, dass der Körper zu wenig Flüssigkeit bekommt, ist ein dunkler Urin.

4. Welche Speisen eignen sich für einen Extremsommer?

Schweinshaxe mit Sauerkraut zählt nicht gerade zu den Gerichten, die einem Menschen im Sommer guttun. Meist signalisiert der Körper von sich aus, welche Nahrung er bevorzugt und welche er ablehnt. Obst, Salate und Gemüse sind empfehlenswert, insbesondere Gurken, Tomaten, Melonen oder Pfirsiche, denn sie enthalten viel Flüssigkeit. Quark, Joghurt und andere Milchprodukte kommen ebenfalls in Betracht. Warme Mahlzeiten sollten in den Abendstunden zu sich genommen werden.

5. Helfen körperliche Aktivitäten bei Hitze?

Das Gegenteil ist der Fall. Zur Allgemeinbildung gehört inzwischen, dass körperliche Anstrengungen während der heißesten Tageszeiten vermieden werden sollten. Dies ist zwischen 11 und 17 Uhr der Fall. Entgegen der landläufigen Meinung erreicht die Hitze nicht gegen Mittag, sondern am Nachmittag ihren Höhepunkt. Wer auf seine Joggingrunde nicht verzichten möchte, sollte frühmorgens oder spätabends lostraben. Das gilt natürlich für jede Art von Sport.

6. Hilft eine kalte Dusche dem Körper, Hitze zu ertragen?

Freibad oder Badesee sind ideale Aufenthaltsorte bei Hitze. Glücklich, wer sich einen Besuch an diesen Orten zeitlich leisten kann. Allerdings sollten sich Badegäste ausreichend abkühlen, bevor sie ins Wasser gehen. Eine eiskalte Dusche hat derweil den Effekt, dass der Körper gegensteuert und sich umso stärker wieder aufheizt. Kaltes Wasser über die Unterarme laufen lassen, ist ein probates Mittel. Ebenso sind dies eine lauwarme Dusche, feuchte Tücher oder kühlende Fußbäder.

7. Welche Kleidung ist geeignet?

Auch bei der Bekleidung ist der gesunde Menschenverstand gefragt. Leichte, atmungsaktive Kleidung unterstützt die körpereigene Temperaturregulation. Im Freien ist es wichtig, eine Kopfbedeckung zu tragen und direkte Sonneneinstrahlung zu meiden. Obligatorisch ist der Gebrauch einer Sonnencreme für freie Körperpartien.

8. Wie schafft man in Innenräumen ein erträgliches Klima?

In einer tropischen Nacht mit mehr als 20 Grad schläft es sich schlecht oder gar nicht. Linderung kann ein großes, feuchtes Tuch bringen. Über einen Stuhl oder einen Wäscheständer gehängt, verdunstet daraus Wasser, was die Lufttemperatur senkt. Bei großer Schwüle funktioniert dies jedoch nicht, weil die Luft bereits mit Feuchtigkeit gesättigt ist. Dann ist Stoßlüften angesagt.

Kaltes Wasser aus einer Sprühflasche auf Arme, Beine und im Gesicht verteilt, kann ebenfalls angenehme Wirkung entfalten. Wer sich in Räumen mit Klimaanlage aufhält, sollte darauf achten, dass diese nicht zu kalt eingestellt ist. Das könnte zu der paradoxen Situation führen, dass man sich im Hochsommer eine schwere Erkältung zuzieht.

9. Wie wirkt Ozon in Kombination mit Hitze?

Das Herz-Kreislauf-System steht bei Hitze unter Volllast, eine hohe Konzentration von Ozon setzt dem Organismus darüber hinaus zu. Besonders anfällig sind Kinder, weil sie sich viel bewegen. Sie haben deshalb ungefähr den Atemumsatz eines Joggers, nehmen dadurch mehr Ozon auf. Die Atemwege werden gereizt, in der Lunge bilden sich Entzündungen. Kinder sollten daher bei Hitze zu mäßiger Aktivität angehalten werden. Treten Beschwerden auf, klingen sie meist innerhalb von 48 Stunden ab, doch langfristig kann es bleibende Schäden geben: Asthma bronchiale zum Beispiel.

Die Luftqualitäts-App des Umweltbundesamts gibt Auskunft über die aktuelle Belastung der Luft mit Schadstoffen. Zum Beispiel die aktuelle Konzentration von Stickoxiden, Feinstaub, aber eben auch Ozon. Eine amtliche Warnung ergeht ab einem Wert von mehr als 180 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter.

10. Woran ist ein Hitzschlag erkennbar?

Einige Symptome von Hitzschlag und Sonnenstich sind ähnlich und daher für medizinische Laien oftmals schwer auseinanderzuhalten. Beide Krankheitsbilder unterscheiden sich in ihren Auswirkungen. Auch haben sie verschiedene Ursachen. Ein Sonnenstich wird durch starke Sonneneinstrahlung auf den Kopf hervorgerufen. Die extremen Temperaturen reizen die Hirnhäute.

Der Hitzschlag erfasst den ganzen Körper. So kann bei einer Körperkerntemperatur von mehr als 40 Grad das System zur Wärmeregulierung seinen Dienst versagen. Die betreffenden Personen schwitzen nicht mehr, es kommt zu einem Wärmestau. Diesen Effekt löst nicht nur starke Sonneneinstrahlung aus. Übertriebenes Training oder andere körperliche Belastung bei hohen Außentemperaturen und stickiger Luft können zu einem Hitzschlag führen.

11. Wie macht sich ein Sonnenstich bemerkbar?

Neben ähnlichen Symptomen wie beim Sonnenstich stellen sich weitere, zum Teil schwerwiegende Beschwerden ein. Dazu zählen Krämpfe, Lähmungen und ein niedriger Blutdruck. Die Haut fühlt sich heiß und trocken an. Das Fieber steigt auf Werte von über 40 Grad. Die Atmung beschleunigt sich und kann im schlimmsten Fall aussetzen. Bewusstseinsstörungen und Bewusstlosigkeit, ein Hirnödem und Organversagen sind möglich. Die Beschwerden treten mitunter erst mit Verzögerung auf. Sie werden dann möglicherweise zunächst nicht mit einem übertriebenen Aufenthalt in großer Hitze in Verbindung gebracht. Bei einem Verdacht auf Hitzschlag sollte unbedingt ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.

12. Was tun bei Hitzschlag oder Sonnenstich?

Bis professionelle medizinische Hilfe eintrifft, sollte es vor allem darum gehen, die Körpertemperatur zu senken. Patienten sollten sich an einem kühlen, schattigen Ort aufhalten, die Beine hochlagern und den Kopf leicht erhöht ablegen. Der Körper kann durch kalte Umschläge auf Nacken, Stirn, Beinen und Armen gekühlt werden. Extremes Herunterkühlen durch Abreiben mit Eis oder kalte Wasserbäder ist kontraproduktiv. Das führt dazu, dass der Körper die Temperatur hochregelt. Trinken kann helfen, falls die Person dazu noch fähig ist. Ansonsten sollte ein Patient mit Hitzschlag ständig beobachtet werden. Verliert die Person das Bewusstsein, ist sie in eine stabile Seitenlage zu bringen.