Die Kinder laufen als Erstes zu Robert und Roberta, den beiden Robotern, und versuchen, sie sowohl zum Sprechen als auch zum Fahren zu bewegen. Die Erwachsenen hingegen heben beeindruckt den Blick: Der Lichthof des Museums für Kommunikation ist wunderschön. Diese Architektur, die Blickachsen, was für eine Pracht. Und dann erstrahlt alles auch noch in einem herrlichen Abendblau.
Den Kopf im Nacken guckt und staunt man also, steht inmitten dieses riesigen Atriums und lässt die besondere Abenddämmerungsatmosphäre auf sich wirken. Abgesehen vom Gekicher der Kinder ist es (fast) mucksmäuschenstill im Museum. Ab und zu klingelt ein Telefon – riiiing – oder die Roboter erzählen was zur Geschichte des Hauses.
So fühlt es sich also an, wenn alle gegangen sind und das Museum eigentlich geschlossen ist, wenn nur eine Handvoll Gäste und Mitarbeiter hier sind, um mit Taschenlampen das Museum nach Feierabend zu erkunden. Draußen ist es längst dunkel, drinnen eher schummrig.
Und dann geht es los: Jedes Kind bekommt eine Taschenlampe, sofern es keine dabeihat. Auch die Erwachsenen dürfen, wenn sie wollen. Verteilt werden auch kleine Geräte, die eine Art Kopfhörer haben, den man sich ans Ohr klemmt. So hört man gut, was die Dame, die die Tour leitet, in ihr Mikro spricht.
Wie läuft eine Taschenlampenführung ab?
Mit ruhiger Stimme spricht die junge Frau, die im Halbdunkel durchs Museum führt. Sie erklärt, stellt Fragen, geht auf die Kinder ein und achtet darauf, dass jedes zu Wort kommt – so es denn möchte.
Sie erträgt es kommentarlos lächelnd, dass die Kinder ihr immer wieder mit der Taschenlampe direkt ins Gesicht leuchten – ein verständlicher Impuls, denn die Kinder wollen sie ja sehen. Also müssen die Eltern immer mal wieder korrigierend eingreifen.
Erster Stopp ist eine der riesigen Säulen am Treppenabsatz im ersten Stock. Rätselraten: Was ist das nur für ein Krater darin? Kriegsschäden, erzählt die Tourleiterin, nachdem alle Kinder einen Tipp zur Herkunft des Loches gegeben haben. Der kleine Krater darf befühlt werden.
Und dann wird geklopft. Wie klingt diese Säule denn? Und woraus ist sie wohl gemacht? Und die daneben? Huch, die klingt ja ganz anders. Wie anders klingt sie denn, kann man das beschreiben? Woraus ist sie wohl gefertigt?
So geht es knapp eine Stunde lang: Mit viel Geduld und Verständnis führt die junge Frau durchs Museum, zeigt Highlights, stellt Fragen und beantwortet welche, lobt, gibt Hinweise, erzählt von den vielen Geschichten der verschiedenen Exponate. Die Kinder sind teilweise ganz schön aufgeregt, hören aber richtig gut zu und melden sich mit kerzengeraden Armen, wenn sie etwas sagen wollen.
Rätselraten und fantastische Ideen
Es geht vorbei an sehr klobigen Stiefeln, bei denen gerätselt wird, wem sie wohl gehörten und weshalb sie derart voluminös sind. Zu sehen gibt’s auch eine alte Pistole, die nur einen einzigen Schuss abgeben konnte. Und ein Posthorn von circa 1850.
Warum war das wohl wichtig? Unschlüssige Gesichter. Dann die Auflösung: Früher hatten die Menschen keine Briefkästen, keine Klingeln. Also stellte der Postbote sich mit seiner Kutsche zum Beispiel auf den Marktplatz, blies das Horn, und die Menschen kamen angelaufen.
Logisch, wenn man’s einmal gehört hat. Die Kinder lauschen und staunen, spinnen die Geschichten manchmal weiter, was sehr unterhaltsam ist. Als Erwachsene nimmt man die Informationen ja einfach so auf, aber bei Kindern wird die Fantasie in Gang gesetzt. Und sofort sprudeln die Fortsetzungen der gehörten Geschichten aus ihnen heraus.
Dann ein kurzer Schreckmoment: Ein Mädchen schaut über die Balustrade nach unten in den Lichthof, wo sie vorhin von den beiden Robotern begrüßt wurde. „Sie sind weg“, ruft das Mädchen aufgeregt in den kleinen Vortrag der Dame hinein. Diese schmunzelt und sagt: „Vielleicht sind sie schon schlafen gegangen. Wir schauen nachher mal nach.“
Weiter geht’s zu den Briefkästen, wo wir einen thematischen Schlenker zum geteilten Berlin machen, denn auf einem der großen gelben Postkästen steht explizit: „West-Berlin“. Und wir lernen: Ganz früher waren die Posteinwurfkästen blau, später rot und dann eben gelb. Eine meterlange Aufreihung verschiedener Miniaturfahrzeuge zeigt die Entwicklung von der Postkutsche über den Postbus bis hin zum heutigen DHL-Transporter; und einen Ausblick in die Zukunft gibt es auch: eine Postdrohne.
Geheimnisse, Rohrpost und eine Fledermaus
Sodann steht man vor einer in der Luft schwebenden, in alle Einzelteile zerlegten Postkutsche. Die Kinder sollen raten, wie viele Teile es wohl sind. Und es gibt auch ein Geheimfach, ob es jemand entdecken kann?
Man erfährt bei der Taschenlampentour im Museum für Kommunikation so viel Spannendes; bei einem normalen Besuch würde einem das glatt entgehen. Angekommen bei der Rohrpost werden Knicklichter verteilt und mitsamt der Röhre verschickt. Alle sind beeindruckt. Und wollen noch mal. Aber dafür reicht die Zeit nicht; ein guter Grund, um bald wiederzukommen. Auch die Schreibmaschinen können – anders als tagsüber – jetzt nicht ausprobiert werden. Kein Problem, die Kinder sind neugierig, was sie sonst noch erwartet.
Es folgt ein kurzer Stopp bei der überdimensionierten Wand voller Telefone: Wählscheibentelefone, das beliebte Micky-Maus-Telefon, Handys aus den Anfangsjahren. Das finden die Eltern meistens interessanter als die Kinder: „Ach, guck mal, das hatte ich auch.“
Gegen Ende der Führung steigt man hinab in den Keller, wo sich die Schatzkammer befindet. Hier ist es immer dunkel. In einer der Vitrinen liegt die berühmteste Briefmarke der Welt, die blaue Mauritius. Aber die interessiert gerade nicht so sehr. Die Kinder sollen das älteste Telefon der Welt finden. Sie laufen, leuchten, gucken, lesen. Hm, was könnte es nur sein?
Eine Fledermaus wird noch an der Decke entdeckt und dann geht’s wieder nach oben. Endlich gucken, wie es Robert und Roberta geht, den beiden Museumsrobotern. Sie schlafen tatsächlich. Und genau wie ein Handy sind sie am Strom angedockt, damit morgen alles wieder mit neuer Energie weitergehen kann.
Mit der Taschenlampe ins Museum: Das sollten Sie wissen
Um eine Taschenlampenführung mitzumachen, müssen Sie keine eigene Taschenlampe mitbringen. Das Museum gibt welche aus. In der Regel ist es auf der Strecke aber nicht so dunkel; man kann meistens also auch ohne zusätzliches Licht laufen.
Stirnlampen sind in Ordnung. Allerdings ist es häufig so, dass man gezielt irgendwohin leuchten muss, aber vielleicht doch mal den Blick schweifen lässt, weshalb eine klassische Taschenlampe mitunter sinnvoller ist.
Geeignet sind die Taschenlampentouren im Museum für Kommunikation für Kinder ab fünf Jahren. Dauer: jeweils rund 60 Minuten. Sie finden immer samstags um 18.30 Uhr statt und kosten 2 Euro für Kinder, 4 Euro für Erwachsene. Hinzu kommt der reguläre Eintrittspreis für Erwachsene in Höhe von 8 Euro; Kinder haben freien Eintritt.
Vorab ist eine Anmeldung erforderlich, weil die Zahl der Teilnehmenden begrenzt ist. Die Taschenlampentouren sind sehr beliebt und schnell ausgebucht. Die letzte Führung wird es am 9. März 2024 geben, danach ist Sommerpause – es wird dann zu spät dunkel.
Tipp: Taschenlampenführung online – kostenlos und von zu Hause
Das Museum für Kommunikation bietet die Taschenlampentour auch digital an (via Zoom); sie findet immer freitags um 18.30 Uhr statt. Sie können also bequem auf dem Sofa bleiben und erleben genau das Gleiche wie bei der Vor-Ort-Führung: Zu sehen sind dieselben Gegenstände, die mit einer Taschenlampe angeleuchtet werden. Gezeigt wird ein Video, das live kommentiert wird und bei Nachfragen gestoppt werden kann.
Wenn man zu Hause im Dunkeln sitzt, entsteht eine ebenso spannende Atmosphäre wie im Museum selbst. Nur anfassen kann man natürlich nichts. Aber die Kommunikation funktioniert genauso reibungslos: Die Kinder fragen, erzählen, sind mit Eifer dabei.
Das etwa 45-minütige Stillsitzen und Aufpassen kann für kleine Kinder schwierig sein, aber sie können ja jederzeit aufstehen und spielen gehen – ein klarer Vorteil für das Digitalangebot. Zudem sind die Online-Taschenlampentouren komplett kostenfrei. Man meldet sich einfach nur an und wählt sich zu gegebener Zeit ein.








