Garten-Serie

Richtig Gärtnern: Warum Sie sich jetzt um Ihren Rasen kümmern sollten

Neue Serie zum Herbstbeginn: So machen Sie Ihren Garten winterfest. In Teil 1: Hecken und Rasen.

Den Rasenschnitt sollte man nicht direkt auf den Kompost geben, weil er schnell schimmelt. Besser: In dünnen Schichten verteilen.
Den Rasenschnitt sollte man nicht direkt auf den Kompost geben, weil er schnell schimmelt. Besser: In dünnen Schichten verteilen.imago

Berlin-Der Herbst hat begonnen. Nun ist es Zeit, den Garten auf die kalte Jahreszeit vorzubereiten, Pflanzen und Gerätschaften einem Winter-Check zu unterziehen. Die Berliner Zeitung schildert in einer fünfteiligen Serie, was Sie wann und wie tun müssen, damit es im Frühjahr wieder kräftig grünt und blüht.

Sven Wachtmann (47) arbeitet seit 2013 als ehrenamtlicher Landesfachberater beim Landesverband Berlin der Gartenfreunde e.V. und ist seit seinem 19. Lebensjahr passionierter Gartenfachberater. Der Hoppegartener bewirtschaftet einen Schrebergarten in Kaulsdorf, der seit 1947 in Familienbesitz ist. 

Hier erklärt der Fachmann alles, was Sie jetzt wissen müssen.

Wann darf ich die Hecke schneiden?

Wachtmann: Ein sogenannter Formschnitt ist jederzeit möglich. Nur starke Rückschnitte, etwa wenn man von zwei auf einen Meter einkürzt, sind nur in der vegetationsfreien Zeit von Anfang Oktober bis Ende Februar erlaubt. Dabei geht es um nistende Vögel, aber auch um andere Tiere, die Unterschlupf suchen. 

Bei den Formschnitten muss man zwischen immergrünen und Laubhecken unterscheiden. Letztere schneidet man in der Regel drei Mal im Jahr, das erste Mal im Mai und dann etwa alle zwei Monate. Immergrüne Hecken wie die Thuja schneidet man einmal pro Jahr, spätestens bis Ende September. 

Der Sinn dahinter: Die Schnittkante muss vor dem Frost abgeheilt sein, damit die Pflanze keinen Schaden davon trägt. 

Wie viel Sie abschneiden, müssen Sie selbst entscheiden. Empfehlenswert ist es, den Zuwachs wegzunehmen, also die neuen Triebe. Bei der Thuja sind das meistens um die 20 Zentimeter, bei Laubhecken wie Liguster bis zu 60 Zentimeter. Schneiden Sie oben ebenso wie an den Seiten, sodass es ein ebenmäßiges Bild ergibt.

Rückschnitte sind wichtig, damit die Hecke dicht bleibt. Beim Rasen ist es ähnlich: Wer regelmäßig schneidet, hat eine dichte Fläche. Das liegt daran, dass oben an der Schnittkante neue Triebe produziert werden, und die sorgen für Fülle.

Wer einen starken Rückschnitt vornimmt und in altes Holz schneidet, sollte danach ein Wundverschlussmittel auftragen, damit keine Krankheitserreger eindringen können. Diese Mittel gibt es in Pflanzen- und Baumärkten.

Braucht die Hecke Dünger?

Wachtmann: Ja. Die Faustregel lautet: Immergrüne Hecken sollte man jetzt düngen, Laubhecken kann man düngen, muss es aber nicht.

Ich rate bei beiden zu dieser Jahreszeit zu einer Kali-betonten Düngung, weil das die Zellen gut gegen Frost abhärtet. Außerdem ist Magnesium gut zur Stärkung der Immergrünen Hecke - Bittersalz ist ganz hervorragend geeignet. 

Außerdem freut die Hecke sich über Stickstoff, der in Hornspänen oder -mehl steckt. Wer das nicht mag, kann zu Schafswolldünger greifen oder Pflanzenextrakten, zum Beispiel getrocknete Brennnesselpellets. 

Von einer Brennnesseljauche würde ich absehen, das wäre derzeit zu viel des Guten.

 Die meisten Dünger muss man in die Erde einarbeiten, was bei Hecken mitunter nicht ganz einfach ist, wenn sie unten sehr breit und dicht gewachsen sind. Da sie aber auch weit wurzeln, kann man Hornspäne und ähnliches auch im Bereich vor bzw. hinter der Hecke einbringen, davon hat die Pflanze auch viel.

Alternativ bieten sich Depotdünger an. Das sind mineralische Dünger, die man oben auf die Erde aufbringt und die dann aufgrund von Feuchtigkeit eingespült werden und mithilfe der Umgebungstemperatur wirken können.

Wichtig ist aber, dass Sie jetzt nicht mit voller Power düngen, sondern eine um die Hälfte reduzierte Gabe verabreichen. 

Ist das Anlegen einer Totholzecke jetzt eine gute Idee?

Wachtmann: Das kann man machen, ja. Der Herbst ist die ideale Zeit dafür. Nehmen Sie dafür aber vor allem gerade, kräftige Äste, beispielsweise vom Rückschnitt eines Baumes. Es eignen sich auch lange Triebe von Hecken, kleine eher nicht.

Tiere nutzen Totholzecken zum Überwintern. Wenn Sie die Totholzecke in der Nähe eines Gewässers anlegen, tun Sie Molchen etwas Gutes, die nicht gern weite Strecken zurücklegen.

Wer eine Weide hat, sollte sie im Winter schneiden und den Schnitt zu einer Totholzecke aufschichten. Käfer und andere Nützlinge, die Gartenpflanzen vor Fressfeinden schützen, freuen sich darüber.

Was muss ich beim Häckseln beachten?

Wachtmann: Alles, was man nicht für die Totholzecke verwendet, kann man häckseln und auf den Kompost geben. Durch die Zerkleinerung vergrößert sich die Oberfläche und die Mikroorganismen können den Stoff besser verwerten, der Kompost rottet somit besser.

Aber: Reichhaltigen immergrünen Schnitt sollte man besser zur BSR bringen. Schredder kommen mit dem enthaltenen Harz nicht so gut zurecht und da der Schnitt meistens sehr kurz ist, funktioniert das Häckseln nicht so gut. Außerdem sorgt das immergrüne Material für einen eher sauren pH-Wert im Kompost, das nicht gut ist für die Rotte.

Einzige Ausnahme: Pflanzen, die einen sauren Boden mögen - Rhododendren, Blaubeeren - freuen sich, wenn sie etwas per Hand zerkleinerte Pflanzenteile als Dünger bekommen. Vorsichtig in die Erde einarbeiten!

Sie können immergrünes Schnittgut als Ganzes als Frostschutz verwenden: Legen Sie es auf den Boden und nehmen es im Frühjahr wieder ab, entsorgen es dann. 

Laubschnitt lässt sich sehr gut häckseln und kompostieren. Es ist auch hervorragendes Material zum Mulchen von Pflanzen. Geben Sie jeweils eine dünne Schicht auf den Boden: Es schützt vor Austrocknung, gibt Nährstoffe ab und unterdrückt den Unkrautwuchs.

Sollten Gräser jetzt beschnitten werden?

Wachtmann: Nein. Man bindet sie zusammen, aber auch erst Ende Oktober. Der Schnitt kommt im Frühling.

Generell sollte man jetzt nicht zu viel schneiden, weil alles, was man dran lässt, ein natürlicher Frostschutz für die Pflanze ist. Zum Stutzen ist das Frühjahr der ideale Zeitpunkt.

Muss ich den Rasen vertikutieren?

Wachtmann: Müssen nicht. Aber es kann ratsam sein, sofern man dem Rasen was Gutes tun möchte. als ungepflegt empfindet oder Wildkräuter einen stören.

Das Vertikutieren dient dazu, den Rasen zu belüften. Wer also nächstes Jahr einen satten, dichten Rasen haben möchte, sollte jetzt loslegen. Vertikutierer kann man im Baumarkt auch leihen oder beim Maschinenverleih bekommen.

Danach streuen Sie die Samen möglichst gleichmäßig aus. Um dies gut hinzubekommen, stecken Sie sich einen Quadratmeter ab und wiegen sich entsprechend der Herstellerangabe die benötigte Saatgutmenge ab. Dann verteilen Sie es gleichmäßig. So bekommen Sie ein Gefühl dafür, wie es am besten funktioniert.

Eine sinnvolle Anschaffung ist in diesem Zusammenhang aber auf alle Fälle ein Schleuderstreuer. Diese gibt es auch als Handstreuer und sind sehr effizient. Kastenstreuer hingegen hinterlassen meist eine Fahrrinne, die man später sieht. Und es dauert damit auch länger.

Für das Nachsäen ist jetzt der perfekte Zeitpunkt: Der Boden ist warm genug und die Feuchtigkeit ideal. Das ist ausschlaggebend, damit die Saat auch keimt.

Schließlich bringen Sie einen Kali-betonten Rasen-Herbstdünger auf. Nutzen Sie dafür auch den Schleuderstreuer. Das Betreten des Rasens danach ist in aller Regel kein Problem.

Ab wann darf man den Rasen nicht mehr mähen?

Wachtmann: Ab Dezember. Bis dahin sollte man ruhig regelmäßig mähen. Dabei kann man auch das herabgefallene Laub mit mähen. Nutzen Sie aber einen Auffangmäher: Denn wenn die Maht liegen bleibt, kann der Rasen schimmeln. Gleiches gilt, wenn Sie das Laub nicht weg harken. Zwar erholt sich der Rasen später wieder, aber es sieht nicht schön aus und ist Stress für Pflanzen.

Ein weiterer Vorteil des Auffangmähers: Sie können das gesamte Material zum Mulchen verwenden oder kompostieren. Die aufgebrachte Schicht darf nur nicht dicker als zehn Zentimeter sein, weil es sonst zu Schimmelbildung kommen kann und die Maht sich auch nicht zersetzt.

Die Vielfalt der Gräser

Von Sabine Rohlf

19.08.2020

Wenn Sie sehr viel Rasenschnitt haben, könne Sie den auch erst einmal flächig trocknen lassen - ein paar Tage auf dem Rasen ausbreiten, dann einharken und auf den Kompost geben. Das funktioniert gut. 

Bei blühenden Unkräutern sind die Blüten unproblematisch. Nur wen sie verblüht sind, haben sie Samen ausgebildet - und diese möchte man meistens nicht in den Beeten haben.

Ameisennester – wie bekämpfe ich sie richtig?

Wachtmann: Da rate ich zu mehr Gelassenheit. Ameisen sorgen ja auch für eine gewisse Durchlüftung des Bodens. Nach dem nächsten Regen sieht man meist schon gar nichts mehr von den Nestern.

Der einzige Ort, an dem ich gegen Ameisen vorgehe, sind Gehwegplatten. Die Ameisen transportieren ja alles nach oben, was die Trittsicherheit gefährden kann. Da hilft Spinosad sehr schnell und gründlich. 

Was, wenn ich Wühlmäuse oder Maulwürfe im Garten habe?

Wachtmann: Maulwürfe stehen unter Naturschutz und dürfen nur vergrämt werden. Wühlmäuse nicht, sie können in Fallen gefangen werden. Wer Lebendfallen nutzt, sollte die Tiere dann aber mehr als einen Kilometer weit weg bringen, sonst kommen sie zurück.

Das Vergrämen funktioniert am besten mit Duftstoffen, weil sowohl Maulwürfe, als auch Wühlmäuse starke Gerüche nicht mögen. Sie haben eine empfindliche Nase. Lavendelkugeln eignet sich gut, aber auch aufgeschnittener Knoblauch.

Falls Sie ein Katze haben, holt die sich bestimmt auch die eine oder andere Wühlmaus.

Von Schallgeräten, die Nagetiere vertreiben, würde ich abraten. Wir haben das zigfach in verschiedenen Gärten beobachtet, dass das wenig bringt.

Was mache ich mit dem vielen Laub?

Wachtmann: Fahren Sie mit dem Rasenmäher drüber und nutzen es dann als Mulch- oder Kompostmaterial.

Allerdings sollten Sie das Laub von Eiche und Walnuss zur BSR bringen oder in einem BSR-Laubsack an den Straßenrand stellen. Das Laub der Bäume braucht Jahre um zu verroten, zudem enthält es viel Gerbsäure, was die meisten Pflanzen nicht mögen.

Was Sie aber auch tun können: Nehmen Sie die ganzen Blätter als Frostschutz für Beet- und Kübelpflanzen. Zum Beschweren bietet sich immergrünes Schnittgut an, das ein Wegfliegen der Blätter verhindert.

Ebenso können Sie jedwedes Laub in Jutesäcke füllen und diese zubinden, sodass sie wie ein Kissen aussehen - ein perfekter Puffer, um empfindliche Pflanzen durch den Winter zu bringen.

Das ist gelebte Kreislaufwirtschaft! Alles weiter verwerten, den Natur zurückgeben, was man genommen hat, nichts grundlos wegwerfen.

Kann ich mit dem Laub auch ein Igel-Winterquartier anlegen?

Wachtmann: Natürlich, eine hervorragende Idee. Suchen Sie eine geschützte, etwas versteckte Ecke und bauen Sie mit kleinen Ästen oder Stöcken einen Eingang. Von der Fläche her sind 80 mal 50 Zentimeter ein gutes Maß.

Tragen Sie dabei aber sicherheitshalber Handschuhe, damit der Laubhaufen nicht zu sehr nach Mensch riecht. Igel haben eine empfindliche Nase. Riechen Sie etwas Menschliches, halten sie sich fern.

Sie können auch ein paar Früchte auslegen, das essen die Igel ganz gern.

Ist ein Laubsauger wirklich schneller und effektiver, als wenn ich von Hand reche?

Wachtmann: Möglicherweise schon. Aber das ist nicht der Punkt. Einmal davon abgesehen, dass diese Sauger unfassbar laut sind, saugen sie auch zahllose Insekten mit ein und häckseln diese. Regenwürmer, Käfer, Larven. Das ist wirklich schlimm für die Umwelt.

Wer die Pustefunktion nutzt und so das Laub auf einen Haufen türmt, okay, aber das Einsaugen und Zerkleinern für die Kleinstlebewesen eine Katastrophe. Einziger Vorteil: Das zerkleinerte Laub kann dann problemlos auf den Kompost gegeben werden.

Vergessen Sie aber nicht, dass das Kehren von Laub eine gute körperliche Betätigung ist, die Ihrem gesamten Organismus zugute kommt. 

Morgen lesen Sie Teil 2 - Stauden, Blumen und Gehölze. Welche Gewächse brauchen jetzt einen Schnitt? Wie setze ich Blühzwiebeln richtig? Welchen Schutz brauchen Kübelpflanzen?