Garten-Serie

Wann und wie schneide ich Obstbäume, Hecken, Sträucher?

Garten-Serie zum Frühling, Teil 1: Wie geht ein Radikalschnitt? Wann muss man Obstgehölze auslichten? Was tun, damit die Hecke dicht wächst?

Im Frühjahr sollten Hecken, Sträucher  und Bäume eingekürzt werden.
Im Frühjahr sollten Hecken, Sträucher und Bäume eingekürzt werden.dpa-tmn

Vor dem Frühling kommt das Radikalschnittverbot: Ab dem 1. März ist es verboten, Hecken, Bäume und Sträucher stark zurückzuschneiden. Danach droht jedem, der Astschere, Motorsäge und Co. zu tief ansetzt eine Geldbuße. Während das in anderen Bundesländern mehrere tausend Euro kosten kann, macht Berlin hierzu keine festen Angaben. Es heißt, es würde individuell entschieden, wie groß der angerichtete Schaden sei und wie hoch das Einkommen des Gärtners oder der Gärtnerin ist. Zwischen März und Ende September brüten Vögel in Hecken, Sträuchern und Baumkronen. Sie und ihre Brut müssen geschützt werden, weshalb laut Bundesnaturschutzgesetz in dieser Zeit nur sogenannte Pflegeschnitte erlaubt sind, also das Einkürzen, um die Form zu erhalten.

Am heutigen 28. Februar ist also der letzte Tag, an dem Sie richtig loslegen können. In drei Wochen beginnt der Frühling – bis dahin können und sollten Sie einiges im Garten erledigen. In der neuen Garten-Serie der Berliner Zeitung erfahren Sie, was, wann und wie. Unser Experte Sven Wachtmann ist seit fast 30 Jahren passionierter Gartenfachberater und seit 2013 ehrenamtlicher Landesgartenfachberater beim Landesverband Berlin der Gartenfreunde e.V., zudem bewirtschaftet der Hoppegartener selbst einen Schrebergarten in Kaulsdorf, der seit 1947 in Familienbesitz ist.

Wann ist ein Radikalschnitt nötig?

Je älter ein Baum, desto nötiger wird ein Radikalschnitt. Wenn die Krone zu ausladend ist, können Sie die Säge ansetzen, um einige Äste zu entfernen, sodass vor allem jüngere Triebe gut gedeihen können. Denn je mehr Äste ein Baum hat, desto mehr muss er auch versorgen. Wenn Sie gut schneiden, steckt der Baum seine Kraft in die Produktion neuer Triebe. Das hält ihn vital und Sie haben lange Freude an ihm. „Bei solchen Schnittmaßnahmen müssen Sie also ins mehrjährige Holz gehen. Das erkennt man daran, dass es dicker, knorriger und oftmals auch dunkler ist“, erklärt Garten-Profi Sven Wachtmann. „In der vegetationsfreien Zeit sieht man auch ganz gut, ob Vögel sich bereits ein Nest gebaut haben. Das beginnt in der Regel erst ab März, nachschauen sollte man aber immer. Dann sollte man den Baum und die Tiere in Ruhe lassen.“

Einzige Ausnahme: Wenn ein Baum morsch ist, beziehungsweise ein Ast abzubrechen droht. Dann dürfen und müssen Sie handeln, unabhängig von der Jahreszeit. In jedem Fall gilt aber: Äste schneidet man nah am Stamm ab, der Schnitt sollte möglichst gerade sein. Ist er nämlich zu schräg, kann Wasser leichter eindringen und Pilze oder andere Krankheitserreger sich vermehren. Eine Wundverschlusspaste können Sie auftragen, besonders bei sehr dicken Ästen, aber unbedingt notwendig ist es nicht.

Bei Hecken sehen Sie deutlich, wann die Schere zum Einsatz kommen muss: Werden sie nämlich nicht regelmäßig gestutzt, lichten sie von unten her aus. Dann haben Sie vielleicht eine hohe, aber keine dichte Hecke – was für viele Menschen, die sich Hecken als Sichtschutz pflanzen, ein Ärgernis ist. In Berlin dürfen grundstücksbegrenzende Hecken maximal zwei Meter hoch sein, in Schrebergärten nur 1,25 Meter.

Normalerweise sollten Hecken zwei bis drei Mal pro Jahr geschnitten werden, damit sie kompakt wachsen. Wer da nicht ganz so akribisch drauf geachtet hat, muss dann eben doch radikaler schneiden: „Bei Laubhecken wie Buchen oder Liguster ist jetzt die ideale Zeit, um nicht nur in der Höhe, sondern auch an den Seiten einzukürzen. Das bringt Licht in den unteren Bereich und regt das Wachstum an, und in der Folge verzweigt sich die Hecke wieder mehr, wird dichter und schöner, weil sie viele Jungtriebe ausbildet“, so Sven Wachtmann.

Wie schneide ich richtig?

Sofern Ihre Hecke unten nicht so geschlossen ist, wie Sie sich das wünschen, können Sie jetzt 50 bis 60 Zentimeter oben abschneiden. Die Seiten sollten nach oben hin leicht schräg aufeinander zulaufen, die Heckenform also leicht wie ein Trapez aussehen. Auch das hat mit dem Licht zu tun, das so besser die bodennahen Triebe erreicht.

Vorsicht bei immergrünen Hecken wie Thuja oder Eibe! „Sie sind bei uns ja eigentlich nicht heimisch und kommen mit Frost nicht so gut zurecht. Es kann in den nächsten Wochen aber wirklich noch sehr kalt werden, vor allem nachts. Wenn Sie Ihre immergrüne Hecke jetzt schneiden und sie Frost abbekommt, kann das die jungen Triebe verletzen, sie verfärben sich dunkel und sterben dann ab. Das schwächt die gesamte Pflanze“, weiß der Experte.

Für die meisten Sträucher, Bäume und Gehölze gilt: Ein Auslichtungsschnitt ist im Frühjahr ratsam, sofern Sie das nicht im Herbst bereits gemacht haben. Beerensträucher schneidet man in der Regel unmittelbar nach der Ernte im Spätsommer. Apfel, Birne und Kirsche hingegen freuen sich jetzt darüber, wenn sie ein paar ältere Triebe entfernen. „Das muss aber nicht jedes Jahr erledigt werden“, empfiehlt Sven Wachtmann. „Als Faustregel gilt, dass man ihnen etwa alle drei Jahre einen Auslichtungsschnitt gönnt.“ Gleiches gilt für Ziergehölze, die sowohl seitlich geschnitten werden sollten, als auch im Inneren ein wenig ausgedünnt. Bei einem Auslichtungsschnitt nimmt man rund ein Drittel der Triebe weg.

Was tun mit dem Schnittmaterial?

Sie können mit den Zweigen eine Totholzecke anlegen. Dort finden verschiedene Tiere Unterschlupf, vor allem Nützlinge, die Ihre Pflanzen vor Schädlingen schützen. Totholzecken bestehen aus altem Holz, ebenso Baumstümpfen oder Laub, und dienen auch als Nahrungsquelle und Reservoir zum Bauen von Nestern. Insekten profitieren genauso wie Vögel und kleine Säugetiere. Schichten Sie die Äste einfach zu einem großen Haufen auf, am besten in einer etwas geschützten Ecke Ihres Gartens.

Falls Ihnen das zu unordentlich aussieht, könnten Sie mit dem Schnittmaterial eine Benjeshecke anlegen, die wie ein Zaun aussieht: Rammen Sie größere Äste senkrecht in den Boden und bilden zwei parallele Reihen, die Stämme sollten keinen zu großen Abstand haben, je nach Länge der kleineren Äste maximal einen Meter auseinander stehen. Zwischen die senkrechten Äste schichten Sie die kleineren der Länge nach und parallel zum Boden auf. Eine solche Benjeshecke lockt zahlreiche Tiere an, bietet ihnen Schutz und versorgt Ihren Boden mit Nährstoffen.

Alternativ könnten Sie das Schnittgut häckseln. Häcksler kann man sich in Baumärkten leihen. „Das Häckselmaterial lässt sich ganz wunderbar als Mulch verwerten“, erklärt Sven Wachtmann. „Sie können die Häcksel aber auch im Gemüsebeet verwenden und damit Ihre Wege anlegen. Das sieht hübsch aus, ist ökologisch sinnvoll und unterdrückt den Unkrautwuchs.“ Die Häckselschicht sollte etwa fünf Zentimeter dick sein. Zuvor muss man Stickstoffdünger in den Boden einbringen, weil die Mikroorganismen, die die Häcksel zersetzen, Stickstoff benötigen. Geeignet sind Hornspäne oder frischer Kompost. Arbeiten Sie etwa 80 bis 100 Gramm pro Quadratmeter Hornspäne in den Boden ein und zusätzlich drei bis fünf Kilo Kompost pro Quadratmeter.

Der Garten-Profi rät, möglichst alles im Garten zu belassen und zu verwerten, und sei es nur auf dem Kompost, um den biologischen Kreislauf zu schließen. Sollten Sie keine Zeit oder die Möglichkeit haben, das Schnittgut entsprechend zu verarbeiten, können Sie es auch zu einem Kompostierwerk fahren. Dort bekommen Sie übrigens auch frische Komposterde, die meistens günstiger ist als im Garten- oder Baumarkt.

In den anderen Teilen der Garten-Serie geht es um folgende Fragen: Wie lege ich einen Gartenteich an? Tomatenerde, Geranienerde: Was brauche ich wirklich?, Wie gelingt der Selbstversorger-Garten?Welche Pflege brauchen Stauden im Frühjahr?, Insektenhotel und Nistkästen - was muss ich wissen?, Wie pflege ich Rasen und Wiese?