Krieg in der Ukraine

Unterkunft für Flüchtlinge: Was muss ich wissen, wenn ich privat aufnehmen will?

Wegen des Ukraine-Krieges steigen die Flüchtlingszahlen weiter, der Bedarf an Unterkünften steigt. Was muss ich beachten, wenn ich Raum anbiete?

Viele Berlinerinnen und Berliner sind hilfsbereit, so wie hier Anfang März am Hauptbahnhof.
Viele Berlinerinnen und Berliner sind hilfsbereit, so wie hier Anfang März am Hauptbahnhof.epd

Die Zahl der Menschen, die aus der Ukraine flüchten, steigt – und damit auch der Bedarf an Unterkünften. Viele Berlinerinnen und Berliner wollen helfen, sind sich aber unsicher, ob sie die richtigen Voraussetzungen mitbringen, um Geflüchtete bei sich aufzunehmen. Die Stadt Berlin kooperiert mit der bundesweiten Initiative „Unterkunft Ukraine“, die auch Partner des Bundesinnenministeriums (BMI) ist und bei der man sich sowohl als Anbieter, als auch als Suchender registrieren kann.

Das Formular ist in wenigen Minuten ausgefüllt: Man tippt seine persönlichen Angaben ein, beschreibt die Art der Unterkunft, wie viele Personen man aufnehmen möchte, welche Sprachen man spricht und wann das früheste Einzugsdatum ist. Ein ähnliches Formular gibt es für Menschen, die eine Unterkunft suchen. Die Website kann man sich in vier Sprachen anzeigen lassen: Deutsch, Englisch, Ukrainisch und Russisch. Vor allem in Großstädten wie Berlin ist die Nachfrage nach privater Unterbringung groß.

„Unterkunft Ukraine“ prüft alle Angaben (Name, Anschrift etc.) und führt ein Video-Ident-Verfahren durch, manchmal wird auch der Personalausweis überprüft. Ein polizeiliches Führungszeugnis ist ebenso wenig notwendig wie ein Gesundheitsattest oder ähnliches. „In Anbetracht der dynamischen Situation und dem stetig wachsenden Bedarf an privaten Unterkünften müssen wir beides gleichzeitig schaffen: schnelle Hilfe und langfristige Sicherheit für alle Beteiligten“, sagt Lukas Kunert, der Initiator von „Unterkunft Ukraine“.

Wie viel Platz brauche ich, wenn ich jemanden aufnehmen will?

„Grundsätzlich hilft es auch, wenn man die Couch im Wohnzimmer anbietet. Das ist für manch einen angenehmer, als in einer Turnhalle mit Hunderten anderen Menschen schlafen zu müssen“, erklärt Lukas Kunert. Dennoch: Apartments mit Küche oder Zimmer mit eigener Tür sind gefragter, vor allem bei Geflüchteten, die nicht allein unterwegs sind. „Es ist schön, wenn man mal die Tür zumachen kann und einen Raum für sich hat“, weiß Lukas Kunert.

Viel wichtiger als die Platzfrage sei jedoch die persönliche Einstellung. Man solle sich und gegebenenfalls auch seine Familie befragen, inwiefern es zu den eigenen Lebensumständen passt, wenn Fremde bei einem einziehen. „Da sollte man ganz ehrlich mit sich sein, ob man das leisten kann“, rät Lukas Kunert. „Fragen Sie sich: Was kann ich mir vorstellen? Wie viel Zeit habe ich und bin ich bereit zu geben?“

Wie lange muss ich die Unterkunft zur Verfügung stellen?

Empfohlen werden mindestens 14 Tage. Eine Maximaldauer gibt es nicht, und man kann natürlich auch verlängern, wenn man während der zwei Wochen feststellt, dass es gut klappt. Und für viele Flüchtlinge ist es im Zweifel angenehmer, einige Male umzuziehen, als dauerhaft in einer Massenunterkunft zu leben. Die Folgeunterkünfte organisiert auch „Unterkunft Ukraine“. Gleichwohl gebe es auch Geflüchtete, die sozusagen auf der Durchreise sind: „Einige haben noch Bekannte oder Verwandtschaft in anderen europäischen Ländern, zu denen sie reisen wollen. Für diese Menschen ist es dann schön, wenn sie für den Übergang eine entsprechende private Unterkunft haben“, so Lukas Kunert.

Viele Geflüchtete seien sehr berührt, dass Fremde ihnen ein Zuhause bieten wollen. „Da öffnet jemand fremdes einfach so seine Tür und heißt mich willkommen. Das ist eine menschlich wirklich starke Geste“, fasst Lukas Kunert seine Erfahrungen zusammen. „Eine Unterkunft ist mehr als nur ein Dach über dem Kopf.“ Der Website-Gründer ist selbst von Anfang an registriert, hat aber selbst noch keine geflüchteten Ukrainer aufnehmen können, weil er auf dem Land in der Nähe von Fulda lebt – und die meisten Menschen kommen eben in den Städten an und nicht auf dem Land.

Wie finden Anbieter und Suchende zusammen?

„Unterkunft Ukraine“ gleicht Angebote und Nachfragen miteinander ab. Bei entsprechendem Bedarf wird man als Anbieter kontaktiert. „Dann beschreiben wir Ihnen die anfragende Partei und Sie können entscheiden, ob das für Sie passt. Danach geben wir jeweils die Kontakte weiter, sodass ein Kennenlerntreffen auf neutralem Boden vereinbart werden kann“, erklärt Lukas Kunert. „Es ist wichtig, dass die Chemie zwischen beiden Parteien stimmt. Man kann jederzeit ehrlich sagen, wenn man kein gutes Gefühl hat, aber das Problem hatten wir bislang ehrlicherweise nicht.“

Tipp: Begegnen Sie den Geflüchteten auf Augenhöhe; sie sind zwar traumatisiert, aber nicht unmündig. Bis vor kurzem haben sie ihr Leben mit allen Verpflichtungen und Herausforderungen geführt wie wir. Deshalb: Fragen Sie, was die Menschen brauchen, welche Form der Hilfe sie sich wünschen. So finden Sie heraus, ob Sie das, was idealerweise erwartet wird, auch leisten können.