Ratgeber

Spenden für die Ukraine: Was jetzt gebraucht wird und was nicht mehr nötig ist

Je länger der Krieg in der Ukraine dauert, desto größer ist die Not vor Ort. Spenden werden dringender denn je benötigt – aber nicht alles ist sinnvoll.

Symbolfoto: In einer Schule im polnischen Medyka werden Spenden gesammelt und sortiert, danach in die Ukraine gebracht.
Symbolfoto: In einer Schule im polnischen Medyka werden Spenden gesammelt und sortiert, danach in die Ukraine gebracht.dpa

Die Not in der Ukraine wird immer größer. Die Menschen vor Ort leiden, haben Angst, sind traumatisiert. Und: Sie brauchen dringend Unterstützung. Viele Berlinerinnen und Berliner wollen helfen. Informationen hierzu finden Sie auf der Website der Senatskanzlei, wo unter anderem auf die Ukraine-Hilfe Berlin verwiesen wird. Marina Bondas, die in Kiew geboren wurde und mit zwölf Jahren nach Berlin kam, ist aktives Mitglied des Vereins. Sie sagt: „Es ist eine Katastrophe, was gerade passiert. Zwar ist jede Spende hilfreich, aber tatsächlich fühlt es sich so an, als würde man Krebs mit Homöopathie behandeln, denn solange der Luftraum über der Ukraine nicht gesperrt und Russland sanktioniert wird, ist das Unheil nicht zu stoppen.“

Dennoch: Jeden Tag kämpft Marina Bondas mit mehreren Dutzend Freiwilligen dafür, dass dringend benötigte Spenden in die Ukraine gelangen. Sie schläft nur stundenweise, hat im Whatsapp-Status die Meldung: „Fragt nicht, ob meine Familie in Sicherheit ist! Meine Familie besteht jetzt aus 47 Millionen Menschen.“ Und das treibt die hauptberufliche Geigenspielerin an: „Die Menschen in der Ukraine brauchen Hilfe, alle. Und wir sind dankbar für alles und jeden, der mit anpackt oder Sachspenden zur Verfügung stellt.“

Was genau wird in der Ukraine benötigt?

Ganz wichtig sind derzeit Verbandsmaterial und Medikamente. „Die Packungen dürfen aber weder abgelaufen, noch angebrochen sein“, sagt Marina Bondas. Was genau benötigt wird, veröffentlicht Ukraine-Hilfe Berlin ebenso wie andere Spenden-Organisationen im Internet auf speziellen Listen. „Wir aktualisieren täglich und bitten auch, erst zu schauen, was benötigt wird, bevor man spendet“, sagt die Organisatorin. Auch Dinge wie Rollstühle oder Krücken werden gern genommen.

Lebensmittel werden ebenso gebraucht. Bei Konservennahrung sollten Sie darauf achten, dass sie ohne Hilfswerkzeuge (Dosenöffner o.ä.) geöffnet werde können und nicht aus Glas sind, weil das beim Transport zerbrechen kann. Natürlich sollten auch Lebensmittel möglichst lange haltbar sein, und im besten Fall auch kalt genießbar. So gibt es beispielsweise auch vakuumiertes Brot, das wochenlang nicht verdirbt. Checken Sie unbedingt vorher den Bedarf bei einer Hilfsorganisation, bevor Sie etwas kaufen. Besser ist es auch, einen ganzen Karton von einer benötigten Ware zu kaufen, als viele verschiedene Dinge – denn so lässt sich alles platzsparend verpacken.

Spenden Sie bitte keine Kleidung mehr! „Das wird in der Ukraine aktuell nicht gebraucht, auch wenn es nett gemeint ist. Die Lager, auch von anderen Vereinen, sind übervoll“, so Marina Bondas. „Hinzu kommt, dass man Kleidung nicht besonders gut kompakt verpacken kann. Das ist aber wichtig, weil wir mit dem begrenzten Platz in den Lastwagen haushalten müssen, um möglichst viele Dinge zu transportieren. Die Wege in die Ukraine sind gefährlich, bei jeder Tour müssen wir genau abwägen, was am wichtigsten ist und daher auf Reisen geht. Derzeit schicken wir das Allernötigste.“

Wo kann ich Spenden abgeben?

Man kann Sachspenden in Schöneberg und Mitte abgeben, medizinische Produkte in Mitte. Die Adressen hat die Ukraine-Hilfe Berlin im Netz gelistet. Dort findet sich auch eine Postadresse, wohin man seine Gaben schicken kann. „Bitte […] gut sortiert – je mehr von der gleichen Produktart in einem Paket, desto hilfreicher, um unseren Helfer_innen mühseliges Auseinandersortieren und neu Verpacken zu ersparen. Alles gut beschriften für die spätere Grenzkontrolle“, steht dort geschrieben. Und Marina Bondas ergänzt im Gespräch mit der Berliner Zeitung: „Uns ist es lieber, wenn die Spenden direkt an den Lagern abgegeben werden, weil es mit der Post länger dauert.“

Wichtig: Fahren Sie nicht auf eigene Faust an die ukrainische Grenze! Erstens wissen Sie im Zweifel nicht, welchen Bedarf es tatsächlich vor Ort gibt. Und zweitens verstopfen viele Privat-Pkw die Straßen. Es ist sinnvoller, wenn Spenden durch entsprechende fachlich versierte Organisationen exakt dorthin gebracht werden, wo sie nötig sind und wenn dafür die Straßen weitgehend frei sind.

Wie kann ich sonst noch helfen?

Wer möchte, kann seine Arbeitskraft zur Verfügung stellen, auch stundenweise. „Es werden überall Lade- und Packhilfen benötigt oder Menschen, die Spenden beispielsweise bei Apotheken abholen“, erklärt Marina Bondas. „Ebenso ist es hilfreich, wenn Geld gespendet wird. Davon können wir das kaufen, was nötig ist. Bei Medikamenten ist es zum Beispiel so, dass wir die zum Herstellerpreis einkaufen können, was günstiger ist, als wenn jeder einzeln etwas kauft und zu uns bringt.“

Handeln Sie auch nicht überstürzt. „Es ist niemandem geholfen, wenn sich Helfende derart verausgaben, dass sie bald keine Kraft mehr haben. Besser ist es, seine Kapazitäten gut einzuteilen. Denn eins ist klar: Das hier wird noch lange dauern, wir werden auch in ein paar Monaten noch Hilfe brauchen“, so die gebürtige Ukrainerin. Schauen Sie also erst einmal in Ruhe, wo wie geholfen werden kann, anstatt in Panik zu geraten und mehr oder weniger kopflos in Aktionismus zu verfallen.

Eines liegt Marina Bondas noch am Herzen: „Bitte lesen Sie erst die FAQs auf den Internetseiten, bevor Sie anrufen oder mailen. Viele Fragen lassen sich so beantworten. Natürlich antworten wir auch gern, wenn uns jemand schreibt oder anruft, aber es bindet eben auch Kräfte, die wir an anderer Stelle dringender benötigen.“