Geheimtipp von Internistin

Ärztin: Herpes kann von falscher Ernährung kommen

Lippenherpes ist kein Schicksal, das man ertragen muss, sondern eine Erkrankung, die man behandeln kann. Dr. Anne Fleck erklärt Ursache und Lösung.

Wer schon als Kind Herpes bekommt, wird es nie wieder los. Das Virus bleibt uns leider ein Leben lang erhalten.
Wer schon als Kind Herpes bekommt, wird es nie wieder los. Das Virus bleibt uns leider ein Leben lang erhalten.imago images/Grash

Berlin-Es beginnt meist mit einem Kribbeln, einem erst zarten und stetig nerviger werdenden Jucken – und dann ist das erste Bläschen da. Man weiß: Schon wieder Herpes! Verzweifelt versucht man, den Ausbruch einzudämmen, cremt die Stelle ein oder klebt ein Herpespflaster drauf, versucht den Juckreiz zu ignorieren. Doch das Herumdoktern an den Symptomen ist eben auch nur das: Schadensbegrenzung. Die Ursache kriegen Sie so nicht in den Griff. Internistin Dr. Anne Fleck weiß, wo das eigentliche Problem liegt.

Herpes ist bekanntermaßen eine Viruserkrankung. Die verursachenden Viren schlummern in uns, teilweise viele Jahre, ohne dass wir Beschwerden hätten. Nicht alle Menschen tragen den Herpes-Virus in sich, aber wer sich einmal angesteckt hat, wird die fiesen Keime nie wieder los. Sobald das Immunsystem durch Infekte geschwächt ist oder wir starken Stress haben, können die Viren wieder loslegen. Sie werden nicht mehr in Schach gehalten, können sich vermehren – und dann kribbelt es plötzlich, die Bläschen bilden sich.

Aber es muss nicht einmal ein akuter Infekt sein, der zum Herpesausbruch führt, wie Dr. Anne Fleck erklärt: „Eigentlich deutet ein Herpes ganz generell auf eine Immunschwäche, zum Beispiel durch eine schlechte Darmflora oder starken Stress hin. Er ist zugleich oft auch ein Zeichen von Mangelernährung.“ Menschen, die häufig an Herpes leiden, nehmen in der Regel viel zu wenig Lysin auf. Die Aminosäure ist ein Eiweißbaustein und „wird gebraucht, um Immunstoffe zu basteln und die ganze Abwehr am Laufen zu halten“, sagt die Medizinerin.

Typisch ist der Lysin-Mangel für Vegetarier und vor allem Veganer, weil das Eiweiß klassischerweise nur in Fleisch (Rind, Hühnerbrust) und Eiern vorkommt, in geringen Mengen auch in Milchprodukten, Weizenkeimen und Nüssen. „Hülsenfrüchte enthalten auch Lysin, allerdings so geringe Mengen, dass man täglich kiloweise Erbsen oder Linsen essen müsste, um auf individuell adäquate Blutspiegel zu kommen.“, weiß Dr. Anne Fleck. „Darum rate ich in meiner Praxis allen Nicht-Fleischessern und Menschen, die selten Hülsenfrüchte und Nüsse verzehren zur gezielten Nahrungsergänzung. „Wer seine Eiweißversorgung stimulieren will, um so das Immunsystem zu optimieren und dem Herpes den Kampf ansagen, der kommt um Lysin nicht wirklich herum.“

Lysin kann nicht vom Körper hergestellt werden. Es gibt es in Tabletten-, Kapsel- und Pulverform. Die Kosten variieren je nach Anbieter. Man sollte auf Reinsubstanzen ohne Zusätze achten. In der Regel kann man damit nicht überdosieren und auch eine Einnahme auf Verdacht – etwa weil man häufig Herpes hat -, sei unproblematisch, so die Ärztin. „Gleichwohl wird eine Tagesdosis von 30 bis 60 Milligramm Lysin pro Kilogramm Körpergewicht empfohlen“, sagt sie. „Wer einen chronischen Herpes hat, kann die Gabe auf bis zu 2 Gramm pro Tag steigern.“ Das Lysin kommt auch Haut, Haaren und Nägeln zugute, die aus Eiweiß bestehen, es stärkt die Knochen und Muskeln, ist wichtig für die Wundheilung.

Fleischesser können statt der Nahrungsergänzung zu einer guten Hühnerbrühe greifen, die sie selbst aus Knochen angesetzt haben. Beim langsam Auslösen gelangen viele Eiweiße, darunter auch Lysin, in die Suppe. Wenn Sie jeden Tag ein paar Löffel essen, tun Sie Ihrer Immunabwehr Gutes und investieren so in eine Herpesfreie Zeit.

Um Ihren Darm, der ja die Schaltzentrale Ihres Immunsystems ist, weiter zu stärken, sollten Sie möglichst viel Gemüse und Bitterstoffe wie Petersilie, Rauke, Chicorée und Löwenzahn essen. „Die stecken voller Ballaststoffe, die die Darmflora stärken“, so die Präventionsexpertin und Buchautorin*. „Eigentlich sind wir alle Ballaststoff-mangelernährt. Essen Sie jeden Tag einen Apfel, dann ist schon einiges fürs Immunsystem getan.“ Ebenso braucht Ihr Körper gute Fette wie Omega-3-Fettsäuren, die stille Entzündungen im Körper bekämpfen.

Besonders hochwertiges Leinöl mit dem Zusatz DHA/EPA bekämpft die leisen Entzündungen, die uns das Leben so schwer machen können: Magen-Darm-Beschwerden, Ekzeme, Müdigkeit, Gelenkprobleme. Die Liste ist lang! Omega-3-Fettsäuren helfen dem Immunsystem zu funktionieren. „Leider sind sie echte Mimosen, mögen weder Licht, noch Wärme, und auch keinen Sauerstoff“, sagt Dr. Anne Fleck. Darum sollte man die Flasche nicht nur stets gut verschließen sowie kühl und dunkel verwahren, sondern schon beim Kauf darauf achten, dass das Öl unter den entsprechenden Bedingungen hergestellt wurde. „Ansonsten ist es fast nutzlos“, so die Ärztin. Werfen Sie mal einen Blick auf die Verpackung der Flasche: Wenn dort omegasafe oder oxyguard drauf steht, können Sie ruhigen Gewissens zugreifen.

Falls Sie noch mehr tun wollen: Bewegung – zum Beispiel eine halbe Stunde spazieren gehen pro Tag – fördert die Verdauung, hält den Darm agil, ist gut für die Durchblutung. So kommen die Nährstoffe besser in die Zellen. Und wenn der Darm richtig arbeitet, geht es auch dem Immunsystem gut. Achten Sie auf regelmäßigen und ausreichend Schlaf. „Das ist kein Luxus, sondern eine sinnvolle Investition in Ihre Gesundheit“, sagt Dr. Anne Fleck. „Nachts arbeiten u.a. Leber und Niere auf Hochtouren, entgiften den Körper. Das funktioniert nicht optimal, wenn wir nicht oder nicht gut schlafen.“ Und morgens müssen die Giftstoffe ausgespült werden. Das funktioniert am besten, wenn Sie mit einem großen Glas mit lauwarmem Wasser starten. Das gleicht zudem den Flüssigkeitsverlust aus der Nacht aus, weil wir etwa einen halben Liter ausschwitzen. Starten Sie hingegen direkt mit einem Kaffee, muten Sie Ihrem Organismus die nächste Mammutaufgabe zu!

Und, ganz wichtig: Sorgen Sie gut für sich. Gesundheit entsteht laut Anne Fleck meist „nebenbei“. Machen Sie Pausen, entzerren Sie Ihren Alltag. Oder versuchen Sie es wenigstens, auch wenn es schwer ist. Jede Minute, in der Sie sich eine kleine Auszeit gönnen, ist wie eine Streicheleinheit für Körper, Geist und Seele. Entspannung ist guter Gesundheit förderlich, weil entsprechende Hormone ausgeschüttet werden. Stress hingegen versetzt den Körper in Alarmbereitschaft, in dessen Folge wiederum stille Entzündungen begünstigt werden.

*Dr. Anne Fleck: Energy! In 5 Minuten. Gesünder Tag für Tag mit der Doc-Fleck-Methode, dtv Verlag, 256 Seiten, 22 Euro.