Ukraine-Krieg

Wolodymyr Selenskyj äußert sich zur Gegenoffensive: „Es wird kein Happy End geben“

Trotz Waffenlieferungen gerät die Gegenoffensive der ukrainischen Streitkräfte ins Stocken. In einem Interview mit CNN bezieht Selenskyj Stellung.

Die ukrainische Gegenoffensive soll Russland im Osten der Ukraine unter Druck setzen.
Die ukrainische Gegenoffensive soll Russland im Osten der Ukraine unter Druck setzen.Leo Correa/AP/dpa/Archiv

In einem Interview mit CNN erklärt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, dass bei der Gegenoffensive der Streitkräfte der Ukraine (AFU) kein Happy End zu erwarten ist. Selenskyj begründet seine Aussage mit den hohen Verlusten, die die Ukraine seit Beginn der Offensive verzeichnen musste. Im Interview sagt er: „Erstens ist das kein Film, er dauert keine anderthalb Stunden. Das ist eine Gegenoffensive, das ist kein Film mit Happy End, wir werden kein Happy End haben. Wir haben viele Menschen verloren. Es wird kein Happy End geben, das müssen wir zugeben.“

Ukraine-Krieg: Verhandlungen mit Putin stehen nicht zur Debatte

Seit vier Monaten läuft die Gegenoffensive der ukrainischen Streitkräfte. Erfolge aufseiten der Ukrainer gibt es seither nur wenige. Trotzdem lehnt der Präsident es ab, mit dem Kreml in Verhandlungen zu treten, wie er im Interview klarstellt. Der Tod des ehemaligen Söldnerführers Jewgeni Prigoschin zeige laut Selenskyj deutlich, was mit Leuten passiert, die mit Wladimir Putin Geschäfte machen. „Wenn man mit jemandem einen Kompromiss oder einen Dialog eingehen möchte, kann man das nicht mit einem Lügner machen“, sagt er gegenüber dem Sender.

Die Waffenlieferung von westlichen Ländern bedeutet nicht, dass auf dem Schlachtfeld schnelle Ergebnisse folgen, so Selenskyj. „Während wir dasitzen und über diese Gegenoffensive sprechen, gehen viele Leute davon aus, dass sie sehr langsam voranschreitet, aber sie geht immer weiter“, fügt der ukrainische Präsident gegenüber CNN hinzu. Das Handelsblatt hatte bereits berichtet, dass am Rande der Gegenoffensive, im Westen des Landes, die ukrainischen Streitkräfte deutlich negativer eingestellt sind als in der Öffentlichkeit wahrgenommen.

Ukraine: Lieferung neuer Waffensysteme soll im Herbst erfolgen

Anfang Juli sagte Selenskyj CNN bereits, dass die Ukraine größere Fortschritte machen würde, wenn das Land schneller Militärhilfe erhalten hätte. Die Gegenoffensive gerate ins Stocken, da die Lieferung nur Stück für Stück erfolge. Die russischen Truppen haben diese Zeit genutzt, um ihre Stellungen auszubauen. Im damaligen Interview betonte der Präsident die Bedeutung von Raketen, mit denen russische Ziele angegriffen werden können, die hinter der Frontlinie liegen.

Im aktuellen CNN-Interview vom vergangenen Sonntag sagte Selenskyj nun, dass die Ukraine das gewünschte Lenkflugkörper-Waffensystem vom Typ ATACMS im Herbst bekommen soll. Man stehe weiterhin mit dem amerikanischen Präsidenten Joe Biden in Kontakt. US-amerikanischen Berichten zufolge könnte es Monate dauern, bis die Ukraine die Raketen erhält. Am Wochenende sagte der Sprecher des Weißen Hauses, John Kirby, dass noch keine Entscheidung getroffen worden sei.

Zusätzlich zum amerikanischen System hat die Ukraine Deutschland um die Lieferung eines ähnlichen Waffensystems gebeten – Marschflugkörper vom Typ Taurus. Bisher zeigt sich die Bundesregierung zurückhaltend.

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