Waffenlieferungen

Ukraine-Aktivisten wollen Drohne von Böhmermann: Wird er sich mit Putin anlegen?

Litauens Bürger haben eine Kampfdrohne für die Ukraine finanziert. Jetzt wollen Aktivisten auch eine aus Deutschland. Comedian Jan Böhmermann soll helfen.

Jan Böhmermann
Jan BöhmermannZDF/Jens Koch

Immer mehr ukrainische Aktivisten in Deutschland fordern ein entschlosseneres Handeln der Bundesregierung, insbesondere die schleppenden Panzerlieferungen werden kritisiert. Nun wendet sich ein Aufruf in den sozialen Medien direkt an den deutschen Entertainer und Moderator Jan Böhmermann. „Hast du genug Mumm und Herz, dich mit Putin anzulegen? Lass uns gemeinsam eine Bayraktar für die Ukraine kaufen.“ Böhmermann soll per Crowdfunding Millionen von Euro sammeln, um eine der türkischen Kampfdrohnen zu kaufen. Journalisten in anderen Ländern haben es ihm vorgemacht.

Der deutschsprachige Instagram-Account „Stand with Ukraine“ hat sich darüber beschwert, dass es hierzulande keine öffentlichen Spendenaktionen von Prominenten gibt, um die Ukraine mit Waffen zu unterstützen. Der Aufruf verweist auf ähnlich groß angelegte Kampagnen in Litauen, Polen und der Ukraine.

Der litauische Journalist und Fernsehmoderator Andrius Tapinas hatte im Juni 2022 eine Initiative gestartet und innerhalb weniger Tage fast sechs Millionen Euro zusammengetragen. Die türkischen Drohnen-Hersteller waren derart begeistert von der Solidaritätsaktion im Baltikum, dass sie die Bayraktar am Ende gratis ans litauische Verteidigungsministerium spendeten. Die gesammelten 5,9 Millionen Euro sollen stattdessen für Munition und ukrainische Hilfsorganisationen ausgegeben werden.

Die außergewöhnliche Spendenaktion fand Nachahmer im Nachbarland Polen. Dort sammelte der landesweit bekannte linke Publizist Slawomir Sierakowski fast fünf Millionen Euro für eine Bayraktar-Drohne. „22,5 Millionen Zloty! Made in Poland“, freute sich der Initiator der Spendenaktion auf der Internetseite der von ihm gegründeten Zeitschrift Krytyka Polityczna.

Und auch in der Ukraine ging eine solche Drohnen-Spendenkampagne viral. Der ukrainische TV-Star Serhij Prytula sammelte in weniger als drei Tagen ganze 20 Millionen Euro, wofür es am Ende drei Drohnen aus der Türkei gab. In Norwegen und Kanada haben sich weitere Crowdfunding-Plattformen gegründet.

In den kommenden zwei Monaten wollen die Spender aus Norwegen über fünf Millionen Euro aufbringen und das Geld der ukrainischen Botschaft in Oslo übergeben. Das Motto des Spendenaufrufs lautet: „Gebt dem ukrainischen Volk eine Bayraktar aus Norwegen. Zeigen Sie Solidarität mit dem Kampf der Ukraine gegen Putin“.

Außerdem haben tschechische Aktivisten einen Online-Shop gegründet, in dem man virtuell Waffen und Schutzausrüstung bestellen kann; eine Art Waffen-Amazon. Das Geld für die Güter wird nach dem Online-Kauf an die ukrainische Botschaft in Prag überwiesen, die im Anschluss die Kampfgeräte erwirbt.

Böhmermanns Verhältnis zu Erdogan

Nun tragen auch Aktivisten in Deutschland die Spendenidee an die Öffentlichkeit. Jan Böhmermann hat sich dazu bisher nicht geäußert. Eine gemeinsame Aktion des Komikers mit dem türkischen Drohnen-Hersteller scheint jedoch aus mehreren Gründen unrealistisch. Einerseits kam es 2016 zum Eklat („Böhmermann-Affäre“) zwischen dem ZDF-Moderator und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Nach dem satirischen Gedicht „Schmähkritik“ erstattete die türkische Regierung Strafanzeige gegen Böhmermann. Der Direktor des Drohnen-Unternehmens ist im Übrigen der Schwiegersohn von Erdogan.

Darüber hinaus ist unklar, inwieweit eine solche Kampagne mit dem Bundesverteidigungsministerium abgestimmt werden muss. Die ukrainischen Streitkräfte nutzen die berüchtigten türkischen Kampfdrohnen seit der russischen Invasion am 24. Februar 2022. Die Regierung in Kiew bezeichnet die Drohnen als besonders effiziente Waffen. Bisher hat die Ukraine nach eigenen Angaben ungefähr 50 Drohnen aus der Türkei erworben.