Katholische Kirche

Mädchenchor will nicht mit ihm auftreten: Weitere Schlappe für Kardinal Woelki

Am Samstag sollte er in Aachen einen Gottesdienst leiten. Doch wegen seiner Verstrickung in die Missbrauchsaffäre gab es Proteste. Die Kirchenleitung zog ihn ab.

Kardinal Rainer Maria Woelki predigt beim Pontifikalamt zum Ostersonntag 2023. In Aachen war er am Sonntag unerwünscht.
Kardinal Rainer Maria Woelki predigt beim Pontifikalamt zum Ostersonntag 2023. In Aachen war er am Sonntag unerwünscht.Henning Kaiser/dpa

Es wird immer enger für den Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki. Wegen seines Umgangs mit dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche wird gegen ihn mittlerweile auch wegen Meineides ermittelt – und nun rücken immer mehr Kirchenvertreter von ihm ab.

Jüngstes Beispiel: Woelki durfte nach Protesten keinen Gottesdienst in Aachen halten. Dort war im Rahmen der sogenannten Heiligtumsfahrt am Sonntag eine große Open-Air-Messe geplant, die Woelki leiten und wo er auch die Predigt halten sollte. Darüber hatte es im Vorfeld Proteste gegeben.

So gab es laut Presseberichten auch im Mädchenchor des Aachener Doms Diskussionen darüber, ob man singen wolle, wenn der umstrittene Kardinal an der Messe teilnimmt. Mehr als die Hälfte der 120 Sängerinnen habe sich geweigert, hieß es.

Schließlich erklärte das Erzbistum Aachen am Samstag, der Aachener Bischof Helmut Dieser und Woelki hätten entschieden, auf den gemeinsamen Auftritt im Rahmen der Heiligtumsfahrt zu verzichten. Stattdessen sollten dieser sowie der Dompropst und Wallfahrtsleiter Rolf-Peter Cremer am Altar stehen. Die Entscheidung wurde wohl auch getroffen, weil man Demonstrationen am Rand des Freiluft-Gottesdienstes befürchtet hatte.

Woelki selbst sprach nach der Entscheidung von einer Instrumentalisierung von Gottesdiensten für Protestaktionen. „Katholisch zu sein, heißt nicht dem Gift der Polarisierung zu erliegen“, sagte er am Samstag in einer Videobotschaft. „Ich wäre als Pilger nach Aachen gekommen so wie viele Tausende auch“, so Woelki weiter.  „Ich bin davon überzeugt, dass es unter Christen möglich sein muss, unterschiedliche Auffassungen zu haben und deutlich zu vertreten - und dennoch gemeinsam die heilige Eucharistie zu feiern."

Woelki hatte im März zu Missbrauchsvorwürfen gegen einen 2017 von ihm beförderten Priester vor dem Landgericht Köln unter Eid gesagt, er sei „bis heute“ über einen bestimmten Vorwurf nicht informiert worden. In einem von Woelki unterschriebenen Brief an den Vatikan aus dem Jahr 2018 wird allerdings genau dieser Vorwurf detailliert geschildert. Woelki ließ dazu erklären, er habe diesen Brief zwar unterschrieben, könne sich aber nicht daran erinnern, ihn gelesen zu haben, und gehe deshalb davon aus, dass er ihn nicht gelesen habe.

Angesichts des Ermittlungsverfahrens gegen Woelki hat der Kölner Medien- und Wirtschaftsrechtler Elmar Schuhmacher Woelkis Erklärungsversuche für untauglich erklärt und seine Führungskompetenz angezweifelt. „In kaum einem Unternehmen oder in einer staatlichen Behörde könnte sich ein Verantwortlicher herausreden mit Unkenntnis über das, was er unterschrieben hat“, sagte Schuhmacher dem Kölner Stadt-Anzeiger. „Sein Verhalten würde immer als schuldhaftes Verhalten gewertet, weil es zu den völlig normalen Sorgfaltspflichten gehört, nicht blind etwas zu unterschreiben.“