Rüstung

Einfluss auf Pistorius und Co: Wieso ein US-Rüstungskonzern in der FAZ Anzeigen schaltet

„Marktverfügbar. Im Budget. Einsatzbereit“: So betitelte Lockheed Martin eine Anzeige für einen Transporthubschrauber in der FAZ. Der Zeitpunkt dürfte kein Zufall sein.

Ein Hubschrauber „Sikorsky CH-53K King Stallion“
Ein Hubschrauber „Sikorsky CH-53K King Stallion“dpa-Zentralbild

Wer in seiner Freizeit gerne durch Rüstungsmagazine blättert, kennt ihn: den „King Stallion“. Es ist jedoch selten, dass ein Rüstungskonzern in deutschen Tageszeitungen dafür wirbt. Am vergangenen Dienstag druckte die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) in ihrem Politikteil eine große Anzeige des amerikanischen Unternehmens Lockheed Martin. Zu sehen war dort ebenjener Transporthubschrauber, auch CH-53K genannt, neben einem Tankflugzeug.

Im Hintergrund das blaue Meer, darüber ein weißer Schriftzug: „Marktverfügbar. Im Budget. Einsatzbereit.“ Und nicht nur einsatzbereit, sondern sogar darüber hinaus: „ahead of ready“.

Die Berliner Zeitung hat bei Lockheed Martin nachgefragt, an wen sich die Anzeige richtet. Immerhin dürfte der durchschnittliche FAZ-Leser wenig Interesse an einem Transporthubschrauber im Garten haben. Ist es also die Bundesregierung, die der US-Konzern für den CH-53K begeistern will? Oder doch Verteidigungsminister Boris Pistorius am Frühstückstisch?

„Lockheed Martin wirbt anlassbezogen in relevanten deutschen sowie internationalen Fach-  und tagesaktuellen Medien, um Entscheider, Kunden und Nutzer über unsere Plattformen zu informieren“, sagte ein Unternehmenssprecher der Berliner Zeitung. Wie hoch das diesjährige Budget für Werbung in Deutschland ist, dazu wollte er sich nicht äußern.

Dass die Anzeige für den „King Stallion“ gerade an diesem Dienstag in der FAZ erschien, dürfte kein Zufall sein. Es gab einen Anlass: Zu diesem Zeitpunkt nämlich hatte der Verteidigungs- und Haushaltsausschuss des Bundestags noch nicht den Kauf von rund 60 „Chinook“ CH-47F abgesegnet, einem Modell des amerikanischen Unternehmens Boeing, der direkten Konkurrenz. Die Maschinen sind als Ersatz für die alte Flotte aus Sikorsky CH-53G gedacht. Sie sollen bis 2030 von der U.S. Army, dem Vertragspartner, an Deutschland weitergegeben werden.

Für Lockheed Martin war die Sache augenscheinlich noch nicht entschieden. Und tatsächlich könnte der Deal zwischen der Bundesregierung und dem amerikanischen Militär noch ins Straucheln kommen. Denn: Für ein notwendiges Upgrade der Chinook gibt es noch kein grünes Licht von der U.S. Army, es wurde noch nicht zertifiziert. Tatsächlich sind Teile des entsprechenden Entwicklungsprogramms bereits eingestellt worden.