Letzte Generation

Rückgang um 50 Prozent: Klimabewegung verliert Unterstützung der Deutschen

Nur noch ein Drittel der Bürger unterstützt die Umweltbewegung grundsätzlich. Quer durch die Gesellschaft lehnen sie die Aktionen der Letzten Generation ab.

Die Aktionen der Klimaaktivisten der sogenannten Letzten Generation schrecken Bürger laut der Studie ab
Die Aktionen der Klimaaktivisten der sogenannten Letzten Generation schrecken Bürger laut der Studie abwww.imago-images.de

Desaströse Nachrichten für den Klimaschutz in Deutschland. Die Unterstützung für die Klima-und Umweltbewegung hat sich in nur zwei Jahren halbiert. Noch 2021 erklärten 68 Prozent der Bürger zu dem Thema: „Hat grundsätzlich meine Unterstützung“. Heute sagt das nur gut ein Drittel der Befragten (34 Prozent). Das zeigt eine Studie der Nichtregierungsorganisation More in Common.

Dramatische Verluste über alle gesellschaftlichen Gruppen hinweg

Die Zustimmung zu den Maßnahmen sank dabei quer durch alle gesellschaftlichen Gruppen, die von der NGO identifiziert wurden: die Offenen, die Involvierten, die Etablierten, die Pragmatischen, die Enttäuschten, die Wütenden. In keiner Gruppe gibt es noch eine Mehrheit. Bei den Involvierten, die zuvor mit 81 Prozent die höchste Zustimmung auswiesen, ist der Rückhalt um ganze 43 Prozent gesunken.

Auffallend sei auch, dass „die Zustimmung zur Aussage ,Die Klima- und Umweltbewegung in Deutschland hat das Wohl der gesamten Gesellschaft im Blick' von 60 auf 25 Prozent abgestürzt ist“.

Vor allem die Aktionen der Klimabewegung im Allgemeinen und die Blockaden der sogenannten Letzten Generation im Speziellen scheinen für die dramatische Ablehnung verantwortlich zu sein. Von einer „Ferne“ der Klimaschutz-Aktionen der Aktivisten ist in der Erhebung die Rede.

Klimabewegung wirkt auf Bürger ausladend

Dies zeige sich an den veränderten Antworten auf Fragen, die die empfundene Nahbarkeit der Klimabewegung und „ihre wahrgenommene Fähigkeit zum Gespräch mit unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen messen sollen“.

Um mehr als die Hälfte verringerte sich der Anteil der Personen, die finden, dass die Klima- und Umweltbewegung „offen dafür ist, dass Leute wie ich bei ihr mitmachen“ (von 63 auf 29 Prozent). So sank auch die Zahl derer, die finden, dass die Bewegung eine „verständliche Sprache“ spreche (65 auf 28 Prozent). „Zuletzt wirkte die Bewegung insgesamt also stärker aus- als einladend auf große Teile der Bevölkerung.“ Von den Befragten erklärten 85 Prozent, dass die Klima- und Umweltbewegung „häufig mit ihren Protestaktionen zu weit“ gehe.

Unterstützung für die Zwecke, Ablehnung der Mittel

Die Aktivisten des „Aufstands der Letzten Generation“ begannen ihre Blockade- und Klebe-Proteste Anfang 2022. Zuvor waren Aktivisten im Bundestagswahlkampf in einen Hungerstreik vor dem Kanzleramt getreten.

Bemerkenswert ist, dass bei den Befragten grundsätzlich Verständnis für die Ziele der Klimaschützer existiert, jedoch die Mittel rundweg abgelehnt werden. „Es ist vielen Menschen möglich, die konkreten Proteste in ihrer Machart abzulehnen und dennoch um die Bedeutung von Klimaengagement zu wissen“, heißt es. Wenn man Menschen im Rahmen der Studie konkret frage, ob sie eigentlich eher Verständnis oder kein Verständnis für die Straßenblockaden der Letzten Generation haben, äußerten nur acht Prozent Verständnis. 85 Prozent reagierten mit Unverständnis.

Die Autoren sprachen schon in ihrer Studie 2021 davon, dass „die Klimadebatte ein großes destruktives Potenzial haben kann, wenn sie falsch läuft“. Damit meinen sie eine Haltung zum Klimaschutz entlang kultureller und politischer Gräben. Das scheint sich bewahrheitet zu haben.