Gastbeitrag

In Ostdeutschland gibt es weniger Antisemiten

Warum die Debatte über Antisemitismus in Deutschland einen falschen und für Juden selbst schädlichen Eindruck erweckt. Ein Gastbeitrag.

Ein Teilnehmer trägt eine Kippa mit Davidstern auf der Kundgebung zum Europäischen Jüdischen Jugendkongress.
Ein Teilnehmer trägt eine Kippa mit Davidstern auf der Kundgebung zum Europäischen Jüdischen Jugendkongress.Hannes P Albert/dpa

Es ist kalt geworden in Deutschland. Juden trauen sich nicht mehr auf die Straße, verzichten aus Sicherheitsgründen auf alles, was auf ihren Glauben oder ihre Herkunft hinweisen könnte, lassen Lehrveranstaltungen an Hochschulen ausfallen, weil sie sich da nicht sicher fühlen. Die Zahl antisemitischer Übergriffe geht seit dem 7. Oktober 2023 durch die Decke, die der Straftaten ebenso. Viele Juden denken sogar ans Auswandern. Der Antisemitismus, so behauptet der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung Fritz Klein, sei „nach dem 7. Oktober 2023 explodiert“.

Wird Deutschland immer antisemitischer? Das Erstaunliche ist: nein. Man könnte sogar sagen: im Gegenteil. Wir machen uns da etwas vor und lügen uns in die Tasche. Aber warum nur? Das Phänomen ist keineswegs auf Antisemitismus oder das Verhältnis zu Juden und Israel begrenzt, es ist viel breiter und wenn man es genauer untersucht, vermittelt es ganz erstaunliche Einblicke in das Seelenleben der Deutschen, darunter auch derjenigen, die jüdischer Abstimmung sind. Aber der Reihe nach.

Berliner Zeitung

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