Krieg und Medien

Wut auf ARD, ZDF, RTL, Spiegel & Co.: Warum man die schrecklichen Bilder des Krieges zeigen sollte

Visuelle Darstellungen von Konflikten, wie in der Ukraine, beeinflussen unser Verständnis von Kriegen. Ist es Zeit für eine neue Perspektive?

Auf diesem vom ukrainischen Katastrophenschutz zur Verfügung gestellten Foto tragen Feuerwehrleute die Leiche eines Opfers nach einem russischen Raketenangriff. Bei dem Angriff mit einer ballistischen Rakete wurden mindestens 20 Menschen getötet.
Auf diesem vom ukrainischen Katastrophenschutz zur Verfügung gestellten Foto tragen Feuerwehrleute die Leiche eines Opfers nach einem russischen Raketenangriff. Bei dem Angriff mit einer ballistischen Rakete wurden mindestens 20 Menschen getötet.Ukrainian Emergency Service/AP

Wenn ich an Bilder, in Foto und Film, und ihre Rolle bei der Kriegspropaganda denke, fällt es mir schwer, nicht sofort Szenen des 2022 erschienenen Spielfilms „Top Gun: Maverick“ vor meinem inneren Auge zu sehen. Dieser US-Actionstreifen, der zu den 20 weltweit kommerziell erfolgreichsten Produktionen aller Zeiten zählt, ist Propaganda pur, in Hightech-gestylter, emotional aufgeladener Form. Damit die in den besten Stellungen abgebildeten Kampfflugzeuge die Folgen ihrer Nutzung – den Tod und das Leid – kaschieren, erzählen die Macher parallel zur Werbeshow fürs US-Militär die Geschichte von Freundschaft, Treue, Loyalität und dem gerechten und vereinenden Kampf für das Gute. Das rührt, und die Tränen fließen auch weiter, wenn Tom Cruise liebevoll seinen Flieger streichelt, um ihm gleichsam eine Seele einzuhauchen. Klar, für nicht schauspielernde Piloten bedeutet ein solcher Jet mit jedem Flug: mein Begleiter in Leben oder Tod. Doch die subtile Suggestion für die TV-schauenden Beobachter der Cruise-Version von Krieg und Gerechtigkeit ist: Dieser Jet ist auch dein Seelenverwandter. Er ist Teil der richtigen Seite. Das Bild ist der Beweis.

Berliner Zeitung

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