Medien

Table.Briefings: So soll man nicht über China berichten

Das Newsletter-Portal Table.Briefings greift die China-Berichterstattung der Berliner Zeitung an. Ein Beispiel für Journalismus, der Leser durch die moralische Abwertung des Landes von unseren Problemen ablenkt.

Sebastian Turner, Herausgeber von Table.Briefings
Sebastian Turner, Herausgeber von Table.BriefingsPPfotodesign/imago

Das Newsletter-Portal China.Table hat einen abfälligen Text über die China-Berichterstattung der Berliner Zeitung veröffentlicht.

Der Artikel „Medienkooperation: Wie die Berliner Zeitung ihre Seiten für die chinesische Regierung öffnet“ zeigt, dass es nicht um Information, sondern um Diffamierung geht. Das ist kein Zufall. China.Table verfolgt eine streng ideologische Linie, die nicht über China berichten will, sondern China als gefährlichen Feind darstellt. Ein Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit ist der Artikel: „Geheimdienstbericht: So verdient Familie Xi trotz Korruptionsjagd weiter Millionen“. Hier heißt es: „Mit dem Kampf gegen Korruption geht Xi Jinping auch gegen seine Feinde vor und festigt weiter seine Alleinherrschaft. Seine Familie ist derweil gut im Geschäft, findet ein US-Geheimdienstbericht.“ Unter Missachtung aller journalistischen Regeln wird völlig ungeprüft ein Bericht der US-Geheimdienste übernommen, dessen Verdächtigungen als Fakten präsentiert werden.

China.Table gehört zum Berliner Medienunternehmen Table.Briefings, das vom früheren Chef der Werbeagentur Scholz&Friends, Sebastian Turner, betrieben wird. Table.Briefings ist indirekt auch von Steuergeldern und über Umwege von Rundfunkgebühren finanziert, wie die Liste der „Bezieher“ zeigt: Sie reicht von ARD und ZDF über die Bundeswehr, Parteien und Verbände bis zur EU-Kommission, dem Bundespräsidenten und dem Deutschen Bundestag. Die vielen „Sammelabos“ sollen Table.Briefings helfen, wieder Boden unter den Füßen zu bekommen. Im Geschäftsjahr 2023 machte Table.Briefings fast vier Millionen Euro Verlust und musste sich 2025 Investoren an Bord holen, um den Geschäftsbetrieb aufrechterhalten zu können. Klar ist, dass unabhängiger Journalismus und Staatsfinanzierung einander ausschließen – zumindest nach westlichem Verständnis. Gerade wenn man sich China überlegen fühlt, sollte man keinen Cent aus Steuermitteln oder öffentlichen Geldern in seiner Bilanz zulassen. 

Der Dienst, der sich selbst als „Informationsangebot für die entscheidenden Köpfe in Politik und Wirtschaft, Verwaltung und Verbänden, Wissenschaft und Bildung sowie NGOs und Gesellschaft“ beschreibt, nutzt zudem Agenturmeldungen, die man auch anderswo lesen kann. Laut Selbstdarstellung behauptet der Dienst: „Wir verbinden hohe Kompetenz in ausgewählten Domänen mit dem Ziel, präzise zu differenzieren.“ Das bezieht sich offenbar auf die Nutzung der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua, die auch schon mal mit blumiger Propaganda zitiert wird. So schrieb der Dienst über die chinesische Raumfahrtmission Shenzhou-19: „Alle drei Besatzungsmitglieder seien wohlauf, die Mission ein ‚voller Erfolg‘, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua.“ Was weitgehend fehlt, sind Original-Stimmen aus China. 

Table.Briefings hat nun der Berliner Zeitung genau das vorgeworfen – nämlich, dass wir mit Repräsentanten aus China sprechen, ohne ständig darauf hinzuweisen, dass die Kommunistische Partei Chinas ein anderes Gesellschaftsmodell betreibt. Wir halten allerdings unsere Leser für intelligent genug, um zu wissen, dass China ein Ein-Parteien-Staat ist und keine Demokratie nach westlichem Vorbild, dass die Menschenrechte, wie wir sie verstehen, missachtet, die Bürger in totalitärer Form überwacht werden, es keine Meinungs- und Pressefreiheit gibt. Doch sind wir der Auffassung: Wenn man etwas erfahren will, muss man die Positionen aller hören, selbst wenn sie einem gegen den Strich gehen.

Berliner Zeitung

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