„[…] etwas ist mit ihm geschehen. Er ist völlig VERRÜCKT geworden!“. Mit diesen Worten kommentierte US-Präsident Donald Trump die bislang massivsten russischen Luftangriffe auf die Ukraine. Über 360 Raketen und Drohnen in einer Nacht, 13 Tote, Dutzende Verletzte – ein Schlag, der das Ausmaß der Eskalation ebenso unterstreicht wie die Ratlosigkeit des Weißen Hauses. Während Trump Putin als „verrückt“ bezeichnet, kündigt er erneut an, über mögliche neue Sanktionen „nachzudenken“. Im gleichen Atemzug mit seiner Putin-Kritik verortet Trump zumindest eine Teilschuld beim ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj: „Ebenso tut Präsident Selenskyj seinem Land keinen Gefallen, wenn er so redet, wie er redet. Alles, was er sagt, verursacht Probleme, das gefällt mir nicht, und es sollte besser aufhören“. Es ist ein entlarvender Moment: Der Aggressor wird kurzerhand verrückt erklärt, das Opfer gemaßregelt – als ob scheinmoralische Äquidistanz eine ernsthafte diplomatische Balance ersetzen könnte. Und auch wenn Trump Russland zum wiederholten Male mit Konsequenzen droht, blieb jede seiner Drohungen bislang konsequenzlos.
Der Kreml antwortete auf Trumps Kritik mit kühler Ironie: Trumps Worte seien Ausdruck einer „emotionalen Überlastung“, so Kremlsprecher Dmitri Peskow. Und tatsächlich verschiebt sich das diplomatische Kräfteverhältnis in eine absurde Rollenverteilung: Moskau gibt sich staatstragend und gesprächsbereit, Washington reagiert erratisch und schwankend. Die Worte Trumps sind nämlich ganz symptomatisch für die erratische Außenpolitik seiner Administration, die seit Ende Januar zwischen Anspruch, Wunschvorstellung und Wirklichkeit taumelt.

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