Gastbeitrag

Frieden in Gaza? Diese Punkte hat Trump ignoriert

Trumps Friedensplan zwischen Israel und Hamas ist ein großer Erfolg. Dennoch werden viele Aspekte ignoriert, die erneute Gewalt wahrscheinlich machen. Ein Gastbeitrag.

US-Präsident Donald Trump zeigt den unterzeichneten Friedensvertrag beim Gaza-Gipfel unter Vorsitz von Ägyptens Präsident Al-Sisi.
US-Präsident Donald Trump zeigt den unterzeichneten Friedensvertrag beim Gaza-Gipfel unter Vorsitz von Ägyptens Präsident Al-Sisi.Michael Kappeler/dpa

Zwei Jahre nach dem 7. Oktober 2023, mehrere zehntausend Todesopfer später und angesichts von Szenerien, die an Warschau nach dem Aufstand von 1944 und Mariupol 2022 erinnern, ist es Donald Trump gelungen, die Hamas und die israelische Regierung auf einen Waffenstillstand zu verpflichten. Das ist ein Erfolg. Aber ein Ende des Krieges, der Kämpfe, der gewaltsamen Auseinandersetzungen ist es nicht. Und noch weniger ist es der Anbruch eines goldenen Zeitalters für den Nahen Osten, den Trump und andere Staatschefs bei dem Treffen in Scharm el Scheich verkündeten.

Das liegt nicht nur daran, dass viele Details nicht geregelt sind, sondern auch daran, dass fast alle, die sich dazu äußern, den Konflikt dort als besonders und einzigartig darstellen. Das wiederum führt dazu, dass dort kaum Faktoren berücksichtigt werden, die wir von anderen Konflikten anderswo in der Welt und aus der Vergangenheit kennen. Einer meiner Kollegen, der weltweit angesehene Psychologe Daniel Bar-Tal hat sogar schon zu Beginn des Gaza-Krieges ein Buch geschrieben, das zeigen soll, warum der Nahost-Konflikt unlösbar ist. Dabei ist er das gar nicht.

Es gibt durchaus Hoffnung, allerdings muss man, um ihren Schimmer zu erkennen, in Richtungen blicken, die in Israeli (und bei deutschen Israel-Verteidigern) nicht populär sind, vorsichtig ausgedrückt. Man müsste nach Afrika, Latein-Amerika und besonders nach Südafrika blicken, das Land, das Israel wegen Völkermord vor den Internationalen Gerichtshof gebracht hat und vielen Netanjahu-Gegnern und Palästinenser-Unterstützern als Argument dafür dient, dass Israel ein Apartheid-Staat ist. Löst man sich von der Überzeugung, dass Israelis und Palästinenser in einem einzigartigen, mit nichts vergleichbaren Clinch gefangen sind und lässt man die Propaganda-Klischees beider Seiten hinter sich, erkennt man: Es gibt Hoffnung. Aber mit dem, was da in Scharm el Scheich geschehen ist, hat sie nichts zu tun.

Berliner Zeitung

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