Wladimir Putin nutzte seinen diesjährigen Auftritt beim Waldai-Forum zur kalkulierten Inszenierung – als Ritual der Kontrolle und Selbstvergewisserung seines Systems. In einem mehrstündigen Austausch wiederholte er die vertrauten Motive seines Weltbilds: den „Kampf gegen westliche Hegemonie“, das Lob einer „multipolaren Weltordnung“, die Beschwörung von Partnerschaften mit dem Globalen Süden und die Behauptung, Russland handle in der Ukraine aus reinem Verteidigungszwang. Neu war nichts am Inhalt, doch der Ton war taktisch gesetzt – kontrolliert, ausgewogen, weniger aggressiv, aber durch und durch ideologisch. Das Forum geriet so zur Bühne eines ritualisierten Machtmonologs: Es kaschiert Erschöpfung, prüft Loyalität und behauptet Deutungshoheit. Ziel bleibt, außenpolitische Autorität zu simulieren und zugleich gegenüber dem Globalen Süden Anschlussfähigkeit zu signalisieren.

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