Der Höhepunkt des russischen Einflusses im Nahen und Mittleren Osten war nach 2015 erreicht. Wladimir Putins Entscheidung, dem Assad-Regime in Damaskus militärisch beizuspringen, resultierte in einem faktischen Einfrieren des syrischen Bürgerkriegs. Die russische Diplomatie unterhielt gleichwertige Beziehungen zu allen Parteien in der Region. Putin und der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu konnten gut miteinander; auch zu Türken, Iranern und Golfarabern gab es enge russische Kontakte.
Die Kombination aus diplomatischem Pragmatismus und militärischem Erfolg sorgte für russisches Ansehen in der Region. Neben dem noch aus Zeiten der Sowjetunion stammenden Marinestützpunkt Tartus unterhält Russland in Syrien seit 2015 auch den Militärflughafen Hmeimin bei Latakia. Das russische Standing in der Region schlug sich auch wirtschaftlich nieder; 2017 begannen Russland und die arabisch dominierte Opec, ihre Ölförderpolitik untereinander abzustimmen. Parallel und in scharfem Kontrast dazu war die Reputation der USA in der Region auf ein Minimum gesunken. Die westliche Intervention im libyschen Bürgerkrieg 2011 hatte einen „Failed State“ hinterlassen. Das inkonsequente Vorgehen des damaligen US-Präsidenten nach Assads Giftgas-Einsatz 2013 östlich von Damaskus – Barack Obamas angebliche „rote Linie“ – besiegelte dann das vorläufige Ende der USA als Ordnungsmacht.

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