Es sind die leisen, aber symbolisch aufgeladenen Momente, die mitunter mehr über die tektonischen Verschiebungen der internationalen Politik verraten als große Gipfeltreffen. Als sich am 21. Juni 2025 Keith Kellogg, Sondergesandter des US-Präsidenten Donald Trump, in Minsk mit dem belarusischen Diktator Alexander Lukaschenko traf, war dies ein solcher Moment. Die Freilassung von 14 politischen Gefangenen, darunter mehrere westliche Staatsbürger und insbesondere Sergej Tichanowski, eines beliebten Polit-Bloggers, der kurz nach seiner Ankündigung, 2020 für das Präsidentenamt zu kandidieren, inhaftiert wurde, markierte einen diplomatischen Vorstoß, den bis vor wenigen Monaten kaum jemand für möglich gehalten hätte.
Der belarusische Politologe Artjom Schraibman bringt es prägnant auf den Punkt: „Lukaschenko signalisiert dem Westen, dass er prinzipiell bereit ist, jeden politischen Gefangenen freizulassen: es gibt keine roten Linien, man muss nur weiter mit ihm reden.“ Diese Botschaft ist zugleich Einladung und Erpressung.

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