Letztes Interview vor der Sommerpause

Scholz über Gewalt in Freibädern: „Mit voller Kraft zeigen, dass man das nicht duldet“

In den Freibädern eskaliert die Gewalt. In Berlin sucht der Senat händeringend nach Lösungen. Und der Kanzler erzählt über seinen letzten Freibadbesuch.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) stellte sich am Freitag zum letzten Mal vor der Sommerpause den Journalisten-Fragen.  
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) stellte sich am Freitag zum letzten Mal vor der Sommerpause den Journalisten-Fragen. Markus Schreiber/AP

Die Debatte um massive Gewaltausbrüche in Freibädern reißt nicht ab. Jetzt schaltete sich auch Bundeskanzler Olaf Scholz ein. Bei der letzten Pressekonferenz vor der Sommerpause sagte er auf Nachfrage der Berliner Zeitung: „Es ist völlig richtig, wenn daraus jetzt die Konsequenz gezogen wird und wir Polizei einsetzen. Wie müssen mit voller Kraft zeigen, dass man das nicht duldet.“

Wer so etwas mache, verhalte sich nicht so, „wie unsere Regeln sind“, antwortete er auf die Frage, ob sich bei dem Thema Integrationsdefizite zeigten. Der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Alexander Thom, hatte jüngst eine „Machokultur“ beklagt, die sich offenbar in deutschen Bädern ausgebreitet habe. Diese Tumulte in Freibädern „hätten nicht nur, aber leider auch oft mit Integrationsdefiziten zu tun“. 

Der Kanzler fügte hinzu: „Freibäder sind ein Stück Lebensqualität.“ Das gehöre zur kommunalen Daseinsvorsorge, sagte er. Das sei für ihn sehr wichtig. „Deshalb muss man auch reagieren, wenn es solche Vorfälle gibt.“ Man dürfe das nicht nur achselzuckend zur Kenntnis nehmen. 

Auf die Frage der Berliner Zeitung, wann er selbst das letzte Mal im Freibad war, sagte er: „Im Freibad schwimmen war ich zuletzt in Rahlstedt-Großlohe.“ Allerdings sei das „über 40 Jahre her.“ Scholz ist im Hamburger Stadtteil Rahlstedt aufgewachsen. Später habe er Freibäder in seinem Wahlkreis besucht und dort mit Bürgern gesprochen.

Berlin erwägt Einlasskontrollen in den Bädern

Scholz unterstützt einen Vorschlag seiner Bundesinnenministerin Nancy Faeser, verstärkt Polizeipräsenz in den Freibädern zu zeigen. Gerade in öffentlichen Bädern, wo auch viele Kinder und Jugendliche seien, müsse der Rechtsstaat hart gegen Gewalt vorgehen, hatte Faeser vor kurzem gesagt. Mit dieser Aussage sorgte sie für Empörung. Polizisten seien keine Bademeister, hieß es von den Polizeigewerkschaften. 

Die Empörung über Ausschreitungen in den Freibädern zieht immer weitere Kreise. Gerade in Berlin wird das Thema derzeit heftig diskutiert, nachdem es in den Bädern immer wieder zu Massenschlägereien und Belästigungen gekommen war. Geht es nach dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner, müssen sich die Besucher künftig ausweisen, wenn sie ins Freibad wollen. Ebenso sollen Tickets künftig online vorab buchbar sein. „Am Ende des Tages müssen wir Hausverbote in diesen Bädern durchsetzen“, kündigte der CDU-Politiker am Donnerstag an. 

Im Columbia- und Prinzenbad – dort kam es in der vergangenen Zeit wiederholt zu Gewalt – soll es Videoüberwachung am Eingang geben. Ebenso läuft die Debatte darüber, ob es mehr Sicherheitspersonal vor Ort und verstärkte Zaunanlagen geben solle, wie es Berlins Innensenatorin Iris Spranger favorisiert.

Nach den Ausschreitungen in Berliner Freibädern musste das Neuköllner Columbiabad am vergangenen Sonntag schließen.