Bis zu 30 Grad im Schatten, im Nichtschwimmerbecken planschen Kinder, und mittendrin gibt es eine Massenschlägerei mit 250 Männern: Das ist Alltag in Berlins Freibädern. Statt Spaß nur Stress.
Nun sollen „mobile Wachen“, also Polizisten in Bussen, vor den Freibädern positioniert werden. Sie sollen die Badegäste, aber auch das Personal schützen. Die Angestellten haben nämlich ebenfalls genug von der Pöbelei. Sie sind es leid, dass junge Männer mit Messern die Sicherheit aller anderen bedrohen. Die Folge: Die Krankenquote des Badepersonals ist gestiegen, Bäder werden geschlossen, Öffnungszeiten sind begrenzt.
Erst kürzlich belästigte ein 20-Jähriger ein Mädchen im Kreuzberger Prinzenbad. Sie war erst 14. Der junge Mann landete letztendlich im Krankenhaus, nachdem der Bruder des Mädchens mit einigen anderen auf ihn eingeschlagen hatte. Dieser Gewaltausbruch ist nur einer von vielen, laut Polizeistatistik waren es in Berlin 839 in den letzten zehn Jahren. Noch Fragen?
Oft streiten sich die Kerle wegen Nichtigkeiten. Die Wutausbrüche sind mitunter an Banalität nicht zu überbieten. Auslöser sind Sprüche wie „Du hast Auge auf meine Freundin gemacht“, „Das war mein Parkplatz“, „Was schaust du so blöd?“.
Schwimmmeister Harzheim spricht von „Machokultur“
Und dann entfachen auch noch die hohen Temperaturen das Konfliktpotenzial. Wie oft schon eskalierte ein Streit mit Wasserpistolen, wie in Steglitz und Neukölln – und es endete in einer Massenschlägerei? Immer wieder geraten dabei Frauen zwischen die Fronten. Jüngst wurde einer 21-Jährigen im Sommerbad Neukölln bei solch einer Keilerei das Nasenbein gebrochen. Jungs, kühlt euch endlich mal ab!
Peter Harzheim, der Präsident des Bundesverbands Deutscher Schwimmmeister, spricht inzwischen offen von einer Zunahme an „Aggression“ und „Machokultur“ in den Freibädern. Ginge es nach ihm, wären dort noch mehr Polizisten unterwegs, am liebsten auch am Beckenrand.
Denn diese „Machos“, wie er sie nennt, versauen fast allen den Badetag. Sie treiben alle anderen an den Rand eines Nervenzusammenbruchs, einem Gefühl der Unsicherheit und Ohnmacht. Niemand braucht mackerhaftes Aufgepluster und Gehabe um sich herum, keinen dröhnend lauten Gangster-Rap sowie von Machos belagerte Rutschen. Und, das liegt mir besonders am Herzen, dürfen keine minderjährigen Mädchen belästigt werden.
Für Frauen bedeuten solche unangenehmen, rücksichtslosen Situationen, dass sie oft nur noch starr geradeaus blicken, wenn sich aufdringliche Typen nähern. Männer, die jedem Bikini hinterherpfeifen, die die weiblichen Badegäste mit blöden Kommentaren wie „Bitch, wir sind Alpha“ von Kollegah belästigen und sich megacool dabei fühlen. Schön für sie. Für Frauen dagegen ist es einfach nur ätzend. Sie müssen dauernd auf der Hut sein. Ein bisschen in Ruhe Sonne tanken, vielleicht auch mal oben ohne auf dem Handtuch liegen, ist meistens nicht möglich.
Benennen wir es doch klar und deutlich: Bei vielen Frauen und Mädchen schwimmen Angst und Unwohlsein schon seit langem mit. Es wird nur immer schlimmer, weil es mehr aktive Gewalt gibt.
Berliner Freibäder: Frauen sollen eine unbeschwerte Zeit verbringen
Kein Wunder, dass viele Flinta*-Personen (Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, trans und agender Personen) beim Gedanken ans Freibad die Augen verdrehen. Deswegen fordere ich: Männer raus aus den Freibädern! Sperrt sie wenigstens an einem Tag aus. Auch Frauen sollen eine unbeschwerte Zeit im Freibad verbringen können. Daher braucht es einen Flinta*-Tag.
Die Idee eines Frauentags ist nicht neu, in vielen deutschen Saunen ist sie bereits eine bewährte Praxis. An einem Tag pro Woche können Frauen ein paar entspannte Stunden genießen, frei von aufdringlichen Blicken und ätzenden Kommentaren. Und ganz wichtig: ohne Angst vor Gewalt. Sie können einmal ganz unter sich sein. Wenn männerfreie Tage in der Sauna funktionieren, warum dann nicht auch im Freibad? Genügend Gründe, die dafür sprechen, gibt es ja.




