Food & Drink

Tim Raue: Sternekoch und jetzt auch noch der Retter aller Loser am Herd

Energie ohne Ende: Zusammen mit seiner Frau Katherina übernimmt der Berliner Sternekoch die RTL-Sendung „Die Restaurantretter“. Was treibt den Mann an?

Kochendes Power-Paar: Tim Raue und seine Katharina werden für RTL die deutsche Restaurantlandschaft auf Vordermann bringen.
Kochendes Power-Paar: Tim Raue und seine Katharina werden für RTL die deutsche Restaurantlandschaft auf Vordermann bringen.Jörg Carstensen/dpa

Man fragt sich mitunter, ob Tim Raue nicht ausgelastet ist. Und woher der Spitzenkoch die unglaubliche Energie nimmt, mehrere Restaurants, darunter das vom Guide Michelin mit zwei Sterne ausgezeichnete „Tim Raue“ in Kreuzberg, zu betreiben, Interviews zu geben, in Talkshows zu sitzen und nun auch noch gemeinsam mit seiner Frau Katharina den RTL-Dauerbrenner „Die Restaurantretter“ zu übernehmen, der in Zukunft auch noch seinen Namen tragen wird.

Eine Sendung, die scheiternde Gastronomen und ihre schlecht laufenden Restaurants wieder auf Vordermann bringt. Bei manchen trifft es leider nichts besser als die durchgenudelte Binsenweisheit, dass man immer noch Wirt werden kann, wenn sonst gar nichts mehr geht.

Garniert mit Street Credibility

Größer könnte die Fallhöhe also gar nicht sein. Denn Tim Raue ist als Koch und Unternehmer längst so erfolgreich, dass er seine eigene Marke geworden ist und auf seinem Niveau auch kaum Konkurrenz hat oder fürchten muss. Denn bei all dem Ruhm ist der Beruf des Spitzenkochs eine Knochenmühle und wird regelmäßig und mit Ehrfurcht als einer der anstrengendsten Berufe überhaupt beschrieben: eine 100-Stunden-Woche, Burn-out und Nervenzusammenbrüche inklusive.

Bei Tim Raue scheint das – wenigstens oberflächlich betrachtet – wenig Spuren zu hinterlassen. Und obwohl auch ihm das Ausgebranntsein nicht fremd ist, scheint der gebürtige Berliner ständig auf Hochtouren zu laufen. Das aber immer mit der typischen Berliner Tiefstapelei: Kochen sei für ihn primär das Beherrschen seines Handwerks und dann erst ein künstlerischer Prozess, wobei man tunlichst aufpassen sollte, dem Künstler nicht die Oberhand zu lassen. Überhaupt scheint es Raue wichtig zu sein, als Arbeiter verstanden zu wissen und nicht als eine Art exaltierter Künstler an der Pfanne.

Bloß nicht belanglos

So lässt der Sternekoch in Gesprächen selten eine Möglichkeit verstreichen, auf seine raue Herkunft zu verweisen und seine Biografie mit möglichst viel Street Credibility zu garnieren. Durchaus glaubhaft: ein prügelnder Vater und die Mitgliedschaft in der von Türken dominierten Kreuzberger Straßengang „36 Boys“ sind Eckpfeiler einer Vita, die Raue sicherlich nicht mit vielen seiner Kollegen teilt. Und dessen Kochkunst die meisten von ihnen zudem auch noch recht blass aussehen lässt.

Was also treibt den Mann, der sein Selbstwertgefühl einmal als recht klein beschrieben hat, an? Offenbar ein innerer Zwang, das zu tun, womit er so erfolgreich geworden ist. Das Schlimmste, was ihm und seiner Frau Katherina seien Belanglosigkeit und Durchschnitt. Man könne ihn lieben oder hassen, das wäre egal, nur belanglos wolle er nicht sein. Klingt nach einem klaren Konzept.