Ihr erstes Video, aufgenommen vor zwei Wochen, sorgte für großes Aufsehen. Die Berliner YouTuberin Kayla Shyx war nach Shelby Lynn die zweite Frau, die in der Causa Rammstein namentlich schwere Anschuldigungen erhob gegen die Band Rammstein und speziell deren Frontmann Till Lindemann.
Bis heute haben mehr als 5,4 Millionen Menschen den Clip angeschaut, in dem die 21-Jährige unter dem Titel „Was wirklich bei Rammstein Afterpartys passiert“ von ihren Konzerterfahrungen berichtet – wie sie von Lindemanns Assistentin Alena Makeeva angesprochen und getäuscht worden sei ob des Ortes und Zweckes der Party und sich am Ende in einem separaten Raum wiedergefunden habe mit sehr viel Alkohol und benommen wirkenden Mädchen. Man habe damals Druck auf sie ausgeübt, die Situation sei „sehr beängstigend“ gewesen, anderen sei es noch viel schlimmer ergangen.
In einem zweiten Video schildert Shyx, deren damaliges Management sie aufgefordert haben soll, die Vorwürfe nicht zu veröffentlichen und eine Instagram-Story zu dem Thema zu löschen, nun die Nachwirkungen des Videos.
Sie sei gerührt und überfordert zugleich von den vielen Reaktionen und bedankte sich für die Unterstützung bei einem Thema, das sie sehr belaste. Sie habe sehr viel Angst gehabt, damit an die Öffentlichkeit zu gehen – schließlich galt ihr Video vielen Beobachtern als Beweis dafür, welch systemischen Strukturen die Rekrutierung der jungen Frauen für die sogenannte Row Zero hatte und wie das dahinterstehende Machtgefälle wirkt.
Sie habe noch einiges zum Thema zu sagen, so Shyx, die auch auf die Anwälte zu sprechen kam, die Lindemann nun vertreten. Die Pressemitteilung und etwaige Unterlassungsschreiben schüchterten einige Medienvertreter und viele Frauen ein, sie allerdings nicht: „Ich weiß, dass ich nur die Wahrheit sage, und würde alles vor Gericht wiederholen. Es ist mir scheißegal, was auf mich zukommt.“ Auf Instagram schrieb die 21-Jährige, auch sie habe inzwischen Post von Till Lindemanns Anwälten bekommen.
Shyx begrüßte die Ermittlungen der Berliner Staatsanwaltschaft gegen den Rammstein-Sänger, für den die Unschuldsvermutung gilt, sowie den nun enstandenen Diskurs über Machtmissbrauch. Sie sei selbst mit 17 von jemandem aus ihrem Freundeskreis sexuell belästigt worden und könne daher gut verstehen, warum Frauen keine Anzeige erstatten und oft erst spät über ihre Erlebnisse berichten.
Hinweis auf Spendenaktion von Tschirner, Kebekus und Co.
Auch sie habe zunächst komplett ausgeblendet, was geschehen ist, und erst später, nach der Lektüre eines anderen Erfahrungsberichts, realisiert, was damals passierte. Es sei schwer sich einzugestehen, dass man das Opfer war und sexuell belästigt wurde. Man müsse anerkennen, dass man in der Situation keine Kontrolle hatte und keine Macht – das sei „herzzerreißend“ zu verstehen. Sie habe dann eine Traumatherapie gemacht.
„Je mehr Frauen darüber reden und Anzeige erstatten, desto mehr Frauen werden auch geschützt“, ist die 21-Jährige überzeugt. Sie verlinkte die Spendenaktion der Amadeu-Antonio-Stiftung, die von Prominenten wie Nora Tschirner, Carolin Kebekus und Rezo unterstützt wird und die mutmaßlich Betroffenen in Form von Anwalts- und Prozesskosten, der Umsetzung von Schutzmaßnahmen sowie psychologischer Beratung finanzielle Hilfe zukommen lassen will. Aktuell sind bereits mehr als 700.000 Euro zusammengekommen.




