Die ersten Kritiken zur Serie „The Idol“ fallen extrem unterschiedlich aus. Einige schwärmen: „Krasse Serie ... Man muss sich darauf einlassen. Alle denken immer, berühmt sein ist ja so toll. Nein, das sind Menschen wie du und ich und auch die erleben Höhen und Tiefen. Hier wird gezeigt, wie es in dieser Branche läuft.“
Andere sind total enttäuscht ob des neuen Machwerks von Regisseur Sam Levinson, Schöpfer der hochgelobten und vielfach ausgezeichneten HBO-Serie „Euphoria“: „Nachdem ich von ‚Euphoria‘ begeistert war, dachte ich, das nächste Projekt von Sam Levinson könnte mich genauso packen. Weit gefehlt. Ziemlich flache und durchschaubare Story und Stereotype, wo man hinsieht. Daran konnten auch die vielen Sex-Szenen und jede Menge nackte Haut nichts ändern. Auf die Dauer hatte es dann doch was von einem Softporno“, schreibt ein Rezensent.
Für die nötige Aufmerksamkeit sorgen in der Dramaserie nicht nur die angesprochenen Sexszenen, sondern auch die schillernde Besetzung. Die Sängerin Jocelyn in „The Idol“ wird gespielt von Lily-Rose Depp, der 24 Jahre alten Tochter von Sängerin Vanessa Paradis und Hollywood-Star Johnny Depp, der zuletzt fast ausschließlich durch Schlagzeilen rund um das Gerichtsverfahren mit seiner Ex-Frau Amber Heard für Aufmerksamkeit sorgte und nun an einem von Hollywood unabhängigen Comeback arbeitet. Bei den Filmfestspielen im französischen Cannes wurde er bereits gefeiert, am heutigen Mittwoch tritt er mal wieder als Musiker in Erscheinung: Mit seiner Band The Hollywood Vampires steht er in der Spandauer Zitadelle auf der Bühne.
Tochter Lily-Rose Depp indes ist längst aus dem Schatten ihrer berühmten Eltern herausgetreten und bastelt an der eigenen Karriere. In der HBO-Serie „The Idol“ hat ihre Figur einen Nervenzusammenbruch, weil ihre letzte Tournee gescheitert ist. Jetzt will sie um jeden Preis ihren Status als größter sexy Popstar der USA verteidigen. Da lernt sie den zwielichtigen Nachtclub-Besitzer und Selbsthilfe-Guru Tedros (gespielt vom kanadischen R&B-Sänger Abel „The Weeknd“ Tesfaye) kennen.
Racheporno, Würgen, Masturbation in „The Idol“: Kritiker sind entsetzt
„The Idol“ feierte Weltpremiere in Cannes, bei Sky und dem Streamingdienst Wow kann man die Serie hierzulande abrufen. Wegen der radikalen Darstellung der Sex- und Drogeneskapaden seiner jungen Antihelden wurde Regisseur Levinson schon bei „Euphoria“ gleichermaßen gefeiert wie scharf kritisiert.
Und auch bei „The Idol“ geht es recht explizit zur Sache, wenn der Sohn von Oscar-Preisträger Barry Levinson („Rain Man“) einen „schonungslosen Blick hinter die Kulissen der Musikindustrie“ werfen will. Kein Wunder, dass über die provokante Serie schon vor der Ausstrahlung hitzig diskutiert wurde, auch wenn zunächst offen bleibt, wer in der dargestellten toxischen Beziehung eigentlich von wem manipuliert wird.
Lily Rose-Depp jedenfalls erzählte der britischen Sun im Interview, sie habe die Dreharbeiten genossen – trotz teils brutaler Szenen. In ihrer Rolle wird die französisch-amerikanische Schauspielerin beim Sex mit einem Messer bedroht oder etwa mit einem Nachthemd gewürgt.
Doch Kontroversen um Szenen wie diese scheinen die 24-Jährige nicht sonderlich zu beeindrucken. Im Interview sagte sie, sie empfinde die gedrehten Szenen als „geschmackvoll“ und sie verriet auch, dass es ihr Spaß mache, bei Sexszenen alles zu entblößen. Die Szenen hätten sich für sie „therapeutisch“ angefühlt, an ein Body Double, wie es in diesen Fällen oft zum Einsatz kommt, habe sie nicht gedacht: „Es liegt an mir. Ich liebe es, diese Art von Arbeit zu machen.“
Sie glaube nicht, dass daran etwas falsch sei, so Depp weiter. „Ich denke auch, dass es wirklich zeigt, wer die Figur ist. Sie ist eine Performerin durch und durch, auch wenn sie alleine ist und nur in den Spiegel schaut. Jedes Outfit und jede Interaktion und jedes Stück Nacktheit sind sehr beabsichtigt und waren mir wirklich wichtig.“
Dass einige explizite Szenen mit Rachepornos, Selbstverletzung, Drogenmissbrauch, Masturbation und Würgen vorkommen, verleitete einige entsetzte Kritiker dazu, im Zusammenhang mit „The Idol“ von einem „Folterporno“ und einer „Vergewaltigungsfantasie“ zu sprechen.




