Dresscodes haben ja immer etwas Albernes. Zumindest so, wie sie im Berliner Nachtleben umgesetzt werden: als Diktat nämlich, das über den Zutritt zum Club entscheidet. In ihrem ursprünglichen Sinn sind Dresscodes allerdings eher Angebote an die Gäste: ein Vorschlag, an dem sich die Geladenen orientieren können, aber nicht müssen.
Den Gästen wird etwas an die Hand gegeben, um zu verhindern, dass sie sich in einem womöglich unpassenden Outfit am entsprechenden Abend unwohl fühlen. Ein klassischer Dresscode ist ein Zeichen der Gastfreundschaft – ein Berliner Dresscode hingegen bedeutet das Gegenteil davon.
Wer sich nicht kleidet wie alle anderen, darf nicht mitfeiern. So ließe sich vereinfacht ausdrücken, was längst zur Türpolitik geworden ist – im Berghain, im Ohm und auch im KitKatClub. Was ist von solchen Orten zu halten, die ihrem Publikum offenbar nicht zutrauen, sich selbst für ein adäquates Outfit zu entscheiden?
Schwarz und Unterwäsche sind ab sofort passé
Sei’s drum – der KitKatClub geht nun jedenfalls neue diktatorische Wege. Galt hier lange Zeit eine schwarze Fetischuniform als Eintrittskarte – wie übrigens auch im Berghain und in so gut wie allen anderen Berliner Technoclubs: Individualität olé –, sollen die Gäste die Betreiber nun mit „kreativen“ und „farbenfrohen“ Outfits „beeindrucken“.
So schreibt es der für angebliche Sexpartys bekannte Club, die sich oft als seichtes Ringelpiez mit Anfassen entpuppen, auf seinem Instagram-Account. „Stop showing up in black outfits! Stop showing up in underwear“, heißt es in einem Post vom Montag (14. August); Schwarz und Unterwäsche sind ab sofort passé.

„Be creative or stay home“, verkündet der Club stattdessen – „sei kreativ oder bleib gleich ganz zu Hause.“ Dabei gehe es wohl um die Partys, die am Samstag dort stattfinden, stellte der Club auf Instagram klar.
Letztere Empfehlung dürften sich einstige Stammgäste des Clubs in den vergangenen Wochen allerdings ohnehin zu Herzen genommen haben, hatte der Laden auf der Köpenicker Straße zuletzt doch nicht gerade positive Schlagzeilen gemacht.
Der KitKatClub will, wie gesagt, für seine sexuell aufgeladenen Partys bekannt sein und gerade die sexpositive Szene Berlins ansprechen. Eine Community, in der der viel besprochene Consent, also die kompromisslose Zustimmung, als oberstes Gebot gilt. So steht denn auch im aktuellen Instagram-Post zum neuen Dresscode: „Sexismus“ und „Grapschen“ führten zu unverzüglichem Hausverbot.
Till Lindemann feiert im KitKatClub
Dass ausgerechnet Till Lindemann vor ziemlich genau einem Monat im KitKatClub Tür und Tore geöffnet wurden, damit er dort feiern konnte, wurde im Berliner Nachtleben scharf kritisiert: Zwar gilt für den Rammstein-Frontmann nach wie vor die Unschuldsvermutung, seine Präsenz im KitKatClub wirkt ob der Vorwürfe, die aktuell Dutzende Frauen gegen ihn erheben, aber zumindest mal befremdlich.
Denn ganz egal ob sich die Schilderungen als wahr oder unwahr herausstellen – aktuell dürften sich viele Frauen in Lindemanns Nähe eben nicht wirklich wohl und sicher fühlen. Keine guten Voraussetzungen für einen ausgelassenen Abend in einem Club, der auf Fantasie und Freiheit setzt.




