Fernsehen

Italien: Wie ein Anti-Mafia-Autor vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen gecancelt wird

Die postfaschistische Regierung Italiens möchte das öffentlich-rechtliche Fernsehen umstellen. Die linke Galionsfigur Roberto Saviano wird wohl das erste Opfer. 

Derzeit hat er viele Feinde in Italien: Anti-Mafia-Autor und Journalist Roberto Saviano.
Derzeit hat er viele Feinde in Italien: Anti-Mafia-Autor und Journalist Roberto Saviano.Zuma Press/imago

Das politische Rom hat eine altbewährte Tradition: Neu gewählte Regierungen berufen ihre treuen Vertreter in einflussreiche Positionen beim Staatssender Radiotelevisione Italiana, kurz Rai. Die italienische Premierministerin Giorgia Meloni geht jedoch besonders rücksichtslos vor: Ihr jüngstes Opfer ist der weltweit bekannte und renommierte Journalist und Autor Roberto Saviano, der für seine Arbeit zur Aufdeckung und Bekämpfung Organisierter Kriminalität bekannt ist.

Im italienischen öffentlich-rechtlichen Fernsehen wurde die für Herbst geplante neue Staffel von Savianos Sendung „Insider“ mit großer Spannung erwartet. In den bisherigen Episoden begegnet der Schriftsteller Persönlichkeiten aus kriminellen Organisationen und trifft Menschen, die die Camorra oder Cosa Nostra von innen heraus kennengelernt haben. Eine Fernsehsendung, „um das Untergrunduniversum des Verbrechens hautnah zu entdecken“, heißt es auf der Webseite der Rai. Doch für das kommende Herbstprogramm wurde die neue Staffel nun unerwartet abgesagt.

Der erst kürzlich unter Meloni neu ernannte Rai-Vorstandsvorsitzende Roberto Sergio begründet diesen überraschenden Schritt mit Verstößen gegen den Ethik-Kodex. Saviano beschimpfte sowohl Meloni als auch den heutigen Infrastrukturminister und Vorsitzenden der rechten Regierungspartei Lega, Matteo Salvini, im Zusammenhang mit ihrer Flüchtlingspolitik als „Bastarde“. Italienische Gerichte werden nun entscheiden, ob der unter italienischen Linken beliebte Saviano dafür nun belangt werden kann.

Roberto Saviano auf einem Journalismus-Festival in Frankreich.
Roberto Saviano auf einem Journalismus-Festival in Frankreich.PanoramiC/imago

Saviano selbst vermutet, dass die Absage seiner geplanten Sendung neuen rechten Einflüssen bei der Rai zum Opfer gefallen ist. „Es ist eindeutig eine politische Entscheidung“, sagte der 43-Jährige, der seit über 17 Jahren unter Polizeischutz steht, gegenüber der Nachrichtenagentur Ansa.

„Sie haben einen Ethik-Kodex entwickelt, der auf die Wünsche von Leuten wie Salvini eingeht“, kritisierte Saviano den italienischen Staatssender. Einen alternativen Sendeplatz werde es überdies wohl nicht geben. Der gebürtige Neapolitaner monierte, dass es „auf Rai nun keinen Platz mehr für Anti-Mafia-Sendungen geben wird“.