Sport-T-Shirts und Bomberjacken, Drucke kyrillischer Buchstaben und Trainingshosen – auch international hatte sich in den vergangenen Jahren durchgesetzt, was in der Mode als „Post-Soviet-Style“ bezeichnet wird: Der brachiale Modestil postsowjetischer Staaten, besser gesagt jener, der unter Jugendlichen verbreitet ist, die in den Randbezirken Moskaus und Sankt Petersburg unter prekären Verhältnissen leben.
Mit dem russischen Designer Gosha Rubchinskiy hatte der mitunter als zynisch diskutierte Trend einen ganz neuen Modestar hervorgebracht; auch internationale Luxusmarken wie Vetements oder Balenciaga näherten sich unter der Ägide Demna Gvasalias den derben „Post-Soviet-Styles“ an. Das machte fast vergessen, dass Mode aus Moskau auch ganz anders aussehen kann – an Namen wie Slawa Saizew erinnert sich heute kaum noch jemand.
Dabei war Saizew auch als „Roter Dior“ bekannt – als die russische Entsprechung des westlichen Königs der ausladenden Eleganz also. Nun ist der 1938 als Wjatscheslaw Michailowitsch Saizew in Iwanowo geborene Designer im Alter von 85 Jahren gestorben. Das melden übereinstimmend mehrere Medien aus seiner russischen Heimat.

Saizew hatte seine Karriere in den 1960ern angefangen, schnell fand er zu einem überbordenden, kitschreichen Stil. So wurden seine farbenreichen Entwürfe, mit denen er auch die Garderobe einfacher Landarbeiterinnen aufpeppen wollte, von den sowjetischen Behörden zunächst abgelehnt.
Slawa Saizew: Vorbild für Liberace und Versace
Das Magazin Paris Match soll damals dennoch auf seine Arbeiten Aufmerksam geworden sein, ein entsprechender Bericht bestärkte ihn in seinem Schaffen. Fotos von damals und aus der jüngeren Vergangenheit des Modezars erinnern beinahe an die barocke Dramatik Liberaces oder an frühere Versionen des verschnörkelten Stils eines Gianni Versaces – „mehr ist mehr“, das augenscheinlich Slawa Saizews Devise.

Große Aufmerksamkeit wurde dem gelernten Textilzeichner dennoch durch weit unaufgeregtere Designs zuteil: 1980 nämlich, als er die Uniformen der sowjetischen Olympiamannschaft für die Sommerspiele in Moskau entwarf.
Couturier der sowjetischen Society
Unter seiner eigenen Modemarke entwarf er dennoch weiterhin üppige Kleider, gern mit verspielten Details und Blumenmustern verziert, die selbst bei den feinen Damen der konservativen sowjetischen Gesellschaft viel Anklang fanden.

So soll etwa die 1999 verstorbene Raisa Gorbatschow ein Fan des Modedesigners gewesen sein: Die Frau des letzten Staatspräsidenten der Sowjetunion hatte in den 1980ern und 1990ern oft Saizews Kreationen getragen.
Das brachte ihrem Lieblingsdesigner auch international mehr Aufmerksamkeit ein; später präsentierte er seine Kollektionen auch in Paris und wurde dafür 1988 von Jacques Chirac zum Ehrenbürger der Stadt der Mode gemacht.




