Manhattan

Flying Funghi: Pizza-Anschlag auf New Yorker Rathaus

Durch eine Umrüstung von Kohle- und Holzöfen sollen Pizzerien in der US-Metropole ihren CO₂-Ausstoß senken. Den Restaurantbesitzern schmeckt das gar nicht.

In Manhattan fast an jeder Ecke: Pizzerien haben im New Yorker Stadtbild einen festen Platz.
In Manhattan fast an jeder Ecke: Pizzerien haben im New Yorker Stadtbild einen festen Platz.Richard B. Levine/imago

Die Pizza gehört zu New York City wie der Broadway und die Freiheitsstatue. An quasi jeder Ecke werden sie verkauft, die „Slices“, Pizzastücke also, die es für New Yorker Verhältnisse nach wie vor zu günstigen Preisen gibt: 2,50 Dollar für ein großes Dreieck mit Salami und geschmolzenem Käse – für viele Menschen in der Stadt ist das ein regelmäßiges Mittagessen, für Touristinnen und Touristen ein kulinarisches Muss.

Nun aber gibt’s Ärger um die knusprige Tradition: Denn in der US-Metropole sollen die CO₂-Emissionen gesenkt werden – auch durch die vielen Pizzaläden der Stadt. So sollen jene Fressbuden umrüsten, die ihre Pizzen in Kohle- oder Holzöfen backen, die vor dem Jahr 2016 installiert wurden. Ihnen fehlt ein entsprechender Filter, der den CO₂-Ausstoß verringern würde, heißt es.

Die konservative Boulevardzeitung New York Post zitiert aus einem Papier des New York City Department of Environmental Protection (DEP), also des Umweltministeriums der Stadt: Demnach sollten betroffene Restaurantbesitzerinnen und -besitzer dazu verpflichtet werden, neue Öfen einzubauen oder entsprechende Öfen umzurüsten sowie folgend Ingenieursbüros damit zu beauftragen, den CO₂-Ausstoß ihrer Pizzerien regelmäßig zu kontrollieren.

Krude Wutrede über Klimapolitik, Corona-Impfung und LGBT-Rechte

Die Zeitung habe mit einem Unternehmer gesprochen, heißt es in der New York Post, der mit einmaligen Mehrausgaben in Höhe von 20.000 US-Dollar rechnet, um seine Öfen mit einem regelkonformen Filtersystem auszustatten. Betroffen seien davon stadtweit allerdings nur rund 100 Pizzerien; jede von ihnen soll durch die vorgesehene Umrüstung letztlich 75 Prozent der bisherigen CO₂-Emissionen einsparen können.

In Medienberichten wird ein DEP-Sprecher zitiert, dem zufolge die Pizzerien in manchen Gegenden der Stadt einen nicht unerheblichen Beitrag zur mangelhaften Luftqualität leisten. Jede New Yorkerin und jeder New Yorker habe aber eine möglichst frische Luft verdient, so der Sprecher, „und holz- und kohlebefeuerte Öfen gehören zu den größten Verursachern schädlicher Schadstoffe in Stadtteilen mit schlechter Luftqualität.“ Für dicke Luft sorgt bisher allerdings auch das Vorhaben der Stadt.

Gelassene Polizisten hindern den Protestler an weiteren Würfen

Ein New Yorker Pizzabäcker zeigt sich über die neuen Regeln so verärgert, dass er kurzerhand einen Anschlag auf das Rathaus der Stadt verübte – wenn auch einen, der verhältnismäßig glimpflich ausging: Mit seinen eigenen Backerzeugnissen bewarf er am gestrigen Dienstag (27. Juni) den eingezäunten Vorplatz des Regierungssitzes in Lower Manhattan; ein Video des Vorfalls macht aktuell auf Twitter die Runde – geteilt vor allem von konservativen, teils auch verschwörungstheoretisch geprägten Accounts.

In dem zweieinhalbminütigen Clip sieht man einen sichtlich verärgerten Mann mit fünf großen Pappschachteln auf den Zaun vorm Rathaus zustapfen, „Pizzen für den Bürgermeister“, kündigt er an. Nachdem der Mann, der eine Pizzabude in der Stadt führen soll, eine von Schimpfwörtern und kruden Vergleichen zu Themen des Klimaschutzes, der Einwanderung, der Corona-Politik und der LGBT-Rechte gespickte Wutrede verlesen hat, beginnt er mit seiner eigentlichen Protestaktion.

Stück für Stück wirft der Mann seine Pizzen über den gusseisernen Zaun und skandiert: „Give us Pizza or give us death“ – gebt uns Pizza oder gebt uns den Tod. New York City sei nichts ohne seine Pizza, schreit der Mann, bis er von zwei erstaunlich gelassenen Polizisten an weiteren Würfen gehindert wird. Zu schaden gekommen ist bei dem Vorfall niemand. Außer die Pizza.