Die Woche auf dem Boulevard

Anja Rützels Kolumne: Sophia Thomalla gibt sich umfassend informiert

Prinzessin Lilibet wird zwei Jahre alt, und Harrison Ford steigt auch mit 80 in Würde vom Pferd. Ach ja, und Sophia Thomalla weiß alles.

Bestens im Bilde: Moderatorin und Lindemann-Ex Sophia Thomalla.
Bestens im Bilde: Moderatorin und Lindemann-Ex Sophia Thomalla.imago images

Frau Rützel, wer hat Sie diese Woche wütend gemacht?

Sophia Thomalla. Die Moderatorin sprang vergangene Woche ihrem Exfreund Till Lindemann bei, als eine junge Irin auf Instagram und Twitter erzählte, dass der Rammstein-Sänger sie sexuell bedrängt habe. Auch K.-o.-Tropfen seien möglicherweise im Spiel gewesen, so die Frau, und sie sei am Tag nach einem Rammstein-Konzert und besagter anschließender Begegnung mit Erinnerungslücken und Blutergüssen in ihrem Hotelzimmer aufgewacht. Thomalla wischte diese Vorwürfe in der Bild-Zeitung leichtfertig und grob als „frei erfunden“ vom Tisch und behauptete, die junge Frau wolle sich „auf dem Rücken eines Rockstars für fünf Minuten Ruhm verschaffen“. Ihr Exfreund sei nämlich ein Mann, „der Frauen beschützt“. Ich fand das an diesem Punkt schon, vorsichtig gesagt, erstaunlich, wie gut sie offenbar über all sein Tun und vor allem Treiben informiert ist, sodass sie das mit solcher Bestimmtheit sagen kann. Inzwischen haben zahlreiche andere Frauen ähnliche Erfahrungen mit Lindemann öffentlich gemacht, von Thomalla hat man derweil erst mal nichts Neues gehört.

Heidi Klum feierte am Donnerstag ihren 50. Geburtstag. Haben Sie auch Blumen oder ein Kärtchen geschickt?

Das nun tatsächlich nicht, nein. Ich war aber, schon wieder vorsichtig gesagt, überrascht, wie der „Germany’s next Topmodel“-Sender ProSieben ihr gratulierte: Dort sendete man über den Tag verteilt Wiederholungen der Umstyling-Szenen aus den GNTM-Staffeln von 2018, 2020 und 2021. Überraschend finde ich das, weil alle Beteiligten damit so klar wie noch nie kommunizieren, worum es bei der Sendung in Wahrheit vor allem geht: nicht um die ernst gemeinte Suche nach einem berufsreifen neuen Model mit echten Erfolgsaussichten – sondern um weinende junge Frauen bei der Zwangsumfrisierung, über die man sich beim Zuschauen beömmeln kann. Herzlichen Glückwunsch nachträglich.

Diesen Sonntag wird Lilibet, die Tochter von Prinz Harry und Herzogin Meghan, zwei Jahre alt. Ist das eine Gelegenheit für die zerrüttete royale Familie, sich wieder etwas anzunähern?

Ich fürchte, dafür braucht es ein bisschen mehr als einen Kindergeburtstag. Aber zumindest soll König Charles III. seiner Enkelin ein maßangefertigtes Spielhaus schenken wollen, angelehnt an das Modell, das Königin Elizabeth II. und ihre Schwester Margaret als Kinder hatten.

Anja Rützel und Hund Juri
Anja Rützel und Hund JuriPrivat

Harrison Ford, 80 Jahre alt, erzählte in einem Interview, dass er empört gewesen sei, als man ihm bei den Dreharbeiten zum neuen „Indiana Jones“-Film Hilfe dabei angeboten hatte, als er vom Pferd steigen wollte. „Was zur Hölle?!“, habe er sich in diesem Moment gedacht. Was sagt man dazu?

Ich muss mir wohl eingestehen, dass ich zumindest körperlich deutlich älter bin als Ford. Im Umgang mit Pferden bin ich nicht sonderlich geübt, und als ich mich vor etwa 30 Jahren mal auf eines draufsetzte, fand ich das unangenehm hoch. Ich machte damals einen Spazierritt durch herrlichste Natur in New Mexico, und als die anderen aus meiner Gruppe unterwegs immer wieder abstiegen, um die Landschaft zu fotografieren, blieb ich lieber auf dem Pferd sitzen, weil mir der Abstieg nicht ganz geheuer war. Mit dem Ergebnis, dass auf vielen meiner Fotos am unteren Rand unbeabsichtigt die Ohren des Pferdes zu sehen sind. Auf Diafilm, die guten alten Zeiten. Eine Sache fand ich allerdings sehr gut an Harrison Fords Hilfeverweigerung: Er habe die drei Männer, die ihm assistieren wollten, mit ganz klaren Worten abgewiesen, erzählt er: „Ich bin ein alter Mann, der von einem Pferd steigt, und ich möchte, dass das auch so aussieht!“ Diesen Realitätssinn finde ich gut, und ich werde mir vielleicht sogar den Film anschauen, um seine Technik zu studieren.

Was macht eigentlich Helene Fischer?

Sie ist immer noch auf Tour, und weil ich seit der Coronazeit ein sehr schummriges Zeitgefühl habe, ist sie für mich jetzt schon seit etwa zwei Jahren auf Tour. Vielleicht schicke ich ihr doch mal einen Obstkorb, wenn sie nächstes Jahr immer noch unterwegs ist.


Die Fragen stellte Christian Seidl.

Anja Rützel ist freie Autorin und schreibt vor allem über Fernsehen und Tiere. Für die Berliner Zeitung am Wochenende beobachtet sie die wunderliche Welt der Promis.