Krieg im Kaukasus

„Ich möchte keinen Krieg“: Ex-Boxweltmeister Arthur Abraham fordert Frieden für Bergkarabach

Der frühere Boxweltmeister Arthur Abraham stellt sich in einer Videoansprache gegen die Vertreibung der Armenier aus Bergkarabach. Er hat selbst armenische Wurzeln.

April 2017: der damalige Supermittelgewichts-Boxweltmeister Arthur Abraham mit seinem Trainer Ulli Wegner
April 2017: der damalige Supermittelgewichts-Boxweltmeister Arthur Abraham mit seinem Trainer Ulli Wegnerimago sportfotodienst

Arthur Abraham, 43 Jahre alt, heißt eigentlich anders. Sein bürgerlicher Name lautet Awetik Abrahamjan – er ist ethnischer Armenier und in der armenischen Hauptstadt Jerewan geboren. In einer Videoansprache, aufgenommen kurz vor der Ankündigung der Behörden in Bergkarabach, dass sich die selbsternannte „Republik Arzach“ zum 1. Januar auflösen soll, wird er ungewohnt politisch. Er sagt: „Mein Name ist Arthur Abraham, ich bin Boxweltmeister. Mein Ziel ist, dass in Bergkarabach wieder alles friedlich wird. Ich möchte keinen Krieg.“

Dass aserbaidschanische Truppen Armenier aus Bergkarabach vertreiben, lässt ihn nicht kalt: „Ich möchte nicht, dass Menschen sterben, egal von welcher Seite. Ich möchte, dass die Armenier friedlich leben können in Karabach.“ Hinsichtlich der Politiker richtet er aus: „Ich hoffe, die werden eine gute Lösung finden.“

Kampfname „King Arthur“ – und eine bewegte Karriere

Awetik Abrahamjan kam als 15-Jähriger mit seiner Familie aus Armenien nach Bayern, machte eine Ausbildung zum Schreiner und gewann als Amateurboxer erste Titel. 2003 debütierte er dann als Profiboxer in der Mittelgewichtsklasse, in der er 2005 Weltmeister wurde. Nachdem er 2006 die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen hatte, gab er sich den Künstlernamen Arthur Abraham. Sein Kampfname: „King Arthur“.

In demselben Jahr machte Abraham Schlagzeilen, als er seinen Mittelgewichts-Weltmeistertitel trotz eines doppelten Kieferbruchs gegen den kolumbianischen Herausforderer Edison Miranda verteidigen konnte. Schon drei Jahre später wechselte Abraham ins Supermittelgewicht – nach eigenen Angaben, weil es im Mittelgewicht keine Herausforderungen mehr für ihn gegeben habe.

Im Supermittelgewicht musste er die eine oder andere Niederlage einstecken, etwa 2010 gegen den Briten Carl Froch. Nach mehreren Comebacks hatte er 2018 gegen den Dänen Patrick Nielsen seinen letzten Kampf bestritten. Abraham ging aus dem Ring als Sieger hervor. Erst 2021 machte er öffentlich bekannt, dass er sich vom Profiboxen zurückziehen wolle.

Abraham war im April mit Til Schweiger in Armenien

Arthur Abraham hatte auch als Schauspieler in den Filmen „Max Schmeling“ und „Kokowääh 2“ Neben- beziehungsweise Gastauftritte. In einer „Tatort“-Folge mit Til Schweiger war er außerdem 2013 in einer Anfangssequenz als Hamburger Ermittler zu sehen. Auf Instagram postete er im April Videos und Fotos mit Til Schweiger. Abraham ist verheiratet, hat drei Kinder und besitzt nach eigenen Angaben eine Wohnung in Dubai.

Den emotionalen Friedensappell des Mittelgewichts-Boxweltmeisters hatte der CDU-Politiker Martin Pätzold am Donnerstag auf Facebook gepostet. Pätzold, der im Berliner Abgeordnetenhaus für Lichtenberg sitzt, hat selbst armenische Wurzeln. Auch er meldet sich in dem Video zu Wort. Er sagt, er wolle „einen Beitrag für einen nachhaltigen Frieden in Bergkarabach leisten“.

Pätzold weiter: „Wir haben gesehen: Armenier sind getötet worden, sie werden vertrieben.“ Von Europa und Deutschland fordert er Solidarität mit den Armeniern aus Bergkarabach. Eine Friedensmission sei auch in unserem Interesse, so der Politiker. Pätzold ist neben seiner Tätigkeit als Abgeordneter im Verband der Europäischen und Armenischen Fachleute e.V. aktiv, einem Verein deutscher Diaspora-Armenier.