Nach der Niederlage der pro-armenischen Kräfte gegen Aserbaidschan haben die Behörden in Bergkarabach die Auflösung der Region verkündet. In einem am Donnerstag veröffentlichen Dekret ordnete die Führung der örtlichen Behörden an, zum 1. Januar 2024 „alle staatlichen Institutionen und Organisationen“ in der Kaukasusregion aufzulösen. Bergkarabach werde damit „aufhören zu existieren“.
Unterdessen sind mehr als 65.000 ethnische Armenier laut offiziellen Angaben bislang aus Bergkarabach nach Armenien geflüchtet. Die armenische Regierung hat versprochen, allen Zwangsumsiedlern eine Unterkunft zu besorgen.
Berg-Karabach ist ein Gebiet, das seit Jahrzehnten zwischen den Ex-Sowjetrepubliken Aserbaidschan und Armenien umstritten ist. Die Region liegt auf dem Gebiet Aserbaidschans, wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt. Sie hatte sich in den 1990er Jahren nach einem blutigen Bürgerkrieg losgesagt. In der vergangenen Woche hatte das autoritär geführte Aserbaidschan nach kurzen heftigen Angriffen die Regierung der international nicht anerkannten Republik Arzach (Bergkarabach) zur Aufgabe gezwungen und das Gebiet erobert. Anschließend hat eine Massenflucht der Armenier eingesetzt, die Gewalt und Verfolgung durch die Sieger befürchten.
Armenien wirft Aserbaidschan „ethnische Säuberung“ vor
Die armenische Regierung warf Aserbaidschan eine „ethnische Säuberung“ vor und forderte eine Reaktion der internationalen Gemeinschaft gefordert. Der Exodus der Armenier aus Bergkarabach halte an, sagte der armenische Ministerpräsident Nikol Paschinjan am Donnerstag bei einer Kabinettssitzung. „Unsere Analyse zeigt, dass es in den nächsten Tagen keine Armenier mehr in Bergkarabach geben wird.“
„Dies ist ein Akt der ethnischen Säuberung, vor dem wir die internationale Gemeinschaft gewarnt haben“, sagte Paschinjan. „Wenn auf die Verurteilung (durch die internationale Gemeinschaft) keine angemessenen politischen und rechtlichen Entscheidungen folgen, werden diese Verurteilungen zu Akten der Zustimmung zu den Geschehnissen.“

