Manchmal würde man sich auch gern irgendwo festkleben. Aus Verzweiflung. Wenn es nicht so dumm wäre. Und wenn man nicht wüsste, dass man Menschen nicht vom Klimaschutz überzeugt, wenn man sie zu irgendwas nötigt, Straßen blockiert und Brei auf Gemälde kippt. Man richtet nur Schaden an.
Aber es gibt dennoch eine Botschaft, über die man nachdenken sollte. Sie lautet: Unser Alltag, unsere Arbeit, Sport und Kunst – all dies ist sinnlos angesichts möglicherweise bedrohlicher Folgen der Erderwärmung. Schluss mit der Politik der kleinen Schritte! Tut sofort alles, um den Klimawandel zu stoppen!
Doch die Welt funktioniert leider nicht so, wie sie in einer Notsituation müsste. Es gibt unzählige Interessen und Hindernisse. Immer geht es nur in kleinen Schritten voran. Das sieht man wieder einmal in der aktuellen UN-Klimakonferenz im ägyptischen Scharm el-Scheich. Politiker stecken zwischen verschiedenen Zwängen fest, wie auch das Auftreten des Bundeskanzlers Olaf Scholz zeigte.
Krieg und Energiekrise drücken Klima-Ambitionen in den Hintergrund
Der Ukrainekrieg und die Energiekrise haben die deutschen Klima-Ambitionen in den Hintergrund treten lassen. Kohlekraftwerke laufen weiter, Gas wird eingekauft, neue Förderfelder in Afrika werden erschlossen. Und besonderen Einfluss auf die Klimapolitik von Ländern wie China oder auf das weltweit agierende Militär – als besonders große CO2-Ausstoßer – hat man nicht.
Das Dilemma ist groß. Viele Forscher halten es kaum noch für möglich, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Dabei hatte man sich 2015 in Paris auf dieses Ziel geeinigt. Die Rede ist jetzt von zwei Grad oder mehr. Jedes Zehntelgrad weniger ist wichtig. Denn Forschern zufolge droht bereits jetzt das Kippen sensibler Klima-Elemente, etwa das Abtauen der Eisschilde Grönlands und der Antarktis, der Zusammenbruch globaler Umwälzsysteme, der Verlust der tropischen Korallenriffe und der Regenwälder als grüne Lunge der Erde. Um nur einiges zu nennen.
Mehr Gelder als „Schutzschirm“ für die am meisten vom Klimawandel betroffenen Länder des globalen Südens – wie bei der Konferenz angekündigt – sind sicher wichtig. Sie werden aber nicht verhindern, dass ganze Regionen aufgrund des Klimawandels irgendwann nicht mehr bewohnbar sein könnten: wegen tödlicher Hitze, Dürren und Überflutungen. Ja, sogar die eigene Region ist bisher nur unzureichend auf extreme Hitze und Dürren vorbereitet. Wie man etwa in Berlin sieht.
Temperaturänderungen von bis zu fünf Grad in 20 Jahren
Auch lässt sich kaum berechnen, wie sich Klimasysteme wirklich verhalten, wenn sie aus dem Gleichgewicht geraten. Ein Potsdamer Forscher hat gerade an Sedimentbohrungen die Klimageschichte in der Eifel untersucht. Und dabei festgestellt, dass es in Zeiten großer Klimaänderungen zu dramatischen Sprüngen kam: mit Temperaturänderungen um bis zu fünf Grad innerhalb von 20 Jahren.




