Unter dem Motto „Handeln statt Kriminalisieren“ setzt sich eine Gruppe deutschsprachiger Wissenschaftler – entgegen zuletzt gewachsener Kritik – für einen besseren und sachlicheren Umgang mit Klima-Klebern der Letzten Generation ein. „Einzelne Ordnungswidrigkeiten und punktuelle Rechtsverletzungen“, so heißt es in der von über 1600 Forschern unterschriebenen Erklärung, seien angesichts des dringenden politischen Handlungsbedarfs legitime Protestformen. Die gesellschaftliche Empörung richte sich aktuell jedoch fast ausschließlich gegen die Klimaschützer, denen zunehmend „Hass und Gewalt“ entgegenschlügen.
Die Letzte Generation sehen die Forscher in der Tradition anderer großer Protestbewegungen, wie etwa „der Bürgerrechtsbewegung in der DDR“. Auch damals sei ziviler Ungehorsam nötig gewesen, um den „hochproblematischen“ Status Quo zu verändern. Dabei will die Initiative nach eigenen Angaben nicht etwa zur weiteren Spaltung, sondern zu einer „Versachlichung“ der aufgeheizten Klimadebatte beitragen. So heißt es in der Erklärung weiter: „Allein der Fokus auf das eigentliche Thema kann einen konstruktiven Prozess in Gang setzen“.
Initiative: Politik muss Klimaaktivisten schützen
Die Klimaaktivisten der Letzten Generation sind in den letzten Monaten zunehmend in die Kritik geraten. Besondere Aufmerksamkeit erregte ein Fall, bei dem es im Zuge einer Straßenblockade zur Verzögerung eines Rettungseinsatzes gekommen war. Eine Frau war gestorben. Die Staatsanwaltschaft betonte jedoch, dass die Aktivisten nicht für den Tod der Radfahrerin mitverantwortlich sind. Zugleich häuften sich zuletzt Berichte über körperliche Angriffe auf Protestierende, etwa durch verärgerte Passanten. Der Verfassungsschutz stuft die Gruppe als nicht extremistisch ein.
Auch die Wissenschaftler sind sich sicher: „Sie haben (...) weder die Intention, das Vertrauen in gesellschaftliche Strukturen generell zu erschüttern noch den Rechtsstaat infrage zu stellen.“ Anstatt die Protestler also – wie bisher – „direkt oder indirekt zu diskreditieren oder sogar zu kriminalisieren“, müsse die Politik sich an vereinbarte Klimaschutzmaßnahmen halten und die Aktivisten auch vor weiteren Übergriffen schützen.
Forscher: Medien setzen auf Emotionalisierung statt Sachlichkeit
Für die zunehmende gesellschaftliche Spaltung hinsichtlich der Klimafrage sind der Initiative zufolge auch die Medien mitverantwortlich. Statt „auf Emotionalisierung, Dekontextualisierung und Verdrängung zu setzen“, sei es Aufgabe der Journalisten „auf der Sachebene die Dringlichkeit von effektiven Maßnahmen gegen die Klimakrise zu thematisieren“.




