Genf/Berlin-Angesichts des aufrüttelnden Weltklimareports drängen Politiker und Experten die künftige Bundesregierung zum Handeln. Nach Angaben des Weltklimarates (IPCC) beschleunigt sich die menschengemachte Erderwärmung. Die Menschen müssten sich auf mehr Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen und Hitze einstellen. Eine Erwärmung von 1,5 Grad könnte schon bald überschritten sein. Laut Pariser Klimaabkommen wollen die Staaten die Erwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Niveau deutlich unter zwei Grad halten, möglichst aber bereits bei 1,5 Grad stoppen.
Insgesamt haben mehr als 230 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler rund 14.000 Klima-Studien für den IPCC-Report ausgewertet. Der Bericht bestätige eindringlich: „Wir müssen unser Tempo beim Klimaschutz noch erhöhen. Mit dem Klimaschutzgesetz haben wir bereits den Grundstein gelegt“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Matthias Miersch. Direkt nach der Wahl sei ein verbindlicher Pakt zwischen Bund, Ländern und Kommunen nötig, um dem Ausbau der erneuerbaren Energien einen weiteren Schub zu geben. „Der Bau von Windrädern, Solarparks und Stromtrassen muss schneller und einfacher werden.“
Die umweltpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Marie-Luise Dött, sagte mit Blick auf die nächste Klimakonferenz im November in Glasgow: „Deutschland und die EU haben ihre Klimaziele gemäß dem Klimaabkommen erneut verschärft und leisten damit einen elementaren Beitrag, um den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf deutlich unter 2 Grad zu begrenzen.“ Dasselbe Vorgehen erwarte sie nun auch von unseren internationalen Partnern, insbesondere von den G20-Staaten.
Deutschland auf Platz 4 der Länder mit höchstem CO₂-Ausstoß
„Alle Alarmglocken schrillen, aber die Feuerwehr bleibt in der Garage!“, sagte dagegen der Klima- und Energiepolitiker der Linken im Bundestag, Lorenz Gösta Beutin. Der Klimabericht stelle auch der Bundesregierung ein Zeugnis des Versagens aus, „immerhin ist Deutschland das Land, das auf Platz 4 der Länder weltweit steht, die seit der fossilen Industrialisierung am meisten vom CO₂-Klimakiller in die Atmosphäre ausgestoßen haben“. Nun müsse ein „Klimaturbo“ gezündet werden: „Kohleausstieg auf 2030 vorziehen, Gasausstiegsgesetz, Klimaneutralität 2035.“
Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) fordert einen Abbau von Hürden. „Die Erneuerbaren Energien stehen in großer Technologiebreite für alle Bedarfe zuverlässig und bezahlbar bereit. Wir wollen unseren Beitrag für den Klimaschutz leisten. Dafür müssen die Hürden abgebaut und ein Programm zum beschleunigten Ausbau in den ersten 100 Tagen der neuen Bundesregierung aufgelegt werden“, sagte BEE-Präsidentin Simone Peter. „Allein im Jahr 2020 hat die Nutzung Erneuerbarer Energien den Ausstoß von rund 227 Millionen Tonnen Treibhausgasen vermieden, insgesamt wurden rund 300.000 Arbeitsplätze geschaffen.“
IPCC-Autoren widersprechen einigen Berichten
„Wir können nicht damit warten, die Klimakrise zu bewältigen“, schrieb US-Präsident Joe Biden auf Twitter – ohne den Bericht in seinem Tweet zu erwähnen. „Die Zeichen sind unübersehbar. Die Wissenschaft ist unbestreitbar.“ Frankreichs Präsident Emmanuel Macron rief zu ambitionierterer Klimapolitik auf. Der Bericht sei erneut unmissverständlich, schrieb er auf Twitter. Die Zeit der Empörung sei vorbei. Bei der Weltklimakonferenz müsse eine Einigung erzielt werden, die der Dringlichkeit der Sache gerecht werde.
We can’t wait to tackle the climate crisis.
— President Biden (@POTUS) August 9, 2021
The signs are unmistakable. The science is undeniable. And the cost of inaction keeps mounting.
Le rapport du GIEC est sans appel. À nouveau. Le temps de l’indignation est derrière nous.
— Emmanuel Macron (@EmmanuelMacron) August 9, 2021
Accord de Paris, neutralité carbone au niveau européen, loi climat… La France restera du côté de ceux qui agissent. En novembre, à Glasgow, scellons un accord à la hauteur de l’urgence!




