Russland

Wagner-Chef Prigoschin will reichen Russen „alles nehmen“

Reiche Russen engagieren sich nach Prigoschins Ansicht nicht genug für Russlands Krieg in der Ukraine. Der Putin-Vertraute macht nun einen radikalen Vorschlag.

Der Leiter der Wagner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin
Der Leiter der Wagner-Gruppe, Jewgeni PrigoschinAP

Der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner hat sich dafür ausgesprochen, seinen reichen russischen Landsleuten „alles wegzunehmen“, damit sie sich mehr für die Front einsetzen. Das sagte Jewgeni Prigoschin gegenüber dem russischen Staatssender RT.

In dem Interview beklagte Prigoschin fehlendes Engagement von Oligarchen und Reichen in Moskaus Krieg gegen die Ukraine: „Sie haben Angst. Ihnen gefällt der Komfort. Sie wollen alle am Abend in ein warmes Schwimmbecken abtauchen und sich vergnügen.“ Weiter sagte er: „Je schneller ihnen alles genommen wird, desto besser.“

Prigoschin ist auch unter dem Spitznamen „Putins Koch“ bekannt, weil er den Politiker einst in Sankt Petersburg in seinem Restaurant bewirtete. Er gilt als enger Vertrauter des Kremlchefs. Prigoschin, der vom FBI in den USA wegen Einmischung in die Wahlen gesucht wird, hatte sich zuletzt offen als Drahtzieher hinter der Wagner-Gruppe zu erkennen gegeben. Diese habe er unter anderem aus Freiwilligen und Strafgefangenen gebildet. Prigoschin kritisiert immer wieder auch Fehler der russischen Militärführung im Krieg gegen die Ukraine.

Friedhofsbesuch macht Wirbel

Prigoschin hatte sich am Samstag in Sankt Petersburg auf einem Friedhof bei der Beerdigung eines im Krieg in der Ukraine getöteten Wagner-Kämpfers öffentlich gezeigt. Staatsmedien in Russland behandelten das wie eine Sensation, weil sich Prigoschin zwar zuletzt häufig äußerte, aber nicht vor der Kamera zeigte.

Für den Geschäftsmann war die Beerdigung ein Erfolg in seinem Machtkampf mit den Behörden von Sankt Petersburg, die dem Toten, einem verurteilten Straftäter, auf dem militärischen Teil des Friedhofs zunächst nicht hatten die Ehre erweisen wollen. Prigoschin hingegen lobte den Mann als „wahren Patrioten“. Er betonte, dass an der Front alle gleich seien. Das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) wertete den Auftritt und das Interview als neuen Versuch Prigoschins, in der russischen Gesellschaft an Ansehen und Einfluss zu gewinnen.