Der slowakische Premierminister Robert Fico hat in den vergangenen Tagen plötzlich und ohne Erklärung mehrere Termine abgesagt. Selbst Parteikollegen aus den Reihen von Smer zeigten sich gegenüber slowakischen Medien ratlos. So erklärte etwa der Smer-Abgeordnete Ján Mažgút offen: „Ich habe keine Ahnung.“
Am 28. April gab Ficos Büro bekannt, dass der Premierminister eine geplante Reise nach Großbritannien absagen werde, bei der er einen Vortrag vor Studenten der Oxford University halten sollte. Zur Begründung hieß es, Gespräche mit ausländischen Investoren hätten Vorrang. Zuvor am selben Tag hatte Fico den ungarischen Premierminister Viktor Orbán in Bratislava empfangen. Doch am 1. Mai erschien Fico auch zu weiteren geplanten Terminen nicht – darunter ein Besuch in der Stadt Nitra. „Wir haben keine Informationen darüber, warum er abgesagt hat“, sagte der örtliche Bürgermeister gegenüber Journalisten.
Der linkspopulistische Regierungschef war am 15. Mai vergangenen Jahres von einem Regierungsgegner mit mehreren Schüssen lebensgefährlich verletzt worden, als er nach einer Regierungssitzung in einer Kleinstadt zu wartenden Anhängern ins Freie trat. Nach dem Attentat befand sich Fico mehrere Tage in kritischem Zustand. Zwei Monate später konnte er jedoch seine Arbeit wieder aufnehmen.
Vorsitzender der Fico-Partei: Russland-Reise findet weiterhin statt
Als Reaktion auf die jüngsten Terminabsagen erklärte der Vorsitzende der Smer-Fraktion, Ján Richter, dass er davon ausgehe, dass der Premierminister sowohl körperlich als auch geistig gesund sei. Laut Richter könnten die Absagen mit dem nahenden Jahrestag des Attentats zusammenhängen. Soweit ihm bekannt, sollte Fico an den Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag des sowjetischen Sieges über Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg nach Russland reisen.
Seine geplante Reise und Teilnahme an der Militärparade am Roten Platz stieß auf heftige Kritik, vor allem aus Brüssel. EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas warnte vor „gravierenden Folgen“ sowohl für EU-Mitglieder wie die Slowakei als auch für Beitrittskandidaten wie etwa Serbien, dessen Präsident Aleksandar Vučić ebenfalls an der Militärparade in Moskau teilnehmen will. Am heutigen Samstag wurde bekannt, dass Vučić aufgrund einer plötzlichen Erkrankung einen Staatsbesuch in den USA abbrechen musste. Bislang ist unklar, ob er noch nach Russland reisen wird.


