Ukrainekrieg

Selenskyj rät von Russland-Reise zum 9. Mai ab – Medwedew reagiert

Russland bereitet sich auf die Parade zum Tag des Sieges vor. Auch ausländische Staatschefs sollen teilnehmen. Der ukrainische Präsident rät davon ab.

Soldaten der russischen Ehrengarde nach einer Probe für die Militärparade zum Tag des Sieges, die am 9. Mai anlässlich des 80. Jahrestages des Sieges im Zweiten Weltkrieg stattfindet.
Soldaten der russischen Ehrengarde nach einer Probe für die Militärparade zum Tag des Sieges, die am 9. Mai anlässlich des 80. Jahrestages des Sieges im Zweiten Weltkrieg stattfindet.Dmitri Lovetsky/dpa

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat erklärt, Russland trage die alleinige Verantwortung für die Sicherheit ausländischer Staats- und Regierungschefs, die anlässlich der großen Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag des Sieges über Nazi-Deutschland nach Moskau reisen.

„Wir können keine Verantwortung für das übernehmen, was auf dem Gebiet der Russischen Föderation geschieht“, sagte Selenskyj am Samstag laut der ukrainischen Nachrichtenagentur Interfax. „Russland könnte verschiedene, sagen wir, Schritte unternehmen – Brandstiftung, Sprengsätze und Ähnliches – und dann uns die Schuld geben“, so der ukrainische Staatschef weiter. „Ich bin der Meinung – und das habe ich auch dem Außenminister gesagt –, dass wir allen, die sich an uns wenden, offen sagen müssen: Aus Sicherheitsgründen raten wir Ihnen von einer Reise nach Russland ab. Wenn Sie sich dennoch dafür entscheiden – fragen Sie nicht uns. Es ist Ihre persönliche Entscheidung.“

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte in der vergangenen Woche eine dreitägige Waffenruhe rund um die Feiern in Moskau zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs vorgeschlagen. Die US-Regierung lehnte dies ab. Washington wolle „keinen Drei-Tage-Moment, damit man etwas anderes feiern kann“, sagte eine Sprecherin des US-Außenministeriums. Notwendig sei eine „vollständige, dauerhafte Waffenruhe und ein Ende des Konflikts“.

Dmitri Medwedew: Ex-Präsident Russlands droht der Ukraine

Die Reaktion aus Moskau ließ nicht lange auf sich warten. Dmitri Medwedew, ehemaliger Präsident und enger Verbündeter Putins, bezeichnete die Warnung Selenskyjs als verbale Provokation. Sollte es am Tag des Sieges in Moskau zu einer tatsächlichen Provokation durch die Ukraine kommen, „kann niemand garantieren, dass der 10. Mai für Kiew kommen wird“, so Medwedew.

Selenskyj: Wir verhalten uns respektvoll gegenüber China

Zuvor hatte Moskau einen Vorschlag aus Kiew zur Verlängerung der dreitägigen Waffenruhe rund um die Siegesparade abgelehnt. In seinen jüngsten Äußerungen erklärte Selenskyj, mehrere Länder hätten sich an die ukrainische Regierung gewandt, um mitzuteilen, dass sie Vertreter nach Russland entsenden wollen – verbunden mit der Bitte, für Sicherheit zu sorgen. Dabei betonte Selenskyj, dass die Ukraine sich respektvoll gegenüber Staaten verhalte, „die uns seit Kriegsbeginn nicht aktiv unterstützt haben, sondern eine neutrale Position einnehmen oder historisch eher zu Russland tendieren – wie etwa China“.

Neben Chinas Staatschef Xi Jinping und Brasiliens Präsident Lula da Silva haben auch Serbiens Präsident Aleksandar Vučić und Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan ihre Teilnahme an der Militärparade zugesagt – obwohl beide Länder einen EU-Beitritt anstreben.

EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas warnte vor einer Teilnahme: Angesichts des großangelegten russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine werde die EU einen solchen Schritt nicht als Bagatelle betrachten.