Kriminalität

Vermisste Mexikanerin Maria S. tot aufgefunden: Familie äußert sich

Zwei Wochen lang suchten Freunde, Familie und Polizisten nach der 24-jährigen Maria. Nun gibt es die traurige Gewissheit: Sie ist tot. 

Vor der mexikanischen Botschaft fand noch am Samstag eine Solidaritätskundgebung für die vermisste Studentin statt.
Vor der mexikanischen Botschaft fand noch am Samstag eine Solidaritätskundgebung für die vermisste Studentin statt.Carsten Kaoll/dpa

Seit dem 22. Juli suchte die Berliner Polizei nach der vermissten Mexikanerin Maria S., die in Treptow-Köpenick lebte. Da die Ermittler nicht weiterkamen, wandten sie sich mit Fotos der 24-Jährigen an die Öffentlichkeit. Trotz der 120 Hinweise konnte die mexikanische Studentin nicht gefunden werden – bis ein Spaziergänger am Samstagnachmittag eine schreckliche Entdeckung machte. 

Wie die Polizei mitteilte, fand ein Passant gegen 15.50 Uhr im Teltowkanal in Höhe Altglienicker Brücke ihren Leichnam im Wasser. Alarmierte Polizisten und Feuerwehrleute holten diesen ans Ufer. „Nach den derzeitigen Erkenntnissen ist nicht von einem Fremdverschulden auszugehen“, sagte eine Polizeisprecherin. Es gebe also bisher keine Hinweise darauf, dass die junge Frau zum Opfer eines Verbrechens wurde. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei dauern an. Die Angehörigen wenden sich derweil mit einer Bitte an die Öffentlichkeit. 

Die Studentin hatte ihre Wohnung im Büchnerweg vor genau zwei Wochen verlassen und war nicht mehr dorthin zurückgekehrt. Es gab Hinweise darauf, dass sie sich in einer psychischen Ausnahmesituation befand. Der Vermisstenfall hatte auch international große Aufmerksamkeit erzeugt, auch Interpol suchte nach der Studentin. Sie wurde auf die Liste der „Yellow Notices“ gesetzt. Damit wird international nach vermissten Personen gefahndet. Bei Interpol sind derzeit 9225 Vermisstenfälle eingestellt, 3472 der Gesuchten sind Frauen, 86 davon 24 Jahre alt.

Vermisste Studentin: Etwa 260 Menschen bei Solidaritätsdemo in Berlin

Vor dem Wohnheim, in dem Maria in Adlershof lebte, ist am Abend alles ruhig. Ein junger Mann, der auf den Eingang zusteuert, sagt, er habe von dem Tod der Studentin noch nichts gehört. Die Nachricht sei aber ein Schock. Auch er habe sich an der Suche nach der Studentin beteiligt. Noch am Samstagmittag gab es vor der mexikanischen Botschaft in Berlin eine Art Andacht, die Hoffnung darauf machen sollte, die 24-Jährige lebend zu finden.

Zwei junge Frauen, die die Kerzen ausgaben, sagten der Berliner Zeitung, Maria wollte an dem Tag ihres Verschwindens eigentlich mit einer Freundin zum Christopher Street Day (CSD) in Berlin. Sie sei aber zu müde gewesen, vermutlich, weil sie die Nacht zuvor gefeiert hatte. 

Marias Eltern wähnten ihre Tochter in Berlin in Sicherheit

Auch Marias Eltern, Carolina Castañeda und Javier Sanchez, beteiligten sich an der Solidaritätsdemo vor der mexikanischen Botschaft. Sie sprachen nicht zu den rund 260 Teilnehmern, die in Weiß erschienen waren – der Farbe der Hoffnung. Sie liefen stattdessen am Ende der Veranstaltung mit einem „gracias, gracias“ durch die Menge, mussten dabei immer wieder ihre Tränen aus dem Gesicht wischen.

Nachdem bekannt wurde, dass Maria tot ist, wendete sich die Familie erneut an die Öffentlichkeit. In einer Erklärung heißt es: „Wir danken Ihnen für Ihre Unterstützung und Solidarität. Wir bitten Sie, das Andenken an unsere Tochter, unsere Trauer und unsere Privatsphäre zu respektieren. Wir danken Ihnen für Ihre Diskretion und Ihr Verständnis“.

Ihre Tochter hatten sie vor etwa fünf Monaten nach Berlin zum Studium gebracht. Sie wähnten die 24-Jährige hier in Sicherheit, weil Frauen in ihrem Alter in Mexiko vielen Gefahren ausgesetzt seien. Dass sie in Deutschlands Hauptstadt nun ihren Tod fand, sei einfach unverständlich und unfassbar tragisch, hieß es aus dem Umfeld der Verstorbenen. 

Der mexikanische Botschafter Francisco Quiroga (li.) und Marias  Eltern, Carolina Castañeda und Javier Sanchez, bei der Solidaritätskundgebung in Berlin
Der mexikanische Botschafter Francisco Quiroga (li.) und Marias Eltern, Carolina Castañeda und Javier Sanchez, bei der Solidaritätskundgebung in BerlinKatrin Bischoff/Berliner Zeitung

Auch der mexikanische Botschafter Francisco Quiroga zündete vor der Botschaft eine Kerze an. Er dankte den Freiwilligen, die bei der Suche halfen. Man werde erst mit der Suche aufhören, wenn man Maria gefunden habe, sagte der 50-jährige Diplomat am Samstag. Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador sprach noch in dieser Woche von „Fortschritten bei den Ermittlungen“.

Die Eltern, die auch in mehreren Fernsehsendungen auftraten, waren am 25. Juli von Mexiko nach Berlin gekommen, um nach ihrer drei Tage zuvor verschwundenen Tochter zu suchen. Freunde und Bekannte hatten die Stadt jeden Tag durchstreift. Eine Sprecherin sagte auf der Mahnwache, 125 verschiedene Suchtrupps aus Freunden und Kommilitonen hätten seit Marias Verschwinden nach der jungen Frau gesucht, dabei mehr als 1000 Kilometer zurückgelegt. Jede Gruppe habe im Durchschnitt dreieinhalb Stunden die Gegend durchkämmt. 

Hilfe-Nummern
Ihre Gedanken hören nicht auf zu kreisen? Sie befinden sich in einer scheinbar ausweglosen Situation und spielen mit dem Gedanken, sich das Leben zu nehmen? Wenn Sie sich nicht im Familien- oder Freundeskreis Hilfe suchen können oder möchten – hier finden Sie anonyme Beratungs- und Seelsorgeangebote:

Telefonseelsorge: Unter 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222 erreichen Sie rund um die Uhr Mitarbeiter, mit denen Sie Ihre Sorgen und Ängste teilen können. Auch ein Gespräch via Chat ist möglich. telefonseelsorge.de

Kinder- und Jugendtelefon: Das Angebot des Vereins „Nummer gegen Kummer“ richtet sich vor allem an Kinder und Jugendliche, die in einer schwierigen Situation stecken. Erreichbar montags bis sonnabends von 14 bis 20 Uhr unter 11 6 111 oder 0800 – 111 0 333. Am Sonnabend nehmen die jungen Berater des Teams „Jugendliche beraten Jugendliche“ die Gespräche an. nummergegenkummer.de.

Muslimisches Seelsorge-Telefon: Die Mitarbeiter von MuTeS sind 24 Stunden unter 030 – 44 35 09 821 zu erreichen. Ein Teil von ihnen spricht auch türkisch. mutes.de

Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention: Eine Übersicht aller telefonischer, regionaler, Online- und Mail-Beratungsangebote in Deutschland gibt es unter suizidprophylaxe.de