Der ukrainische Nationale Sicherheits- und Verteidigungsrat hat neue direkte Gespräche mit Russland in der kommenden Woche vorgeschlagen. Das sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Samstag in einer Videobotschaft. Russland dürfe sich nicht weiter „vor Entscheidungen drücken“.
Selenskyj bekräftigte auch seine Bereitschaft zu einem persönlichen Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin. „Ein Treffen auf Führungsebene ist notwendig, um wirklich einen dauerhaften Frieden zu erreichen“, sagte er. Ob Russland auf den Vorschlag eingehen wird, ist bislang noch unklar.
Secretary of the NSDC proposed a new meeting with Russia next week. They must stop hiding from decisions. Ceasefire. Prisoner exchanges. Return of children. End to the killings. And a meeting at the level of leaders is needed to truly ensure a lasting peace. Ukraine is ready. pic.twitter.com/ksH7FzxnAE
— Volodymyr Zelenskyy / Володимир Зеленський (@ZelenskyyUa) July 19, 2025
Beide Seiten hatten im Mai und Juni direkte Gespräche in Istanbul geführt. Der Austausch von Kriegsgefangenen und die Rückgabe getöteter Soldaten waren das einzige konkrete Ergebnis der Treffen, Fortschritte bezüglich einer Waffenruhe wurden zwischen Moskau und Kiew nicht erzielt.
Bei den Gesprächen im Juni hatte Russland hingegen seine Maximalforderungen unterstrichen. Der Kreml verlangt unter anderem ein Ende der westlichen Militärhilfe für Kiew und den Abzug der ukrainischen Armee aus vier ukrainischen Regionen, die Russland für sich beansprucht. Kiew weist diese Forderungen als inakzeptabel zurück.
Der Kreml hatte kürzlich seine grundsätzliche Bereitschaft zu Gesprächen mit der Ukraine bekundet, nachdem US-Präsident Donald Trump Russland eine Frist von 50 Tagen gesetzt hatte, um den Krieg gegen die Ukraine zu beenden. Andernfalls drohte er mit Wirtschaftssanktionen. Der amerikanische Präsident kündigte zudem die Lieferung neuer Patriot-Abwehrsysteme an Kiew an. Diese sollen allerdings Deutschland und andere europäische Länder bezahlen. Die EU verhängte am Freitag ein 18. Sanktionspaket gegen Russland, um den Druck auf Moskau zu erhöhen.
Russland und Ukraine verstärken gegenseitige Angriffe
Russland hatte seine Luftangriffe auf ukrainische Städte sowie die Kämpfe an der Front in den vergangenen Monaten weiter verstärkt. In der Nacht zum Samstag feuerte Russland nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe 344 Kampfdrohnen oder entsprechende Attrappen sowie 35 Raketen auf die Ukraine ab. 208 Geschosse seien abgefangen worden.
Bei einem Raketeneinschlag in der zentralukrainischen Region Dnipropetrowsk seien zwei Menschen getötet worden, teilte Regionalgouverneur Serhij Lysak mit. Bei dem Angriff seien eine Klinik, eine Schule und eine Kultureinrichtung in dem Ort Wasylkiwska zerstört worden. Zudem wurden einige Häuser und Autos beschädigt.
Zuvor war die Hafenstadt Odessa Ziel russischer Drohnenangriffe. Eine Frau wurde nach Angaben des regionalen Rettungsdienstes getötet. Durch die Angriffe sei zudem zivile Infrastruktur beschädigt worden, erklärte Bürgermeister Gennadyj Truchanow. Die Hafenstadt am Schwarzen Meer, deren Altstadt zum Unesco-Weltkulturerbe zählt, ist in dem seit mehr als drei Jahren andauernden russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine regelmäßig Ziel russischer Angriffe.
Ukrainische Drohnenangriffe behindern Zug- und Flugverkehr in Russland
Russische Behörden teilten unterdessen mit, dass nach einem nächtlichen ukrainischen Drohnenangriff der Zugverkehr in der russischen Region Rostow kurzzeitig eingestellt worden sei. Bei dem Angriff in der südlichen Grenzregion zur Ukraine wurde demnach ein Bahnmitarbeiter verletzt, viele Passagiere saßen stundenlang fest. In einer Erklärung des russischen Militärs hieß es, am Samstag seien sechs ukrainische Fliegerbomben und 349 Drohnen abgefangen worden.
In der Nacht zu Sonntag meldete Russland zudem ukrainische Drohnenangriffe, die unter anderem Moskau treffen sollten. Laut dem russischen Verteidigungsministerium seien insgesamt 93 Drohnen abgefangen worden. 19 von ihnen sollen Moskau zum Ziel gehabt haben. Die Hauptstadtflughäfen schränkten daraufhin ihren Betrieb ein. (mit AFP)


