Industrievertreter und Regierungen weltweit reagieren alarmiert auf Donald Trumps Ankündigung neuer Importzölle. Der US-Präsident plant Abgaben von zehn bis 49 Prozent auf sämtliche Importe und verstärkt damit die Angst vor einem Handelskrieg. Importe aus der Europäischen Union werden mit Aufschlägen von 20 Prozent belegt, solche aus China mit 34 Prozent, wie Trump am Mittwoch in Washington sagte. Er sprach von einem „Befreiungstag“ für die US-Wirtschaft.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat die angekündigten Zölle scharf kritisiert und entsprechende Reaktionen angekündigt. Die neuen Zölle seien ein „schwerer Schlag für die Weltwirtschaft“, sagte von der Leyen am Donnerstag bei einem Besuch in Usbekistan. Sie bedauerte die Entscheidung „zutiefst“ und fügte hinzu, es sei „noch nicht zu spät“ für Verhandlungen. Die Europäer seien aber „bereit, zu reagieren“.
Kritisch äußerte sich Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni, die Trump eigentlich nahesteht. Sie nannte die neuen Zölle „falsch“. Das von Trump verkündete gewaltige Zollpaket nütze weder den USA noch Europa, schrieb Meloni in einem Beitrag in den sozialen Medien. Bereits zuvor hatte sie vor einem möglichen Handelskrieg gewarnt.

Irland drängte die EU zu einer „verhältnismäßigen“ Reaktion. Kritik kam auch aus Großbritannien und Australien. Premierminister Anthony Albanese warnte, dass die Amerikaner am Ende den höchsten Preis für die seiner Meinung nach „ungerechtfertigten Zölle“ zahlen würden.
In der größten Volkswirtschaft Lateinamerikas, Brasilien, hat der Kongress nach der Ankündigung neuer US-Zölle ein Gesetz gebilligt, das der Regierung eine Reaktion auf mögliche Handelskonflikte erlaubt. Das sogenannte Gesetz über die wirtschaftliche Gegenseitigkeit wurde einstimmig vom Repräsentantenhaus verabschiedet, nachdem am Dienstag bereits die zweite Kongresskammer, der Senat, grünes Licht gegeben hatte.
Kurz nach Trumps Ankündigung warnte US-Finanzminister Scott Bessent die Länder vor „Vergeltungsmaßnahmen“. Mit Blick auf die Zölle sagte er, die Welt solle sich „zurücklehnen und es auf sich beruhen lassen“. „Denn wenn Sie Vergeltung üben, wird es zu einer Eskalation kommen“, sagte er gegenüber Fox News.
Trumps neue Zölle: Welche Länder sind nicht betroffen?
Die beiden größten Handelspartner der USA, Kanada und Mexiko, wurden in den Ankündigungen vom Mittwoch nicht erwähnt. Dennoch werde Kanada von den Zöllen betroffen sein, sagte Premierminister Mark Carney. Maßnahmen wie die Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Autos, die am Donnerstag in Kraft treten, würden „Millionen von Kanadiern direkt betreffen“, fügte er hinzu.
Russland und Belarus sind ebenfalls nicht in der Liste der von den Zöllen betroffenen Länder aufgeführt. Laut Finanzminister Bessent ist dies darauf zurückzuführen, dass die USA aufgrund der Sanktionen keine Geschäfte mit diesen Ländern machen.

Der Handel zwischen Russland und den USA schrumpfte nach Daten des United States Census Bureaus im Vergleich zu der Zeit vor dem Angriffskrieg auf die Ukraine tatsächlich stark zusammen. Dabei liegt Russland in der Handelsbilanz der USA bei Warenimporten aber immer noch vor der Ukraine. Der US-Statistikbehörde nach kamen im Jahr 2024 Waren im Wert von rund drei Milliarden Dollar aus Russland in die USA – im Vergleich zu einem Wert von etwa 1,2 Milliarden Dollar aus der Ukraine.
China droht Trump mit Gegenmaßnahmen für Zölle
China hat den USA nach der Verkündung weiterer Zölle durch Trump mit Gegenmaßnahmen gedroht. Die Volksrepublik habe die Ankündigung wechselseitiger Zölle zur Kenntnis genommen und lehne diese entschieden ab, teilte das Handelsministerium in Peking mit. China werde entschlossen Gegenmaßnahmen ergreifen, um seine Rechte und Interessen zu schützen.
Bereits vor der Ankündigung hatten die USA Waren aus China, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, mit 20 Prozent Zöllen belegt, worauf Peking mit eigenen Maßnahmen reagierte. Nun treffen die Volksrepublik zusätzlich Aufschläge von 34 Prozent, was die Zollbelastung für viele Produkte aus Fernost in Summe auf mehr als 50 Prozent steigen lässt.
Die wechselseitigen Zölle, die auf „subjektiven und einseitigen Einschätzungen der USA“ beruhten, stünden nicht im Einklang mit den internationalen Handelsregeln, kritisierte das chinesische Handelsministerium. „Rechte und Interessen der betroffenen Parteien“ würden untergraben, es handele sich um eine „typisch einseitige Art der Schikane“. Die Behörde forderte die US-Regierung auf, ihre Zölle unverzüglich aufzuheben und Differenzen im Dialog zu lösen.
Trump-Zölle: So reagiert Deutschland
Erste Reaktionen aus Deutschland fielen besorgt aus. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) warnte vor einer „Eskalationsspirale“, die den Schaden nur vergrößern würde. Der Vorsitzende der konservativen EVP-Fraktion im Europaparlament, Manfred Weber (CSU), nannte die Zölle schädlich für „beide Seiten des Atlantiks“. Europa sei „bereit, seine Interessen zu verteidigen“, schrieb er auf X –, aber auch „offen für faire“ Gespräche.


