Ukraine-Krieg

Ukrainischer Geheimdienstchef: Telegram eine „Bedrohung für die nationale Sicherheit“

Für Kyrylo Budanow stellt Telegram eine Gefahr für die nationale Sicherheit der Ukraine dar. Kommt eine Sperrung des Instant-Messaging-Dienstes in Frage?

Der Leiter des Militärgeheimdienstes der Ukraine, Generalleutnant Kyrylo Budanow.
Der Leiter des Militärgeheimdienstes der Ukraine, Generalleutnant Kyrylo Budanow.Oleksandr Gusev/Imago

Der Leiter des Hauptnachrichtendienstes der Ukraine, Kyrylo Budanow, bezeichnet den Online-Messenger Telegram als Bedrohung für die nationale Sicherheit seines Landes. Er bezeichnete ein Verbot als schwierig, aber möglich und betonte zeitgleich, dass er diese Option nicht unterstütze.

„Telegram ist schädlich, es ist eine Bedrohung für unsere nationale Sicherheit“, sagte Budanow in einem Interview mit Radio Charter. „Ich sage das ganz direkt und wir haben es sogar dokumentiert. Unseren Untersuchungen zufolge ist Telegram die wichtigste Informationsquelle in der Gesellschaft. Es hat absolut alles überholt.“

Budanow sagte, er sei nicht dafür, den Zugang zu Telegram zu sperren, wie es mehrere Länder dauerhaft oder vorübergehend getan haben, darunter Russland zwischen 2008 und 2010. Telegram abzuschalten „ist ziemlich schwierig, aber es ist möglich. Ich bin dafür, all diese Telegram-Kanäle zu ‚physikalisieren‘“, also ihre Betreiber zu verpflichten, eine physische Präsenz in der Ukraine zu etablieren, so der ukrainische Geheimdienstchef weiter. „Wenn man Nachrichten senden will, sollte man sich registrieren, damit jeder versteht, ob es sich um einen Kanal eines russischen oder ukrainischen Bürgers handelt. Und dann übernimmt diese Person die Verantwortung“ für die Inhalte. Interessanterweise bezeichnete Budanow Elon Musks X, ehemals Twitter, als harmlos.

Ukraine: Debatte zu Telegram-Regulierung durch Festnahme von Pawel Durow neu entfacht

Telegram wurde von den russischen Brüdern Pawel und Nikolai Durow im Jahr 2013 gegründet. Eines seiner Merkmale ist, dass es Nutzern erlaubt, öffentliche Kanäle und Diskussionsgruppen zu erstellen.

Seit März wird in der Ukraine über die Regulierung von Telegram diskutiert, wobei das Hauptproblem die anonyme Verbreitung von Informationen über den Messenger ist. Die Debatte wurde nach der Verhaftung des Telegram-Gründers Pawel Durow in Frankreich neu entfacht. Die französische Justiz wirft dem 39-jährigen Milliardär unter anderem vor, nicht genügend gegen die Verbreitung krimineller und extremistischer Inhalte auf Telegram zu unternehmen. Durow kam auf Kaution frei, darf Frankreich vorerst aber nicht verlassen.