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Syrien: US-Außenminister Rubio warnt vor Bürgerkrieg epischen Ausmaßes

Sechs Monate nach Assads Sturz steht Syriens Übergangsregierung unter Druck. Während US-Präsident Donald Trump noch lobt, schlägt sein Außenminister überraschend Alarm.

US-Außenminister Marco Rubio spricht am Dienstag bei einer Senatsanhörung.
US-Außenminister Marco Rubio spricht am Dienstag bei einer Senatsanhörung.GETTY IMAGES NORTH AMERICA

US-Außenminister Marco Rubio hat am Dienstag davor gewarnt, dass Syrien nur noch wenige Wochen von einem Bürgerkrieg entfernt sein könnte. „Nach unserer Einschätzung ist die Übergangsregierung angesichts der Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert ist, vielleicht nur noch Wochen - nicht viele Monate - von einem möglichen Zusammenbruch und einem Bürgerkrieg epischen Ausmaßes entfernt, bei dem sich das Land im Grunde aufspaltet“, sagte Rubio bei einer Senatsanhörung.

Hintergrund seiner Äußerungen sind eine Reihe von bewaffneten Angriffen unter anderem auf die alawitische Minderheit in Syrien, der auch Assad angehörte. Bei heftigen Kämpfen zwischen Truppen der syrischen Übergangsregierung unter Staatschef Ahmed al-Scharaa und bewaffneten Anhängern des gestürzten Langzeitherrschers Baschar al-Assad waren im März innerhalb weniger Tage Hunderte Menschen getötet worden.

Ende April, Anfang Mai kam es zu weiteren gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen sunnitischen Milizen und Drusen. Dabei wurden an verschiedenen Orten nach Angaben der in Großbritannien ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mehr als 100 Personen getötet.

USA und EU heben Sanktionen gegen Syrien auf

Trotz der jüngsten Spannungen in dem Land kommen die Warnungen des US-Außenministers überraschend. US-Präsident Donald Trump hatte sich vergangene Woche am Rande seiner Reise in die Golfstaaten erstmals mit al-Scharaa getroffen und sich danach überschwänglich über den Übergangs-Staatschef geäußert. Er nannte die Begegnung „großartig“ und beschrieb Al-Scharaa als „jungen, attraktiven Kerl“ und „Kämpfer“. Er kündigte zudem die Aufhebung der US-Sanktionen gegen Syrien an, um dem Land den Wiederaufbau und wirtschaftliche Stabilität zu ermöglichen.

Die EU einigte sich am Dienstag nach Diplomatenangaben darauf, alle noch verbliebenen Wirtschaftssanktionen gegen das Land aufzuheben. Die Europäer hatten erste Strafmaßnahmen gegen Syrien bereits Ende Februar ausgesetzt.

Die von al-Schaara angeführte islamistische HTS-Miliz und mit ihr verbündete Gruppierungen hatten Assad im Dezember nach mehr als 13-jährigem Bürgerkrieg gestürzt. Die HTS ist ein früherer Zweig von Al-Kaida, hatte sich jedoch vor Jahren von dem Terrornetzwerk losgesagt. Der frühere Dschihadist al-Schaara bemüht sich seit seinem Amtsantritt um ein moderateres Image.