Streik der Lokführer

Weselsky: Bahn soll „vom hohen Ross“ herunterkommen – Bahn: „GDL eskaliert die Lage“

Seit 2 Uhr am Mittwoch streiken die Lokführer wieder. GDL-Chef Weselsky findet das verhältnismäßig. Die Bevölkerung hat überwiegend kein Verständnis.

Die Zeichen stehen auf Rot: Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky in Berlin.
Die Zeichen stehen auf Rot: Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky in Berlin.Christoph Soeder/dpa

Nach Beginn des sechstägigen Streiks bei der Bahn fordert die Lokführergewerkschaft GDL mehr Entgegenkommen von dem Konzern. „Was die Deutsche Bahn AG macht, ist nichts anders als die wiederholende Ablehnung aller Forderungen“, kritisierte GDL-Chef Claus Weselsky am Mittwoch im ZDF-„Morgenmagazin“. Die Bahn bewege sich nur millimeterweise. Auf die Frage, wann die Gewerkschaft wieder verhandeln werde, sagte der Gewerkschafter: „Sobald die Deutsche Bahn vom hohen Ross herunterkommt.“

Weselsky verteidigte den Arbeitskampf: „Das ist verhältnismäßig, das ist rechtmäßig, es ist zulässig“, sagte Weselsky am Mittwoch im ZDF-„Morgenmagazin“. Die Gerichte hätten dies geprüft, argumentierte er, „von daher ist unser Streik an der Stelle überhaupt nicht angreifbar“.

Weselsky: Bahn ist „beratungsresistent“

Dem Management der Deutschen Bahn warf Weselsky vor, „beratungsresistent“ zu sein. Von daher müsse seine Gewerkschaft „länger und auch härter streiken“. Der GDL-Chef verwies auf Verhandlungsergebnisse mit anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen als „mögliche Kompromisslinie“. Die Bahn habe dies „sofort“ zurückgewiesen.

Die GDL bestreikt seit 2 Uhr morgens den Personenverkehr der Deutschen Bahn. Der Streik soll bis zum Montag um 18 Uhr andauern. Der Güterverkehr der Bahn wird bereits seit Dienstagabend bestreikt. Im gesamten Fern- und Regionalverkehr komme es bis einschließlich Montag zu massiven Beeinträchtigungen, erklärte die Bahn. Der Notfahrplan für den DB-Personenverkehr sei wie geplant angelaufen.

Weselsky warf der Deutschen Bahn „die wiederholende Ablehnung aller Forderungen“ vor. Das Unternehmen bewege sich lediglich „millimeterweise“, um „erstmal in Verhandlungen zu kommen“. „Wenn wir erstmal verhandeln, werden wir auch Ergebnisse erzielen“, sagte der GDL-Vorsitzende.

Der GDL-Chef verwies auf die Notwendigkeit, den Schichtdienst für Lokführer wieder attraktiver zu machen. Es gebe seit Jahrzehnten zu wenig Lokführer. „Wir müssen etwas anderes tun, als ständig dasselbe zu wiederholen“, forderte Weselsky.

Bahn zum GDL-Streik: „Mit dem Kopf durch die Wand geht es nicht“

Die Bahn kritisierte den Streik der Lokführer scharf und rief die Gewerkschaft GDL an den Verhandlungstisch zurück. Die Bahn habe bis zuletzt versucht, den Ausstand zu verhindern, „doch die GDL verweigert sich und eskaliert die Lage“, sagte Bahn-Sprecherin Anja Bröker am Mittwochmorgen in Berlin. 

Das Unternehmen habe bis zuletzt Verhandlungsbereitschaft signalisiert und sei auch weiterhin verhandlungsbereit, sagte Bröker. „Man muss an den Tisch kommen, man muss Kompromisse finden, mit dem Kopf durch die Wand, wie das die GDL versucht, geht es nicht.“ Der einzige Weg, um bei den Forderungen zusammenzukommen, sei „miteinander zu sprechen“

Bröker warnte, dass der Streik nicht nur Auswirkungen auf den deutschen, sondern auch auf den europäischen Güterverkehr haben werde. Die GDL bestreike auch die Wirtschaft in Deutschland und Europa, sagte die Sprecherin.

Einer der Hauptstreitpunkte ist die Forderung der GDL nach einer Absenkung der Wochenarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden für Schichtarbeiter ohne Entgelteinbußen. Die Bahn ist zu einem Wahlmodell mit 37 Stunden bereit. Die GDL schickte ihrerseits am Dienstag Vorschläge an die Bahn, auf deren Grundlage sie weiter verhandeln und die Streiks aussetzen würde. Sie beinhalten unter anderem eine stufenweise Absenkung der Wochenarbeitszeit auf 35 Stunden bis 2028.

Wissing befürwortet Schlichtung im Streit zwischen GDL und Bahn

Bundesverkehrsminister Volker Wissing schloss ein Schlichtungsverfahren zwischen der Lokführergewerkschaft GDL und der Deutschen Bahn nicht aus. Er erwarte von der Gewerkschaft, dass sie Verantwortung übernehme und an den Verhandlungstisch komme, sagte der FDP-Politiker am Mittwoch im Deutschlandfunk. „Und wenn das so festgefahren ist, dass man offensichtlich nicht mehr miteinander reden kann, dann brauchen wir dringend eine Mediation oder ein Schlichtungsverfahren.“ Allerdings seien die Chancen für eine Schlichtung derzeit eher gering.

Wissing forderte einen Dialog zwischen den Streitparteien und kritisierte die GDL dafür, dass sie einseitig Forderungen stelle. So komme man nicht zu einem Ergebnis. Er äußerte sich zudem besorgt über die Auswirkungen auf die Wirtschaft. „Es können Güter nicht transportiert werden, und überall dort, wo sie entstehen, bleiben die Betroffenen auf diesen Kosten sitzen. Das ist ja das Ärgerliche an diesem Streik, dass er auf dem Rücken Dritter ausgetragen wird.“

Umfrage: 59 Prozent haben kein Verständnis für Lokführerstreik

Der Streik stößt einer Umfrage zufolge in der Bevölkerung überwiegend auf Ablehnung. 59 Prozent haben kein Verständnis dafür, wie die am Mittwoch veröffentlichte Erhebung von YouGov ergab. 34 Prozent haben demnach Verständnis für den Ausstand. Das Institut befragte nach eigenen Angaben 4124 Personen in Deutschland ab 18 Jahren. Die Ergebnisse sind demnach repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren. 

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