Der Journalist Wolfgang Herles, der das Sommerinterview-Format erfand, hat sich zu der Störaktion beim Auftritt von Alice Weidel geäußert. Herles, der damals als Leiter des Bonner Studios beim ZDF das Format der Sommerinterviews erfand, kritisiert die heutige Version des Formats in einem Kommentar bei Focus scharf.
„Die heute noch immer in ARD und ZDF üblichen Sommerinterviews mit den Parteivorsitzenden führte ich als Bonner Studioleiter des ZDF 1987 ein, um die Sauregurkenzeit zu überbrücken. Sie sollten anders sein als üblich“, so Herles. Er habe die deutschen Spitzenpolitiker, darunter Helmut Kohl oder Franz-Josef Strauß stets an ihren Ferienorten besucht.
Störer machten „nur Schleichwerbung für Alice Weidel“
„Heute werden die Sommerinterviews, die es immer noch gibt, in aller Regel in Berlin aufgezeichnet. Denn Politiker tun, als seien sie immer im Dienst und nie wirklich im Urlaub“. Er habe Sommerinterviews am Dienst- oder Wohnort der Politiker stets abgelehnt.
Es sei deshalb „nur konsequent, wenn Aktivisten sich dieser überflüssigen ‚Politshow‘ bemächtigten wie jüngst des skandalösen Sommerinterviews der ARD mit AfD-Chefin Alice Weidel,“ so Herles. „Die Fernsehanstalten der Berliner Republik tun so, als genössen die Sommerinterviews geradezu Verfassungsrang“. Das Zentrum für politische Schönheit, das an der Störaktion maßgeblich beteiligt war, hätte sich Herles zufolge dem Sommerinterview grundsätzlich widmen sollen.
„Aber dieses sogenannte Künstlerkollektiv machte nur Schleichwerbung für Alice Weidel – die wusste, dass die Rolle des Opfers ein Geschenk war für sie“, so Herles. Das Format des Sommerinterviews stehe heute „vor allem dafür, dass die Sender ihren Auftrag vorgaukeln“.


